Kurz vor dem Wechsel an der Spitze kann die Führungsakademie aufatmen: Die nach einer anonymen Anzeige eingeleiteten Ermittlungen zu ihrem Finanzgebaren wurden eingestellt. Die Vorwürfe seien teils widerlegt, teils nicht erhärtet worden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart/Karlsruhe - Der scheidende Generalsekretär der Führungsakademie des Landes, Thomas E. Berg (65), steht nicht länger unter dem Verdacht der Untreue. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat die Ermittlungen gegen ihn und zwei weitere Beschuldigte jetzt nach zweieinhalb Monaten eingestellt, wie ein Behördensprecher bestätigte. Die in einer anonymen Anzeige erhobenen Vorwürfe zum Finanzgebaren der Kaderschmiede hätten sich teils widerlegen lassen und teils nicht bestätigt. Daher sei das Verfahren mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden.

 

In der anonym erstatteten Strafanzeige, hinter der ein ehemaliger Mitarbeiter vermutet wurde, waren Zahlungen an ein Coaching-Institut, hohe Honorare für Referenten sowie angeblich überzogene Aufwendungen für Dienstreisen ins Ausland thematisiert worden. Berg hatte die Vorwürfe als völlig unbegründet zurückgewiesen und dies mit einer mehrseitigen Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft untermauert. Zudem hatte er auf Untersuchungen durch Wirtschaftsprüfer und den Rechnungshof verwiesen, die nichts beanstandet hätten. Das Staatsministerium hatte eine eigene Untersuchung zunächst zurückgestellt.

Durch die Einstellung kann sich Berg nun kurz vor der Verabschiedung in den Ruhestand bestätigt sehen. Erfreut äußerte er sich über den Zuspruch, den er angesichts des Verfahrens erhalten habe. „Ich hatte nie Zweifel daran, dass die Vorwürfe keine Substanz haben“, sagte der ehrenamtliche Präsident der Akademie, der Grüne Ralph Bürk. Zugleich zeigte er sich besorgt, „wie schnell man durch haltlose Anschuldigungen in eine belastende öffentliche Wahrnehmung kommen kann“.

Die Nachricht von der Staatsanwaltschaft erreichte die Verantwortlichen der Führungsakademie kurz vor der Beratung über den Nachfolger Bergs an diesem Mittwoch. Auf die Ausschreibung der Stelle des Generalsekretärs hatten sich 42 Bewerber gemeldet. Daraus waren dem Vernehmen nach drei ausgewählt worden – eine Frau und zwei Männer -, die sich dem Aufsichtsrat vorstellen sollten. Dessen Entscheidung muss anschließend noch vom Kabinett gebilligt werden. Erst dann werde die Öffentlichkeit informiert, sagte eine Sprecherin des Staatsministeriums vorab.

Berg war seit 1995 hauptamtlicher Generalsekretär der Akademie, die Führungskräfte des Landes fortbildet. Bereits im Sommer hatte es einen ersten Versuch gegeben, seine Nachfolge zu regeln: Die Wahl fiel damals ohne vorherige Ausschreibung auf den ehemaligen Grünen-Landtagsabgeordneten Kai Schmidt-Eisenlohr (38), einen promovierten Wirtschaftsingenieur. Dieser trat die mit Besoldungsgruppe B 3 (Grundgehalt: 7700 Euro) dotierte Stelle jedoch nicht an, weil er ein auch finanziell noch attraktiveres Angebot erhielt: Er wird 2017 neuer Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft des Landes, Baden-Württemberg International.