Der aussichtsreichste Kandidat auf den Chefposten im Beamtenbund will die öffentlichen Haushalte von den Pensionslasten befreien. Ein Interview mit Klaus Dauderstädt.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Peter Heesen tritt im November nach neun Jahren als Vorsitzender des Beamtenbundes ab. Für die Nachfolge bereit steht Klaus Dauderstädt, der im ersten Interview nach Bekanntgabe seiner Kandidatur erklärt, was er verändern will.

 

Herr Dauderstädt, ist es riskant, in die Fußstapfen einer so markanten Persönlichkeit wie Peter Heesen zu treten?
Wenn man versuchen wollte, ihn zu imitieren, wäre das so. Ich werde aber meinen eigenen Stil pflegen. Peter Heesen ist ein inhaltlich äußerst breit aufgestellter und stark vernetzter Vorsitzender. Er hat es geschafft, die Verweigerungshaltung einer Standesorganisation in konstruktives Handeln umzuwandeln, im Tarifbereich auf Augenhöhe mit Verdi anzutreten und gesellschaftspolitische Themen anzustoßen. Ich werde versuchen, diese Reputation aufrecht zu halten und auszubauen.

Eine Rückkehr zu einer früheren Betonpolitik des Beamtenbundes, in der alle Veränderungsideen abgelehnt wurden...
...wird es mit mir nicht geben.

Zieht mit Ihnen ein nüchterner, aber auch kooperativerer Führungsstil in den Beamtenbund ein?
Das habe ich im Bundesvorstand als eines meiner internen Ziele ausgegeben. Peter Heesen ist eine dominante Führungspersönlichkeit. Bei mir würde in der Tat wieder mehr Transparenz und Kollegialität einziehen. Wer, wie ich, als Übergangskandidat gilt – was wegen meines Alters auf der Hand liegt –, der muss die nächste Führungsgeneration einbinden und an Führungswissen beteiligen, was Heesen relativ selten getan hat. Das soll anders werden.

Bisher haben sich zwei Kandidaten zu erkennen gegeben: der bayerische Landesbundvorsitzende Rolf Habermann und Sie. Rechnen Sie mit weiteren Kandidaturen?
Die Perspektive, dass es noch weitere Kandidaten gibt, ist in der DBB-Tradition klein. Phönixe aus der Asche haben wir selten. Wenn einer der beiden Kandidaten wegbrechen würde, gäbe es eine neue Situation, aber das sehe ich im Augenblick nicht.

Die Absprachen hinter den Kulissen sind so weit gediehen, dass Sie sich die größten Chancen ausrechnen können?
Ich gehe davon aus, dass ich eine deutliche Mehrheit bekommen werde. Sonst würde ich nicht antreten.

Sie treten für volle fünf Jahre an?
Genau das tue ich. Wenn ich dem Gewerkschaftstag erklären würde, nur für zwei Jahre anzutreten, nähme ich ihm die Kompetenz, über die Nachfolge zu entscheiden. Dann müsste der Hauptvorstand meinen Nachfolger wählen.

Heesen hat verzichtet, weil er mit seinen fast 65 Jahren künftig nicht überall als Pensionär angesehen werden will. Sie werden zwei Tage nach der Wahl 64 Jahre. Wo ist da der Unterschied – dass Sie als Angestellter nicht pensioniert werden?
Peter Heesen bekommt am 8. Oktober die Entlassungsurkunde, dann ist er zwangsläufig Pensionär. Ich bin Angestellter einer Gewerkschaft, und die Entscheidung über meinen Ruhestand liegt in meiner Hand. Mein Alter ist natürlich ein Handicap. Scherzhaft gesagt: Ich bin nicht nur am gleichen Tag geboren wie Prince Charles, sondern weiß ebenso, was es heißt, auf den Thron zu warten. Umgekehrt mutet man unseren Mitgliedern zu, bis 67 zu arbeiten. So kann jemand, der bis 68 Jahren arbeiten will, nicht gleich den Stuhl vor die Tür gestellt bekommen. Mir gefällt die Herausforderung, meinen Erfahrungsschatz mit einem gewissen Maß an Kontinuität und einem Wandel im Führungsstil zu koppeln.

Warum ist Ruhe und Stabilität gerade jetzt wichtig, wie Komba-Chef Ulrich Silberbach meint?
Auf dem Gewerkschaftstag wollen wir den Tarifbereich in die Gesamtorganisation integrieren – wenn wir dabei intern große Unruhe hätten, würde das Ziel des Prozesses – eine größere Geschlossenheit und Stärke von Beamten und Arbeitnehmern – verfehlt. Wir führen mit Verdi gemeinsam Tarifverhandlungen, aber wir wissen nicht, ob das ewig so bleibt. Auf dem jüngsten Verdi-Gewerkschaftstag gab es einige Anträge, diese Kooperation zu beenden. Sollte das mal so kommen, müssen wir aufrecht und alleine gehen können.