Bei einem der großen Sozialdienstleister Stuttgarts, der Evangelischen Gesellschaft, steht ein Wechsel in der Leitung der Firma bevor. Heinz Gerstlauer, derzeitiger Vorstandsvorsitzender, geht 2018 in den Ruhestand. Von sofort an wird ein Nachfolger gesucht.

Stuttgart - Die Evangelische Gesellschaft (Eva), ein Sozialunternehmen mit Millionenumsatz, sucht einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Die Stelle war am Donnerstag bereits in der Wochenzeitung „Die Zeit“ ausgeschrieben und wird an diesem Wochenende in den regionalen Medien erscheinen. Die Bewerber müssen ordinierte Theologen sein, da zu ihrem Verantwortungsbereich unter anderem die Theologie und Seelsorge zählen werden. Heinz Gerstlauer, derzeit Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Gesellschaft und Leiter der gesamten Eva, wird 2018 in den Ruhestand gehen.

 

Gerstlauer hat Wurzeln in der Region. Er ist in Geislingen geboren und aufgewachsen, war Pfarrer in Reutlingen-Gönningen und hat in Tübingen und Mainz evangelische Theologie sowie Pädagogik studiert. Er absolvierte berufsbegleitend einen Postgraduiertenlehrgang für das Management von Non-Profit-Organisationen an der Universität Fribourg und schloss die Weiterbildung Social work in Europe an der katholischen Universität Eichstätt mit dem Master ab. Seit 1995 ist er Vorstandsvorsitzender der Eva, am 30. Juni 2018 wird er im Alter von 65 Jahren das Unternehmen verlassen.

Verantwortlich für Qualität und Wirtschaftlichkeit

Dem neu zu besetzenden Posten im Vorstand gehören drei Fachabteilungen an: die Dienste für junge Menschen, die Dienste für Kinder, Jugendliche und Familien in der Region sowie in Stuttgart. Gerstlauer ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Eva-Töchter Neue Arbeit, Eva Heidenheim, Youcare, Evalino und des Verlags. Gerstlauers Nachfolger oder Nachfolgerin wird – gemeinsam mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern – für das diakonische Profil, die fachliche Qualität und das wirtschaftliche Ergebnis der Gesellschaft und ihrer acht Tochtergesellschaften verantwortlich sein.

Derzeit ist die Eva in fünf Landkreisen aktiv und beschäftigt allein bei der Stuttgarter Muttergesellschaft etwa 1200 Fachkräfte; weit über 900 Menschen unterstützen die Arbeit ehrenamtlich. Die Eva akquiriert jährlich etwa sechs Millionen Euro aus Vermächtnissen und Spenden, die Zuschüsse aus öffentlichen Kassen der Jugend- und Sozialhilfe summiert sich auf rund 200 Millionen Euro jährlich allein in Stuttgart.

Keine interne Ausschreibung

Die Bewerbungsfrist endet bereits am 31. März dieses Jahres. „Die sechs Wochen Ausschreibungsfrist sind im Rahmen. Wir hoffen, Ende Juni 2017 eine Entscheidung treffen zu können“, sagt Ulli Arnold, Aufsichtsratsvorsitzender der Eva und Herr des Stellenbesetzungsverfahrens. Der lange Zeitabstand zum Besetzungstermin am 1. Juli 2018 sei der Tatsache geschuldet, dass die Kündigungsfristen der Bewerber zu beachten seien. Arnold: „Außerdem wissen wir ja nicht, ob die betreffende Person dann tatsächlich zusagt. Im schlimmsten Fall müsste es eine zweite Ausschreibung geben.“ Eine interne Ausschreibung sei den Zeitungsinseraten nicht vorangegangen. „Jeder möge sich jetzt bewerben“, sagt der Aufsichtsratschef.