Die Bezirksvorsteher aus Feuerbach und Weilimdorf mussten am Donnerstag ihre Amtssitze räumen.

Weilimdorf/Feuerbach - Seit dem 11. 11. sind die Narren eher im Hintergrund los, spätestens seit dem Schmutzigen Donnerstag sind sie auch im Straßenbild nicht mehr zu übersehen. Der närrischen Tradition folgend haben die Jecken in Feuerbach und Weilimdorf die Rathäuser ihrer Bezirke gestürmt und dort die Herrschaft an sich gerissen.

 

Die Weilemer Hörnleshasa machten aus der Gaudi am Löwen-Markt eine Reise durch die deutsche Fernsehgeschichte. Von „Wetten, dass . . .?“ über „1, 2 oder 3“ und „Dalli Dalli“ bis hin zu „Herzblatt“ wurden altbekannte Sendungen aufgegriffen und zum Besten gegeben. Bei der Außenwette musste sich die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich trotz ihres Einsatzes geschlagen geben. Sie lautete: „Wetten, dass sie es nicht schafft, ihren Thron im Rathaus zu behalten?“

Zuvor aber galt es für sie, einen Eignungstest zu absolvieren, den alle Beamten über 60 Jahre bestehen müssen. Das behauptete zumindest der Vorsitzende Volker Blanke. Obwohl eigentlich noch zu jung, bezog die Bezirksvorsteherin zu den Fragen Stellung. „Blick Solitude wird abgerissen, das wird man akzeptieren müssen. Weil das Bauwerk sehr marode, ist das die einzige Methode“, reimte sie. Und weiter zum Thema Senioren: „Die bleibet besser glei’ daheim, das Altenheim isch viel zu klein.“ Auch der gewünschte Kreisverkehr an der Solitude-/Glemsgaustraße kam zur Sprache. Zich forderte alle Hörnleshasen dazu auf, beim Bürgerhaushalt dafür zu stimmen: „Also schwinget eure Pfoten, und macht fleißig mit beim Voten.“

Auch in Feuerbach übernehmen die Narren das Rathaus

Weiter ging’s mit ein paar Dalli-Dalli-Fragen, bei denen Zich sich keine Blöße gab. Wann wurde das Weilimdorfer Rathaus bezogen? „1986.“ Seit wann gibt es den Stadtteil Giebel? „Seit 60 Jahren.“ Welcher bekannte Politiker speiste oft in einer Weilimdorfer Pizzeria? „Günther Oettinger.“ Einzig bei Fragen zur Narrenzunft geriet die Bezirksvorsteherin ins Stocken. Das machte sie aber mit ihrem Auftritt beim „Herzblatt“ wieder wett. Drei Kandidaten standen zur Wahl, alle drei laut Volker Blanke „vermögend, ehrgeizig, pünktlich, kultiviert, treu und gut gebaut“. Bei dem Überangebot an Attraktivität konnte sich Zich nicht entscheiden und mit einem koketten Kichern verkündete sie, Trigamistin zu sein und alle drei zu nehmen. „Einen für morgens, einen für mittags und einen für abends“, lautete ihre Herangehensweise. Am Ende gab’s aber doch nur ein Herzblatt, und zwar einen Schneehasen – „ein Flüchtlingshas’“, wie die Hörnleshasa erklärten. Zich nahm ihn sogleich unter ihre Fittiche und bewies ihren Integrationswillen auch an diesem Narrentag.

Zeitgleich in Feuerbach: Mit viel Tamtam und Getöse trafen die Narrenzunft und die First Guggen Band Stuttgart vor dem Feuerbacher Rathaus ein. Ihr Plan: Sie wollten die Bezirksvorsteherin entmachten, das Stadtkässle plündern und bis Aschermittwoch die Regierungsgeschäfte übernehmen. Zunächst einmal besetzten sie den Wilhelm-Geiger-Platz und verschafften sich Gehör: „Schultes gib den Schlüssel raus, wir wollen rein in dieses Haus. Geh du eine Weile spazieren und überlasse uns das regieren“, rief der Bock der Narrenzunft. Die stellvertretende Bezirksvorsteherin Susanne Ramp, die das Rathaus verteidigte, zeigte sich wenig beeindruckt – daran änderten auch die Versuche nichts, sie mit ein paar Versen und Liedern zur Aufgabe zu zwingen. Erst als die Jecken gemeinsam mit den vielen verkleideten Kindern richtig für Lärm sorgten, strich die Stadtverwaltung die Segel. „Bei dem Lärm können wir nicht schaffen. Macht doch, was ihr wollt, wir legen uns solange nach Bad Cannstatt in die heiße Quelle“, sagte Ramp.

Als Hippies verkleidet mischten sich die Rathausmitarbeiter aber zunächst einmal unters Faschingsvolk und schunkelten kräftig mit, als Andrea Bergs „Du hast mich 1000 Mal belogen“ durch die Lautsprecher ertönte. Kaum den Rathausschlüssel ergattert, gab es auch gleich ein paar gut gemeinte Ratschläge der Narren: Der Weihnachtsmarkt sei prima, aber er könne noch etwas weihnachtlicher werden. Dies dürfe aber wiederum nicht zu Mehrkosten für Schulen und soziale Organisationen führen, dass die sich eine Teilnahme nicht mehr leisten könnten.

Daumen drücken heiße es dagegen beim Maibaumfest, nachdem die First Guggen Band nun die Organisation von der Chorvereinigung übernommen habe.