Versiegelung der Reaktoren mit Kunstharz? - Weiterer Ort von erhöhter Strahlung betroffen.

Tokio - Es ist die schiere Verzweiflung im Kampf gegen die Strahlen-Lecks in FukushimaJapans Regierung will die verstrahlten Trümmern mit Kunstharz besprühen lassen, um die Radioaktivität einzudämmen. Dabei soll ein ferngesteuertes Fahrzeug zum Einsatz kommen.

 

Erhöhte Strahlung in Ort nahe dem Kraftwerk - Präsident des Atomkonzerns im Krankenhaus

Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch. Die Messwerte für radioaktives Jod-131 im Meerwasser vor Fukushima kletterten nach Angaben des Fernsehsenders NHK auf einen Rekordwert. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA riet Japan zur weiteren Evakuierung eines Ortes in der Nähe des zerstörten Atomkraftwerks Fukushima. Der Präsident des Atomkonzerns Tepco kam mit "Bluthochdruck" ins Krankenhaus.

In dem 7000-Einwohner-Ort Iitate im Nordwesten des Kraftwerks hätten Teams der Atombehörde die höchsten Strahlungswerte gemessen, sagte der IAEA-Experte für nukleare Sicherheit, Denis Flory am Mittwoch in Wien.

Regierung und Atomexperten in Japan diskutierten "jede Möglichkeit", um das havarierte Kraftwerk unter Kontrolle zu bringen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch nach Angaben von Kyodo.

Wetterlage treibt radioaktive Partikel in Richtung Tokio

Der Hintergrund: An der Küste bei Fukushima wurde der gesetzliche Grenzwert an radioaktivem Jod-131 um das 3355-Fache überschritten. Der Wind drehte am Mittwoch in Richtung Tokio. Mit ihm könnten radioaktive Partikel den Ballungsraum mit seinen 35 Millionen Menschen am Donnerstag für einige Stunden erreichen. Das meldete der Deutsche Wetterdienst in Offenbach.

Das Besprühen der Fukushima-Trümmer mit wasserlöslichem Kunstharz soll Donnerstag beginnen. Die Harzschicht könnte verhindern, dass der Küstenwind radioaktiv belasteten Staub fortträgt.

Spezialgewebe für Reaktor und Tankschiff für verseuchtes Wasser im Gespräch

Die Regierung überlegt außerdem, die Reaktoren mit Spezialgewebe abzudecken. Um was für ein Gewebe es sich handeln könnte, sagte Edano bei der Pressekonferenz nicht. Als dritte Notmaßnahme ist im Gespräch, radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Kraftwerk in ein Tankschiff auf dem Meer zu pumpen.

Denn das kontaminierte Wasser in den Kellern von Fukushima konnte wegen fehlender Tanks bisher nur teilweise abgepumpt werden. Es gefährdet die Gesundheit der Techniker und Arbeiter, die die vier am schwersten beschädigten Reaktoren unter Kontrolle bringen sollen.

Dort drohen bei einem neuerlichen Ausfall der Kühlung nach wie vor Kernschmelzen. Der Stromkonzern Tepco räumte am Mittwoch ein, dass diese vier Blöcke nach wie vor nicht unter Kontrolle sind. Vorstandschef Tsunehisa Katsumata sagte in Tokio, der Konzern habe noch kein genaues Konzept zur Bewältigung des Atomunfalls.