Nach N.A.F.I.s Pleite rückt der Verfolger TSV Weilimdorf dem Meisterschaftsanwärter auf drei Zähler nahe.

Stuttgarter Norden - Viel verrückter geht es kaum: Noch vor Wochenfrist hatte der SV Sillenbuch auf eigenem Platz gegen den Abstiegskandidaten TSVgg Münster mit 0:6 verloren. Nun verblüfften die Sillenbucher mit einem 1:0 beim Bezirksliga-Spitzenreiter N.A.F.I. Stuttgart, der in der laufenden Runde bis dahin zu Hause keinen einzigen Zähler abgegeben hat. Verfolger TSV Weilimdorf gab sich dagegen keine Blöße und ist nun wieder auf Tuchfühlung. Damit nicht genug, denn die Münsterer verloren ihrerseits gegen das Schlusslicht Croatia Stuttgart. Der Tabellenletzte, der am Sonntag eine Serie von 16 Spielen ohne Sieg beendete, darf nun wieder hoffen, vielleicht doch noch den Klassenverbleib zu schaffen. Zumal es weder dem SSV Zuffenhausen noch dem TV 89 Zuffenhausen gelungen ist, sich im Kampf gegen den Abstieg etwas Luft zu verschaffen.

 

Sieben Siege in Serie, 43:6 Tore – es gab wenige, die geglaubt haben, dass N.A.F.I. Stuttgart in dieser Saison noch ein Spiel verlieren würde. Doch siehe, selbst eine so beeindruckende Serie kann reißen. 0:1 gegen den SV Sillenbuch, der sieben Tage zuvor von einem Abstiegskandidaten gedemütigt worden war. Doch gegen den Tabellenführer rehabilitierte sich der SV auf beeindruckende Weise. „Sillenbuch hat richtig gut verteidigt“, lobt N.A.F.I.-Coach Damir Bosnjak. Und so kam der hoch gewettete Spitzenreiter nur selten zu Chancen. Bei der ersten in der 35. Minute missriet Ugur Capar das Zuspiel auf Adnan Akcan. Bei der zweiten verfehlte Erdem Ürün sein Ziel. Und in Hälfte zwei schafften es bei einer dreifachen Tormöglichkeit weder Akcan noch Capar und auch nicht der Nachsetzende Filip Anic, den Ball im Tor der Gäste unterzubringen. „Machen wir das 1:0, dann gewinnen wir das Spiel“, ist sich Bosnjak sicher. Doch stattdessen setzte es in der 70. Minute das 0:1. N.A.F.I.-Schlussmann Hadis Grahic holte den Sillenbucher Top-Torjäger im Strafraum von den Beinen. Blessing schoss den darauf gegen die Gastgeber verhängten Strafstoß selbst, der aber von Grahic pariert wurde. Allerdings landete der Ball nach der Parade wieder von den Füßen des Sillenbucher Angreifers, der sich diese zweite Chance nicht entgehen ließ.

Deutlich früher kassierte der TSV Weilimdorf seinen ersten Gegentreffer. Bereits nach drei Minuten führte der abstiegsgefährdete TV 89 Zuffenhausen durch ein Tor von Dennis Klose, der nach Vorarbeit von Tobias Cullison getroffen hatte. Doch im Gegensatz zum Tabellenführer rückte der zweitplatzierte TSV die Kräfteverhältnisse schnell gerade. Innerhalb der nächsten sechs Minuten wandelten Bojan Nikolic, Tamer Fara und Güney Cömert den Rückstand in eine 3:1-Führung um. Patrick Härle, der das 2:1 und das 3:1 vorbereitet hatte, stellte das Resultat noch vor der Pause auf 4:1, womit die Zuffenhäuser unter dem Strich noch gut bedient waren. In der zweiten Hälfte verbuchten die Weilimdorfer zwar noch einige Möglichkeiten, konnten aber erst in der Schlussminute durch Josip Casic auf 5:1 erhöhen. „Wir haben viel zu früh den Ausgleich kassiert“, urteilte TVZ-Coach Sven Peuckert. „Und nach dem 1:3 war es eigentlich gelaufen.“ TSV-Trainer Marco Scheel, dessen Vertrag wie der des Co-Trainers Daniel Goss und des Torwarttrainers Stefan Klein verlängert worden ist, zeigte sich mit der Darbietung seiner Mannschaft sehr zufrieden: „So kann es weitergehen, auch wenn wir es nach wie vor nicht mehr selbst in der Hand haben, Meister zu werden.“

Zehn Minuten reichten aus, um die Kluft zwischen den Weilimdorfern und dem Tabellendritten MTV Stuttgart auf zehn Punkte anwachsen zu lassen. Denn in besagten zehn Minuten – übrigens den letzten der Partie – verspielte das Team von Trainer Francesco Mazzella di Bosco einen durchaus möglichen Sieg gegen die TSVgg Plattenhardt. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit mit nur wenigen Chancen auf beiden Seiten knackte Willie Sauerborn in der 53. Minute die Plattenhardter Abwehr und traf zum 1:0. Kurz darauf verpasste es Kristian Benakovic, die Führung auszubauen. Sein Schuss landete am Innenpfosten, von wo der Ball wieder zurück ins Feld sprang. Dieses Auslassen von Möglichkeiten rächte sich: In der 79. Minute leitete ein Einwurf für den MTV einen Konter für die Plattenhardter ein, der ihnen den 1:1-Ausgleich brachte. „Danach haben wir erst die Köpfe hängen lassen, dann kopflos gespielt“, sagt Mazzella di Bosco, dessen Team sich in der verbleibenden Zeit noch zwei weitere erfolgreich abgeschlossene Konter der TSVgg einfing.

Seit Sonntag steht fest: Der Gewinner der „türkischen Meisterschaft“ in der Stuttgarter Bezirksliga heißt FC Stuttgart-Cannstatt. Mit 2:1 setzte sich die Mannschaft des Trainer-Gespanns Ümit Sahin/Recep Yildiz gegen den SV Ümmet Stuttgart durch. Die Gäste, die in der Winterpause vor allem ihren Angriff personell verstärkten, rannten sich immer wieder in den dicht gestaffelten Abwehrreihen des FC fest. „Derby-Stimmung kam irgendwie keine auf“, sagte Sahin. Das einzige Tor des SV Ümmet resultierte aus einem direkt verwandelten Freistoß. Doch da hatte Sahins Mannschaft schon zwei Treffer vorgelegt: In der 33. Minute traf Kaan Korkmaz, in der 74. Minute Harun Halilovic. Kein besonders großes Polster, aber eines, das letztendlich reichen sollte. „Ein großes Lob an meine Jungs, die haben das taktisch richtig gut gemacht“, sagte Sahin.

Rundherum zufrieden ist auch Gökhan Dogan, Trainer der Sportvg Feuerbach. Zu Recht, denn schließlich haben seine Kicker den Abstand auf die Gefahrenzone durch den 2:0-Sieg beim SV Vaihingen auf acht Punkte ausgebaut. Zwar hatten die verbissen kämpfenden Platzherren auf dem nicht gerade ebenen Rasenplatz an der Dürrlewangstraße leichte Vorteile, aber Sportvg-Schlussmann Daniel Weyershäuser entschärfte die gefährlichen Situationen. Kurz vor der Pause schlugen dann die Gäste zu: Nach einem Foul an Gökhan Öztürk nahe des Strafraumrands versenkte Aykut Can den Freistoß zur Feuerbacher Führung. Zu Beginn der zweiten Hälfte drängten die Vaihinger auf den Ausgleich, doch die Gäste eroberten sich die Feldhoheit zurück und legten durch Öztürk das 2:0 nach.

Ordentlich gespielt, ein Mal durch Fabian Eichner den Pfosten getroffen, dann schließlich doch geführt – und trotzdem stand der SSV Zuffenhausen nach dem Kellerduell gegen die Spvgg Möhringen mit leeren Händen da. Denn aus dem 1:0 durch Josip Mataija, der in der 52. Minute einen Alleingang erfolgreich abschloss, war bis zur 68. Minute ein 1:2-Rückstand geworden. Das schlug bei den Zuffenhäusern mächtig auf die Moral – und zwar so heftig, dass Carmine Pescione in der 80. Minute einen Foulelfmeter weit über das Möhringer Tor setzte, womit die letzte gute Chance des SSV dahin war, wenigstens ein Remis zu erzielen.

Niederlagen und Unentschieden hatte Croatia Stuttgart in der jüngeren Vergangenheit zur Genüge. Und wie heißt es doch: Jede Serie reißt irgendwann einmal. In diesem Fall riss sie im Spiel gegen die TSVgg Münster, nach dem die Kroaten einen 4:0-Sieg feiern durften – der erste „Dreier“ seit dem 20. September 2015. „Wir hatten uns super auf den Gegner eingestellt und waren endlich auch einmal effektiv genug“, sagt Croatia-Coach Tomislav Babic. Zweimal traf Pero Mamic, ein Mal Nikica Seric und schließlich noch Kristijan Cagalj per Foulelfmeter. Damit wahrten sich die Kroaten die letzte Chance, weiter im Kampf um den Klassenverbleib mitzumischen. Oder, um es wie Babic humorig sagen: „Wenn man es ganz positiv ausdrücken will, dann haben wir den Rückstand auf Spitzenreiter N.A.F.I. auf 43 Punkte verkürzt.“