Am 25. Titelgewinn von Bayern München zweifelt kaum mehr jemand. Nach den 8:0 gegen den HSV und dem 6:0 in Paderborn fürchtet sich die Liga-Konkurrenz eher vor ähnlichen Demütigungen durch die Über-Bayern. Bayer Leverkusen hat schon ein Nachspielzeit-Trauma.

Düsseldorf - Der FC Bayern München verbreitet mit seinem Torrausch bei der Bundesliga-Konkurrenz Angst und Schrecken. „Das ist ganz großes Kino“, sagte Kölns Trainer Peter Stöger respektvoll zum erneuten Schützenfest des Fußball-Rekordmeister beim SC Paderborn. Wer mag da noch an die Isar reisen. „Es gibt liebere Orte, wo man hinfährt“, gab der Österreicher zu, der am Freitag mit seinem FC-Team wohl nur zur Schadensbegrenzung in München antritt.

 

„Wir haben nur noch ein kleines bisschen Luft nach oben“, meinte der sonst überkritische Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer nach dem 6:0 in Paderborn. Eine Woche vorher wurde der Hamburger SV mit 8:0 abgefertigt. „Man kann diesen Zug nicht aufhalten. Ich danke für dieses tolle Erlebnis“, sagte SC-Trainer André Breitenreiter nach der Lehrstunde fast ehrfürchtig.

Da die Bayern beim Spaziergang zum 25. Titelgewinn kaum noch Gegner fürchten müssen, suchen sie nach neuen Zielen. Wie in ihrer Rekord-Saison 1971/72 haben die Münchner nach 22 Spieltagen schon 59 Tore auf der Habenseite und könnten ihre damalige Bestmarke von 101 Einschüssen in einer Spielzeit übertreffen. Auf die Torjägerkanone kann zudem Arjen Robben hoffen, der mit einem Doppelpack in Paderborn nun mit 16 Treffern auf Platz eins der Liga-Schützenliste steht. Trotz der erdrückenden Dominanz der Münchner herrschte auch auf den anderen Plätzen keine Langeweile. Dafür sorgte schon Torwart Marwin Hitz vom FC Augsburg. Der 27-jährige Schweizer eilte kurz vor Schluss nach vorne und traf in der 94. Minute zum 2:2 gegen Bayer Leverkusen. „Ich habe nicht gewusst, dass ich einen Torjäger ins Tor stelle“, staunte FCA-Trainer Markus Weinzierl über das Torwart-Kunststück von Hitz, der mit einem Drehschuss aus fünf Metern traf.

Tief getroffen waren die Leverkusener, die vor Wochenfrist gegen den VfL Wolfsburg in der Nachspielzeit mit 4:5 verloren hatten und im Kampf um einen Champions-League-Platz nun zittern müssen. Für Bayer-Sportdirektor Rudi Völler war es eine „bitterböse Strafe“ und noch schlimmer als gegen Wolfsburg, „weil du danach zwei Punkte verloren hast“. Enttäuscht zeigte sich auch Trainer Roger Schmidt über den zweiten Last-Minute-Rückschlag in Serie: „Wir gehen da durch eine harte Schule.“ Auch beim Spiel zwischen Schalke 04 und Werder Bremen stand ein Torwart im Blickpunkt: Raphael Wolf. Er hatte in der 61. Minute einen 18-Meter-Schuss des Schalker Talents Max Meyer unter dem Körper zum 0:1 durchflutschen lassen. „Der Schuss war unhaltbar“, scherzte der Werder-Keeper über den Fauxpas. Nicht so lustig wäre der Patzer wohl gewesen, wenn dem Bremer Sebastian Prödl nicht Sekunden vor dem Ende noch das 1:1 gelungen wäre.

Der VfL Wolfsburg festigte seinen zweiten Platz hinter den Bayern

Der VfL Wolfsburg zementierte am Sonntag dank des derzeit in Hochform auftrumpfenden Stürmers Bas Dost seinen zweiten Platz hinter den Bayern. Der Niederländer war beim 2:1 gegen Hertha BSC erneut zweimal (10./74.) erfolgreich und hat nun schon elf Treffer erzielt, neun davon in den zurückliegenden fünf Partien. Borussia Mönchengladbach verpasste dagegen beim Hamburger SV die große Chance, sich als Dritter von den Verfolgern aus Schalke, Augsburg und Leverkusen etwas abzusetzen. Zoltan Stieber (73.) gelang der 1:0-Führungstreffer für den HSV, ehe Branimir Hrgota (90.+2) für die Borussia mit dem Last-Minute-Tor zum 1:1 noch einen Punkt rettete. „Zum Glück haben wir noch den Ausgleich gemacht“, sagte Borussia-Coach Lucien Favre.

Einen tollen Einstand feierte der neue Mainzer Trainer Martin Schmidt mit dem 3:1-Derbysieg gegen Eintracht Frankfurt. Für den Schweizer war es ein „schöner Ausgang einer sehr speziellen und anspruchsvollen Woche“. Als Wunderheiler bei den in Abstiegsgefahr geratenen 05ern will er nicht gesehen werden. „Der Trainer vor mir hat nicht alles falsch gemacht“, meinte Schmidt über Vorgänger Kasper Hjulmand.

Ein hartes Stück Arbeit war für Abstiegskandidat SC Freiburg das 1:1 gegen 1899 Hoffenheim. „Das Auftreten der Mannschaft war sehr ermutigend, aber es geht nur mit dieser Herangehensweise“, meinte Freiburgs Coach Christian Streich nach dem couragierten Kampf.

Immer größer wird der Druck für Hannover 96, das mit Europapokal-Ambitionen in die Saison gestartet war und nach dem 1:1 beim 1. FC Köln weiter auf einen Sieg in 2015 wartet. „Wir brauchen den Druck nicht kleinreden“, sagte 96-Manager Dirk Dufner vor der nächsten Partie gegen den Letzten VfB Stuttgart, bei dem Borussia Dortmund mit einem 3:2 weiter Krisenbewältigung betrieb. Für Köln geht es am Freitag beim FC Bayern nur darum, ein Tore-Debakel zu verhindern. „Wir schauen, dass es so wenige wie möglich werden“, versprach Stöger.