Die Trainer Pep Guardiola (City) und José Mourinho (United) sind mit ihren englischen Clubs so richtig in Schwung – sehr zur Freude der Fußballfans in Manchester.

Manchester - Die Saison in der Premier League steckt zwar noch in der Frühphase, es sind erst sieben Spieltage absolviert, doch eine Entscheidung ist, wie es aussieht, schon gefallen: Der Meister ist vom Thron gestoßen worden. „Was wir sagen können, ist das: Es gibt in England ein neues bestes Team“, urteilte die „Times“ nach der 0:1-Niederlage des amtierenden Titelträgers FC Chelsea im Spitzenspiel gegen Manchester City durch den Treffer des ehemaligen Wolfsburgers Kevin De Bruyne am vergangenen Wochenende – ohne allerdings zu klären, wer dieses neue beste Team ist: Tabellenführer City? Oder doch der Stadtrivale United, der punktgleich und nur wegen des schlechteren Torverhältnisses auf Platz zwei liegt?

 

In der Länderspielpause schauen die Menschen in Manchester mit besonderer Freude auf die aktuelle Rangliste. City und United sind noch ungeschlagen, sie dominieren die Liga und haben einen stattlichen Vorsprung auf die Verfolger. Fünf Punkte beträgt der Abstand auf Tottenham Hotspur, sechs auf Chelsea und den FC Arsenal, sieben auf den FC Liverpool. Schon früh in der Spielzeit deutet sich an, dass das Titelrennen ein Stadtduell werden könnte, ein Duell zwischen dem blauen und dem roten Teil Manchesters und zwischen den alten Trainer-Rivalen Josep Guardiola (City) und José Mourinho (United). Der Grund dafür ist, dass es beide Übungsleiter in ihrer zweiten Saison bei ihren jeweiligen Clubs besser schaffen als noch in der ersten, ihre Spielidee umzusetzen. Und dass beide Vereine im Sommer in großem Stil investiert haben.

Große Investitionen vor Saisonbeginn

Nach dem enttäuschenden dritten Platz in der vergangenen Spielzeit haben Citys Geldgeber aus Abu Dhabi rund 250 Millionen Euro ausgegeben und damit vor allem die Defensive gestärkt. Der von Benfica aus Lissabon übernommene Torwart Ederson ist in den ersten neun Pflichtspielen siebenmal ohne Gegentor geblieben und gibt der Mannschaft Sicherheit. Die Außenverteidiger Benjamin Mendy (aus Monaco) und Kyle Walker (von Tottenham) sind eine klare Verbesserung im Vergleich zur vergangenen Saison. Umso bitterer ist es, dass Mendy mit einem Kreuzbandriss bis Frühjahr ausfällt.

Beim Sieg gegen Meister FC Chelsea zeigte die Mannschaft allerdings, dass sie sich davon ebenso wenig durcheinanderbringen lässt wie durch den Ausfall von Torjäger Sergio Agüero (sechs Treffer in sechs Ligaspielen), der sich bei einem Taxi-Unfall bei einem Freizeittrip nach Amsterdam eine Rippe brach. Das ist die vielleicht wichtigste Erkenntnis für City: Der Kader ist breit genug, um nicht von einzelnen Spielern abhängig zu sein. Kein Profi ist unersetzlich.

Nach seinem Kreuzbandriss tastet sich auch Ilkay Gündogan langsam wieder an die Mannschaft heran. Sein deutscher Kollege Leroy Sané hat sich in der Offensive etabliert und traf in dieser Saison in zehn Pflichtspielen schon fünfmal. „Der Weg ist noch lang“, sagt Trainer Guardiola zwar mit Blick auf das Titelrennen, und er hat natürlich recht damit. Doch aktuell ist nicht zu erkennen, wer sein Team bremsen soll.

Derby Anfang Dezember

Vielleicht tatsächlich nur die Konkurrenz aus der eigenen Stadt. Manchester United holte am Wochenende gegen den Tabellenletzten Crystal Palace schon den vierten 4:0-Sieg in dieser Saison und profitiert ebenfalls von den Einkäufen im Sommer. Für insgesamt 100 Millionen Euro verlegte Angreifer Romelu Lukaku seinen Dienstsitz vom FC Everton nach Manchester und schoss in den ersten sieben Ligaspielen sieben Tore. Ein solcher Einstand war bei United vorher erst einem Profi gelungen: Andy Cole Anfang 1995. Ähnlich wichtig war die Verpflichtung von Nemanja Matic, der für knapp 45 Millionen Euro vom FC Chelsea kam und sich umgehend als Stabilisator im defensiven Mittelfeld etabliert hat.

Das Team ist in der zweiten Spielzeit unter Mourinho gieriger geworden. „In der vergangenen Saison hätten wir uns nach dem ersten Tor zurückgezogen. Jetzt treffen wir weiter“, sagt Mittelfeldmann Marouane Fellaini. Doch die echten Prüfungen (ohne den verletzten Paul Pogba) kommen erst noch. Nach der Länderspielpause geht es für United zum FC Liverpool, Anfang November zum FC Chelsea, einen Monat später ist das Stadtduell mit City terminiert. Die Partie könnte Aufklärung darüber bringen, wer die neue beste Mannschaft Englands ist.