Die Wahl eines neuen Präsidenten des Weltfußballverbandes Fifa ist beendet. Durchgesetzt hat sich Gianni Infantino. In deutschen Fußballkreisen sieht man darin eine Chance zur Erneuerung.

Zürich - Gianni Infantino ist neuer Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa Der 45-Jährige Schweizer setzte sich beim außerordentlichen Fifa-Kongress am Freitag in Zürich im zweiten Wahlgang gegen seine drei verbliebenen Gegenkandidaten durch. Infantino hat nach seiner Wahl den Beginn einer neuen Zeitrechnung für den Fußball-Weltverband angekündigt. „Ich will eine neue Ära bei der Fifa einläuten, bei der der Fußball wieder ins Zentrum rückt“, sagte der Schweizer am Freitag beim außerordentlichen Kongress in Zürich angesichts der schweren Krise des Dachverbands.

 

„Das ist der Zeitpunkt, wieder zurückzukehren zum Fußball. Es ist vorbei, wir blicken nach vorne, wir werden die Reformen umsetzen. Aber wir möchten auch den Respekt der gesamten Welt, die der Fußball-Welt geschuldet ist. Wir werden dafür sorgen, dass wir uns endlich auf das wunderbare Spiel Fußball konzentrieren können“, betonte der 45-Jährige. Der Schweizer hatte sich bei der Präsidentschaftswahl mit 115 Stimmen im zweiten Wahlgang durchgesetzt. 88 Stimmen entfielen auf den Mitfavoriten Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa, vier Stimmen erhielt Prinz Ali bin al-Hussein. Jérôme Champagne ging leer aus. Infantino folgt auf Joseph Blatter, der die Fifa seit 1998 geführt hatte und sich wegen der Glaubwürdigkeitskrise zurückgezogen hatte. Die DFB-Spitze, der Profifußball und Sponsoren sind sich einig: Die Wahl von Gianni Infantino zum neuen Chef des Fußball-Weltverbands ist vor allem eine große Chance zur Erneuerung. Der ehemalige DFB-Präsident und noch immer FIFA-Spitzenfunktionär Wolfgang Niersbach sieht nach der Wahl seines Wunschkandidaten den Weg für tiefgreifende Verbesserungen frei: „Ich traue Gianni Infantino zu, dass ihm die Wende in Sachen Ansehen und Glaubwürdigkeit der FIFA gelingt.“

DFB-Interimspräsident Rainer Koch sieht eine Spaltung des Weltfußballs abgewendet: „Ich bin sehr erleichtert, dass Gianni Infantino gewonnen hat und dass wir mit ihm in unserer europäischen Fußball-Gemeinschaft weiter sehr viel Einfluss auf den Weltfußball nehmen können.“ Infantino werde der Ausgleich zwischen Clubfußball und den Nationalmannschaften gelingen. Karl-Heinz Rummenigge, der als Vorstandschef des FC Bayern München auch Vorsitzender der Clubvereinigung ECA ist, sprach sich erneut gegen eine von Infantino versprochene Aufstockung der WM von 32 auf Teilnehmer aus: „Die FIFA muss ihrer Verantwortung für die Gesundheit der Spieler gerecht werden.“ IOC-Präsident Thomas Bach wünscht dem neuen FIFA-Chef „in diesen schwierigen Zeiten für den Fußball“ alles Gute bei der Umsetzung des beschlossenen Reformpakets. Bundesinnenminister Thomas de Maizière wünscht Infantino „viel Durchhaltevermögen beim nötigen Aufräumprozess der FIFA. Die Reformen müssen konsequent weiter vorangetrieben werden. Hier gibt es für den neuen FIFA Präsidenten viel zu tun“.

FIFA-Sponsor Adidas hält die Reformen für einen „wichtigen Schritt in die richtige Richtung“. Adidas erwarte von der FIFA und ihrer neuen Führung transparente Compliance-Standards, also etwa Regeln, die Korruption verhindern sollen. Der englische Fußballverbands FA sieht einen möglichen Kulturwandel mit Infantino: „Was uns Sorgen gemacht hat, war, dass man nicht sehen konnte, dass sich die Kultur dieser Organisation wandelt. Jetzt, nach heute, gibt es einen Wandel.“ Für den ehemaligen FIFA-Präsidenten Joseph Blatter ist Infantino ein „würdiger Nachfolger“. Der neue Chef habe „alle Qualitäten, meine Arbeit fortzusetzen und die FIFA wieder zu stabilisieren“, erklärte der suspendierte Blatter. Infantino zeichne sich durch Erfahrung, Kompetenz, strategische und diplomatische Fähigkeiten“ aus.