Beim Test gegen die Slowakei kann Bundestrainer Löw noch nicht ansatzweise seine EM-Elf aufbieten. Das Benefiz-Länderspiel in Augsburg gilt dennoch als „wichtige Standortbestimmung“. Für Jungstars geht’s um alles.

Ascona - Joachim Löw bittet zum Endspiel um die 23 EM-Tickets. Der 30-Stunden-Trip aus dem Schweizer Trainingslager nach Augsburg und zurück zum Lago Maggiore wird für die nur 20 mitreisenden Akteure zur finalen Bewerbung um einen der begehrten Kaderplätze für die Fußball-Europameisterschaft. Vor allem die Jungstars um den Schalker Leroy Sané, aber auch namhaftere Wackelkandidaten müssen sich am Sonntag (17.45 Uhr/ARD) gegen den EM-Teilnehmer Slowakei zeigen. „Für Spieler, die sich noch beweisen müssen, ist es ein ganz wichtiges Spiel. Sie können zeigen, dass sie in den Kader gehören“, sagte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke am Freitag in Ascona.

 

Das Benefiz-Länderspiel, das einen Reinerlös von vier Millionen Euro für die DFB-Stiftungen einbringen soll, sei auch aus sportlicher Sicht „nicht irgendein Freundschaftsspiel“, ergänzte Löws Assistent. Es ist „eine wichtige Standortbestimmung“ exakt 14 Tage vor dem Ernstfall in Lille gegen die Ukraine, verdeutlichte Köpke.

Im Fokus stehen neben den zuletzt verletzten Weltmeistern wie Sami Khedira, Benedikt Höwedes, Julian Draxler und dem gerade von einem Rippenbruch genesenen WM-Finalhelden Mario Götze die Neulinge im noch erweiterten 27-Mann-Kader. Leverkusens Torwart Bernd Leno erhielt bereits eine Einsatzgarantie. „Bernd macht sein erstes Länderspiel“, verkündete Köpke. Der 24-Jährige hätte schon im November 2015 gegen Holland debütieren sollen. Das Freundschaftsspiel in Hannover musste damals aus Sicherheitsgründen kurz vor dem Anpfiff abgesagt werden.

Fixkräfte machen den Ausflug nach Augsburg nicht mit

Nach dem schon einmal eingesetzten Schalker Youngster Sané darf das Trio Joshua Kimmich (FC Bayern), Julian Weigl (Borussia Dortmund) und Julian Brandt (Bayer Leverkusen) mit seiner Länderspiel-Premiere rechnen. Sie brennen darauf. „Ich will einfach frisch aufspielen“, kündigte der 20-jährige Brandt an. „Der Trainer wird noch sagen, was er sehen möchte. Das versuche ich dann einzubringen“, sagte Offensivkollege Sané im Trainingslager.

Löw erwartet letzte Aufschlüsse. „Für mich ist das Spiel eine gute Gelegenheit, dem einen oder anderen Spieler, den ich bei uns noch nicht so gesehen habe, von Anfang an oder im Laufe des Spiels eine Chance zu geben“, kündigte er an. Von seiner Wunschelf, die am 12. Juni in Lille gegen die Ukraine ins EM-Turnier starten soll, wird sich die Mannschaft in Augsburg noch deutlich unterscheiden.

Einige Fixkräfte wie Torwart Manuel Neuer oder noch nicht einsatzfähige Weltmeister wie Kapitän Bastian Schweinsteiger oder Mats Hummels werden den kurzen Abstecher in die Heimat gar nicht mitmachen. „Es macht keinen Sinn, 27 Spieler mit nach Augsburg zu nehmen“, begründete Köpke. Maximal 17 können eingesetzt werden.

Diejenigen, die wie Neuer in Ascona bleiben, sollen dort intensiv trainieren oder wie Kapitän Schweinsteiger ihr Aufbautraining fortsetzen. Weiter nur behandelt werden kann der Neu-Münchner Hummels nach seinem im DFB-Pokalfinale erlittenen Muskelfaserriss in der Wade. „Mats braucht noch einige Tage“, sagte Köpke. Bis zum Turnierstart soll der Innenverteidiger aber fit werden.

Vier Akteure müssen gestrichen werden

„Ich gehe kein Risiko ein“, sagte Löw zur Marschroute für den vorletzten EM-Test gegen den Weltranglisten-32. Slowakei. Immerhin bestanden Khedira und Götze in einem geheimen Trainingsspiel gegen die U20-Junioren des DFB einen ersten Einsatz unter halbwegs realen Wettkampfbedingungen. Götze zählte zwölf Tage nach seinem Rippenbruch sogar zu den Torschützen beim 7:0. Am Morgen danach durften die Spieler bei einer Radtour am Lago Maggiore aktiv regenerieren.

Am Freitagnachmittag gab Löw den Spielern erstmals frei. Lukas Podolski soll nach dem Pokalsieg in der Türkei mit Galatasaray Istanbul in Augsburg zum Team stoßen. Beim 1:0 gegen Fenerbahce war der 30 Jahre alte Turnierveteran der umjubelte Torschütze.

Gegen die Slowaken steht die Suche nach der Turnierformation noch hinten an. „Unsere Mannschaft ist relativ gut eingespielt über die letzten Jahre hinweg. Das Gerüst, der Stamm ist vorhanden“, meinte Löw. Der Reiz liegt vielmehr darin, dass der Bundestrainer zwei Tage später vier Akteure für die EM streichen muss. „Ich lasse die Trainingseinheiten und das Spiel in Augsburg auf mich wirken, um dann final eine wahrscheinlich unglaublich schwierige Entscheidung zu treffen“, sagte Löw. Die spannende Frage lautet: Können die Youngster Sané, Brandt, Kimmich und Weigl etabliertere Akteure wie Karim Bellarabi oder Sebastian Rudy verdrängen? „Es ist beeindruckend, wie selbstbewusst die Jungen auftreten“, lobte Köpke die Herausforderer.