Seit einigen Tagen rollt der Ball bei der EM. In der Stuttgarter Innenstadt wird getippt und mitgefiebert.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Innenstadt - Im Stuttgarter Rathaus heißt es zunächst „business as usual“: Veranstaltungen sowie Sitzungen finden regulär statt. Diese werden jedoch meistens vorüber sein, wenn die Fußballspiele um 20.45 Uhr beginnen. So werden Gemeinderatssitzungen nicht betroffen sein. Die Kernarbeitszeiten der Rathausmitarbeiter liegen ebenfalls außerhalb der Spielzeiten. Falls trotzdem jemand während eines Spiels arbeiten muss: „Wer die Spiele verfolgen möchte, sollte dies mit seinen Kollegen abklären“, sagt Sven Matis, ein Sprecher der Stadt. „Eventuell müssen er oder sie frei nehmen. Bei allem Verständnis für die Fußballfreude unserer Mitarbeiter: Die Arbeit hat Vorrang.“

 

Gleichwohl geht die EM am geschäftigen Rathaus nicht spurlos vorüber: „Natürlich sind in meinem Terminkalender die wichtigen Spiele frei gehalten. Als Sportreferat ist es bei uns auch Tradition, dass alle Spiele getippt werden. Nach jedem Spieltag schauen wir dann, wer von uns vorne liegt“, sagt die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Sechs Spielpläne sind aufgehängt, bei jedem einzelnen Spiel wird der Spielstand getippt, aber auch, welches Land als Gruppenerster oder Gruppenzweiter weiterkommen wird. Eisenmanns Tipp: Deutschland wird Europameister.

Auch Paninibildchen werden gesammelt

Besonders mitgefiebert für die deutsche Nationalmannschaft wird in der Abteilung Personenversicherung II bei der Allianz Versicherung in der Uhlandstraße: Dort wird am 21. Juni, dem Tag des ersten Viertelfinales, ein Abteilungsfest gefeiert. „Wir hoffen natürlich, dass Deutschland an diesem Tag spielt“, sagt Mitarbeiterin Linda Altmann. Dazu müsste die deutsche Nationalmannschaft allerdings den zweiten Platz der Gruppe B belegen. Bei der Allianz gibt es unter anderem seit drei Wochen eine abteilungsübergreifende Tippgemeinschaft von 24 Kollegen und Kolleginnen. „Auch Paninibildchen werden gesammelt“, sagt der Allianz-Sprecher Ulrich Hartmann. Und zwar ganz schön fleißig: Nur zwölf Bildchen fehlen in einer Abteilung noch zum kompletten Satz – die sind nun aber nachbestellt worden.

Fahnen und Wimpel in den Deutschlandfarben hängen bereits, aber auch die Landesfahne einer kroatischen Mitarbeiterin. Eine türkische Kollegin hat die Aufgabe übernommen, die Ergebnisse auf dem Spielplan einzutragen. Die Türkei hat sich nicht qualifizieren können, deshalb dürfte die Mitarbeiterin als neutral gelten. Und ein Trostpflaster solle es auch sein, sagt Ulrich Hartmann. Allianz-Azubis haben teilweise eigene Tippgemeinschaften, ebenso gibt es eine Tippgemeinschaft von sieben Mitarbeitern, die nur die Begegnungen mit deutscher Beteiligung tippen. Auch in der Abteilung von Linda Altmann wird getippt; der Einsatz beträgt zehn Euro. „Natürlich sind wir für Deutschland“, sagt Altmann. „Aber die Kollegen haben sehr unterschiedlich getippt: Polen, Holland, Spanien, Deutschland, Frankreich oder Italien.“

Alle hoffen auf Deutschland als Europameister

Ebenfalls getippt wird bei Dinkelacker-Schwaben Bräu in der Tübinger Straße: Dort läuft ein internes Tippspiel, an dem alle Mitarbeiter teilnehmen können. Einen Einsatz gibt es nicht, aber einen Anreiz zur Teilnahme dennoch: „Die Geschäftsleitung hat Gewinne ausgelobt“, sagt Bernhard Schwarz, der Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing. Getippt wird auf den Ausgang jedes Spiels. Am Ende gibt es eine Rangliste derjenigen Mitarbeiter, die am besten getippt haben. Gemeinsames Fußballschauen im Hof findet nicht statt. „Dafür beginnen die Spiele zu spät“, sagt Schwarz. Aber viele Gastronomiebetriebe, die von Dinkelacker-Schwaben Bräu beliefert werden, werden Mini-Public-Viewings veranstalten, an denen die Mitarbeiter teilnehmen könnten. Was tippt Schwarz selbst? „Ich bin optimistisch, was Deutschlands Erfolg bei der EM angeht. Ich tippe auf ein Endspiel Deutschland gegen Spanien.“

Wer im Finale am 1. Juli steht, wird in Ende Juni in den Halbfinals ausgespielt. Sollte es wirklich Deutschland gegen Spanien heißen, wäre dies eine Wiederholung des EM-Finals von 2008 – damals wurde Spanien mit 1:0 gegen Deutschland Europameister.