Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trifft bei der EM 2012 in Polen und Ukraine in der Vorrunde auf die Niederlande, Dänemark und Portugal - ein schweres Los.

Kiew - Reisestress und schwere Gegner: für Joachim Löws junge Mannschaft wird die EM-Mission 2012 schon in der Vorrunde zur Schwerstarbeit. Marco van Basten als Ziehungsbeauftragter bescherte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Auslosung in Kiew sein Heimatland Niederlande, Dänemark und Portugal als Gegner in der Gruppe B beim Turnier in Polen und in der Ukraine. „Ich glaube, dass es wahrscheinlich die stärkste Gruppe ist, die interessanteste und auch die ausgeglichenste. Wir können uns auf abwechslungsreiche Duelle freuen“, sagte der Bundestrainer.

 

Bangemachen gilt aber für Joachim Löw nicht: „Ich habe keine Angst. Vor dem Turnier wird viel diskutiert und gesprochen. Am Ende weiß man ganz genau, dass nur derjenige den Titel gewinnen kann, der die beste Form hat“, betonte Löw. Der Startschuss für den Weg zum ersehnten ersten Titel seit 1996 fällt für die DFB-Auswahl am 9.Juni (20.45 Uhr) in Lwiw mit dem Spiel gegen Portugal. Vier Tage später kommt es in Charkow (20.45 Uhr) zum Klassiker gegen die Niederlande, bevor am 17. Juni (20.45 Uhr) das Aufeinandertreffen mit Dänemark die Vorrunde abschließt.

Löw kaute am Stift

Angespannt verfolgte Joachim Löw in der vierten Reihe des Kunstpalasts Ukraina die Zeremonie und kaute immer wieder an seinem Stift. Neben ihm Oliver Bierhoff und Hansi Flick. Auf der pompös in Lila dekorierten Bühne wurden die EM-Fakten geschaffen. Und die konnten dem DFB-Trio nicht gefallen. Neben den schweren Gegnern stehen für die Deutschen drei lange Reisen aus dem Quartier an der polnischen Ostseeküste in die mehrere Flugstunden entfernten ukrainischen Spielorte Lwiw und Charkow an. Der Weg zum Finale am 1. Juli in Kiew könnte nach einer überstandenen Vorrunde immerhin leichtere Hürden aufweisen. Im Viertelfinale hieße der Gegner Polen, Griechenland, Russland oder Tschechien, die die leichteste Gruppe A bilden. Das Eröffnungsspiel am 8. Juni bestreiten Polen und Griechenland in Warschau.

Ein Duell mit dem großen Rivalen Spanien ist für Deutschland erst im Halbfinale möglich. Werden beide Topteams GruppenErster, wäre der Welt- und Europameister sogar erst im Endspiel möglicher Kontrahent. Lohn für den Gruppensieg wären kürzere Reisen in Viertel- und Halbfinale nach Danzig und Warschau. Der Titelverteidiger Spanien hat es in der ebenfalls attraktiven Gruppe C mit Italien, Irland und Kroatien zu tun. Die Gruppe D bilden die Ukraine, Schweden, Frankreich und England. Das Auftaktrio weckt für das Löw-Team derzeit durchaus positive Erinnerungen. Die Niederlande wurde erst vor gut zwei Wochen in Hamburg beim 3:0 spielend leicht in die Schranken gewiesen. Portugal wurde sowohl bei der WM 2006 (3:1) als auch im EM-Viertelfinale 2008 (3:2) bezwungen. Ausgerechnet der vermeintlich leichteste Gegner Dänemark bereitete Deutschland bei großen Turnieren traditionell Probleme – zuletzt bei der EM-Finalniederlage 1992 in Schweden (0:2).

Lob von allen Seiten

189 Tage vor dem Eröffnungsspiel bekam die DFB-Auswahl schon Lob von allen Seiten. Vicente del Bosque bezeichnete sie als gestandene Mannschaft. „Die Deutschen wollen es uns bestimmt zeigen“, sagte der Trainer Spaniens. Auch der Uefa-Präsident Michel Platini hat höchsten Respekt. „Deutschland hat eine tolle junge Mannschaft beisammen – eine Generation für die Zukunft“, sagte der Franzose.

Spätestens am 4. Juni wird der deutsche EM-Tross in sein Luxusquartier Dwór Oliwski, zwischen Danzig und dem Seebads Sopot gelegen, einziehen. Wenige Stunden vor der Auslosung hatte der DFB verkündet, dass die Generalprobe zwischen dem 1. und 5. Juni in Leipzig stattfinden wird. Zuvor steht auch noch ein Auswärts-Testländerspiel – vermutlich während des Trainingslagers in Südfrankreich (19. bis 31. Mai) – auf dem Programm. Dort will Joachim Löw seinen Kader geistig und körperlich fit für die Europameisterschaft machen. Während der Bundesligasaison ist nur noch ein Testspiel gegen Frankreich am 29.Februar in Bremen terminiert. Schon am Samstag will sich Löw mit den Gruppengegnern zusammensetzen, um organisatorische Details zu klären. Mit seinem Stab wird sich der Chefcoach dann intensiv auf die Suche nach den letzten beiden Testgegnern machen, die der Spielphilosophie der starken Vorrundengegner möglichst ähneln sollen.