Die Wolfsburger Ultragruppe „Stadtgang Ultras 2015“ zieht nach einem missratenen Spruchband Konsequenzen. Auch Ultras der Stuttgarter Kickers sorgen mit einem Aufkleber für Aufregung.

Stuttgart - Ultras sind Fußballfans, die ihre Mannschaft im Stadion lautstark unterstützen und so in Deutschlands Fußballstadien für eine einzigartige Atmosphäre sorgen. Mit Fangesängen, Spruchbändern und Aufklebern prangern sie immer wieder Probleme in Sport und Gesellschaft an, nutzen diese Form aber auch, um mit den Gruppen verfeindeter Vereine zu kommunizieren.

 

Dabei kommt es häufig zu peinlichen Pannen und Beleidigungen bestimmter Gruppen. Die Facebook-Seite „Ultrapeinlich“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, „die schlimmsten Entgleisungen deutschsprachiger Fankurven zu dokumentieren.“ Beleidigende Inhalte aus den Fankurven sollen in konzentrierter Form in den sozialen Medien auf Missstände aufmerksam machen und zu einem Umdenken anregen.

Druckten Kickers-Ultras sexistischen Aufkleber?

Am 8. März postete die Twitter-Seite der Institution einen Aufkleber der Kickers-Ultra-Gruppierungen „Blaue Bomber“ und „Young Care“. Dieser zeigt eine junge Frau, die nur mit einem Kickers-Bikini bekleidet ist.„KICKERS SIND GEILER“, die Botschaft des Stickers, ist unübersehbar in der Mitte zu sehen. „Ultrapeinlich“ bezeichnet diesen Aufkleber als sexistisch.

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Auf Nachfrage teilt Steffen Eigel, Fanbeauftragter der Stuttgarter Kickers, mit, dass es sich bei den Urhebern um die tonangebende Kickers-Ultravereinigung „Blaue Bomber“ und deren Jugendgruppe „Young Care“ handle. Bisher habe es bei dem Drittligisten im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen keine beleidigenden Botschaften auf Bannern oder Spruchbändern gegeben. „Unsere Ultras sind selbstständig organisiert, der Verein hat keinen Einfluss auf die Aktivitäten der Gruppe. Wir sind froh, mit den Ultras in guter Atmosphäre zusammenarbeiten zu können,“ beschreibt  Eigler das Klima zwischen Verein und Ultras.

Bezüglich des Aufklebers werde er im Zuge des nächsten Heimspiels mit den Verantwortlichen sprechen und den Hintergrund erfragen. „Wir könnten es den Ultras höchstens verbieten, das Vereinswappen zu verwenden. Der Kickers-Schriftzug oder andere Elemente sind markenrechtlich nicht geschützt“, sagt der Fanbeauftragte über mögliche Konsequenzen der Aktion.

Wolfsburger Ultras mit missratenem Spruchband

In den letzten Wochen erlangte eine andere Ultra-Gruppe Bekanntheit.  Beim Bundesligaspiel des VfL Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach am 5. März  zeigte die „Stadtgang Ultras 2015“ ein missratenes Spruchband. „Blau-Gelbe Schweine seht es ein - wir werden auf ewig hinter uns bleiben“, stand da in grünen Lettern, unübersehbar für Stadionbesucher und Fernsehzuschauer. Die Wolfsburger wollten mit der Aktion den Nachbarn aus Braunschweig verunglimpfen, den der VfL im Februar 2016  in der „Ewigen Bundesligatabelle“ überholt hatte.

Stattdessen hagelte es vor allem in den sozialen Medien Hohn und Spott. Auch die Rivalen aus Braunschweig ließen mit einer Reaktion nicht lange auf sich warten. Beim Heimspiel am 6. März schickten sie – bezugnehmend auf das fehlerhafte Spruchband- mit dem Banner „Verein für Legastheniker! Ihr bleibt ewig hinter euch“, Grüße in die VW-Stadt.

Verein möchte Vorfälle nicht kommentieren

Die Ultragruppierung „Stadtgang Ultras 2015“ hat daraus nun Konsequenzen gezogen und veröffentlichte eine Stellungnahme. Darin bedauern die Mitglieder ihren Fehler. „Es tut uns Leid, dass ihr aufgrund unseres Fehlers leiden müsst,“ entschuldigen sich die Urheber des Banners bei den Wolfsburger Fußball-Fans. Als junge und kleine Ultragruppe sehe man sich dem Druck nicht gewachsen und werde die Aktivitäten bis auf Weiteres aussetzen. Die Meldung endet mit „demütigen Grüßen“.

Unklar ist allerdings, ob die weitreichende Entschuldigung aus eigenem Antrieb verfasst wurde. Denkbar wäre auch, dass „Stadtgang Ultras 2015“ von anderen Ultra-Gruppierungen zu dieser Aussage und dem Ende der Fan-Aktivitäten gedrängt wurde. Die Fanbetreuung des VfL Wolfsburg wollte den Vorfall und die abschließende Stellungnahme nicht kommentieren. So bleibt es wohl im Ungewissen, weshalb es zu einer solch drastischen Reaktion der „Stadtgang Ultras 2015“ kam.