Fans auf E-Bikes, ein Schwarz-Rot-Goldener Trabi und halsbrecherische Feiermanöver: Fans haben den Rotebühlplatz am Sonntagabend in ein hupendes Fahnenmeer verwandelt und den Sieg der Nationalelf gegen die Slowakei gefeiert.

Stuttgart - Eine knappe halbe Stunde dauerte es Sonntagabend nach dem Schlusspfiff, dann verwandelte sich der Rotebühlplatz in ein hupendes Fahnenmeer. Immer mehr Autos und Motorräder kamen aus Richtung Paulinen- und Fritz-Elsas-Straße angefahren und ließen ihrer Freude über das mit 3:0 gegen die Slowakei gewonnene Achtelfinalspiel freien Lauf. Ein Mann in einem grauen Peugeot lehnte sich halsbrecherisch aus dem Fenster, ein anderer Fan schleuderte seine Deutschlandflagge aus dem fahrenden Auto. Immer mehr Fans strömten an die Stahlzäune, mit denen die Polizei die Theodor-Heuss-Straße abgesperrt hatte, und jubelten dem Autokorso zu. Selbst auf einem E-Bike kam ein mit einer Flagge umschlungener Fan angefahren, und ein ganz in Schwarz-Rot-Gold bemalter Trabi drehte unter großem Applaus seine Runden. Eine Gruppe junger Männer stieg spontan aus ihrem Auto, um mitten auf der Paulinenstraße unter den Augen der anwesenden Polizisten einen Siegestanz aufzuführen.

 

Einige trieben es auch zu wild beim Feiern: Ein junger Mann verstauchte sich den Fuß, nachdem er mit einem Kumpel grölend und hüpfend den Sieg der Nationalelf gefeiert hatte. „Das geht schon wieder“, sagte er unverzagt, während er sich den blauen Knöchel hielt. Hätte nicht pünktlich zum Schlusspfiff ein leichter Nieselregen eingesetzt, wäre der Jubel auf der Theodor-Heuss-Straße wohl noch überschwänglicher ausgefallen. Doch davon ließen sich echte Fans nicht abbringen. „Das Spiel war geil“, sagte der 35-jährige Ricki. Nur die Chancenverwertung am Anfang sei nicht optimal gewesen. „Jetzt will ich Italien im Viertelfinale“, meinte er. Die 25-jährige Janina sah das ähnlich: „Deutschland hat super gespielt.“

Ein Mädchen trug Hasenohren in den Nationalfarben

Schon eine Viertelstunde vor dem Anpfiff hatte es in den Lokalen und Clubs keine Sitzplätze mehr gegeben. Deutschland-Trikots aller Ausführungen und Jahrgänge säumten die aufgestellten Bierbänke, von denen aus die Fans auf eine ganze Reihe von Leinwänden und Screens schauten. „Wir gewinnen 3:0“, hatte der 17-jährige Maxim schon vor dem Spiel getippt. Ein Mädchen trug Hasenohren in den Nationalfarben spazieren, viele Fans hatten sich Schwarz-Rot-Gold auf die Wangen malen lassen.

Die beim Deutschlandspiel kaum geforderte Polizei hatte am Vorabend mehr zu tun. Denn die Fans der kroatischen Nationalmannschaft toppten die deutschen am Samstag in den Kategorien Lautstärke, Anzahl und Feierlaune – zumindest bis zur Verlängerung, als sie sich den Portugiesen geschlagen geben mussten. Bis dahin hatten die Kroaten die Stuttgarter Partymeile fest in ihrer Hand. Wohin man nur blickte, überall standen, saßen oder liefen Menschen in karierten Nationaltrikots, viele von ihnen zusätzlich mit am Körper drapierter Flagge. Dicht gedrängt saßen und standen die Fans vor den Leinwänden. Sie fieberten mit ihrer Elf. Doch als Ricardo Quaresma das Siegtor für Portugal erzielte, verwandelte sich der Überschwang schnell in Totenstille. Nur die Portugiesen hupten nach dem Schlusspfiff.