Die Stadt Fellbach ist eine von 15 Modellkommunen für den Fußgänger-Check. Weil Kinder statistisch gesehen am meisten zu Fuß unterwegs sind, ist ihre kritische Meinung im Rathaus gefragt.

Die Vorschläge der Kinder sind bunt und spielerisch: Rutsche, Tunnel, Karussell, farbige Straßenbeläge oder Hängematten aus Gummi, damit sie wetterfest sind, könnten sich Mädchen und Jungen vom Schulzentrum Schmiden vorstellen, um ihren Schulweg sicherer und attraktiver zu machen. Nicht jeder Vorschlag ist realistisch und realisierbar, aber das große Thema Aufenthaltsqualität für Fußgänger im öffentlichen Raum will die Stadt aufgreifen.

 

Fellbach ist Modellkommune

Fellbach ist eine von 15 Modellkommunen für den Fußgänger-Check, der landesweiten Aktion des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg. Mit Stoppuhr, Maßband und wachen Augen waren Schüler der Albert-Schweitzer-Schule und des Gustav-Stresemann-Gymnasiums deshalb vor einigen Wochen im Schmidener Ortskern unterwegs. Am Dienstag nun haben einige der Kinderexperten zusammen mit den Mitarbeitern des beauftragten Planungsbüros die Ergebnisse ihrer Verkehrsschau präsentiert.

Baubürgermeisterin Beatrice Soltys findet, es sei an der Zeit, dass der Fußverkehr in der Wahrnehmung steigt. „Das Thema ist bisher nie so in den Fokus gerückt, dabei ist jeder Fußgänger.“ Umso mehr hat sie sich gefreut, dass 25 Schüler mit großer Begeisterung mitgemacht haben, und einige davon zur Präsentation im Musiksaal des GSG gekommen waren. „Wir wollen das Thema Fußverkehr im Sanierungsgebiet Schmiden einen Schritt voranbringen.“ Dafür sei es notwendig, an die Dinge nicht immer nur aus Sicht der Erwachsenen heranzugehen, die „oft die einfachsten Lösungen nicht mehr sehen“ und allzu sehr das Auto in den Mittelpunkt rücken.

Gehwegparker und Glascontainer stören

Oft bekämen Fußgänger im Straßenraum die Restfläche, sagte Merja Spott, Diplom-Geografin von der Dortmunder Planersocietät, die mit ihrer Kollegin Inga Wolf das Projekt betreut. Weil Kinder statistisch gesehen am meisten zu Fuß unterwegs sind, seien sie die wahren kritischen Experten. In der Mängelliste steht die Kreuzung beim Großen Haus. Die Verkehrsinseln dort böten zu wenig Platz zum Stehen. Auch die Remstalstraße und die Brunnenstraße, auf denen viele Kinder in Richtung Schule laufen, kommen schlecht weg. Die Mädchen und Jungen stören sich an den Gehwegparkern und den Glascontainern, die ihr Sichtfeld einschränkten. Die Nachwuchsverkehrsplaner haben nämlich festgestellt, dass in der Brunnenstraße an manchen Stellen richtig eng zugeht. Gerade mal 60 Zentimeter Platz haben Fußgänger etwa an der Schmidener Eintracht, gegenüber vom Rathaus.

Farbige Beläge sollen Wege attraktiver machen

Sollten die Pläne der Stadt, in der Brunnenstraße Gegenverkehr zuzulassen, umgesetzt werden, wird es dort sogar noch enger für Fußgänger. Als alternative Strecke stünde die Küfergasse zur Verfügung, die allerdings in ihrem jetzigen Zustand wenig einladend ist. Die Schüler schreckt die „Hinterhofoptik“ sowie der Anlieferverkehr für den Getränkehandel mit Schnapsbrennerei. Die Küfergasse müsse als öffentlicher Weg deutlicher gemacht werden, sagte Merja Spott, die im Areal mit dem Brunnen viel Potenzial für Veränderungen sieht. Mit Spielgeräten, farbigen Belägen und neuen Sichtbeziehungen könnten Weg und Platz attraktiver werden. „Oft scheitert es aber schon daran, dass im Haushalt dafür kein Geld zur Verfügung steht.“

Beatrice Soltys könnte sich durchaus eine einheitliche, farbige Signatur für alle Schulwege in Fellbach vorstellen. Die Baubürgermeisterin will die Ideen der Schüler, in denen sie „richtige Ansätze“ sieht, den Gemeinderäten vorstellen und lud die Kinderexperten dazu ein. „Am besten wäre es, wenn ihr Eure Vorschläge sogar selbst präsentiert.“