Die Stadt will das Radfahrverbot in der Fußgängerzone kippen, eine Mehrheit im Gemeinderat jedoch nicht. Der Kompromiss: ein einjähriger Versuch wurde genehmigt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - In der Winnender Fußgängerzone hatten Fahrradfahrer bis zum Jahr 2010 schlechte Karten, wenn sie dem damaligen Oberbürgermeister Bernhard Fritz begegneten: Dieser setzte konsequent das Radfahrverbot persönlich durch. Diese Zeiten sind jedoch mittlerweile passé. Der amtierende Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth ging diese Woche sogar daran, im Gemeinderat dieses Verbot zu kippen. In der Sitzung des Gremiums ging es am Dienstag um das Radverkehrskonzept der Großen Kreisstadt, mit einigen kostspieligen Maßnahmen, die ein Planungsbüro dazu vorgeschlagen hatte. Doch keiner dieser Vorschläge wurde so ausdauernd wie kontrovers und dazu noch mit einem kräftigen Schuss Humor diskutiert wie das Radfahrverbot. „Ich sollte mir langsam eine Liste machen, wer noch nichts dazu gesagt hat“, bemerkte Holzwarth knitz.

 

Freimütiges Bekenntnis eines Stadtrats

Als „abolutes No-Go“ bezeichnete der SPD-Stadtrat Uwe Voral das Radeln auf und um den Marktplatz. „Ich bin da schon selbst angefahren worden, nur hat es dank meiner Körperfülle nicht mich, sondern den Radler hingehauen“, sagte er unter dem Gelächter seiner Kollegen. Ganz anders argumentierte der FDP-Stadtrat Peter Friedrichsohn, der mit immerhin 80 Jahren noch viel mit dem Velo in der Stadt unterwegs ist. „Ich fahre selbst auch in der Fußgängerzone. Man muss halt Rücksicht auf die anderen nehmen, dann passiert nichts. Sogar auf dem Wochenmarkt geht das“, versicherte Friedrichsohn dem Rest des Gremiums, das ob der freimütigen Bekenntnisse mit Erheiterung reagierte.

Pro und Contra zog sich quer durch die Ratsfraktionen. „In den anderen Großen Kreisstädten im Kreis gibt es das Verbot bereits nicht mehr“, argumentierte der Oberbürgermeister, der den Radlern auch in seiner Stadt freie Bahn verschaffen würde. Doch es gibt auch gute Gründe für dessen Erhalt. „Durch die Paulinenpflege haben wir in Winnenden mehr hörbehinderte Fußgänger als in anderen Städten“, betonte Hanspeter Luckert (Freie Wähler), der damit das schlagendste Argument für das Verbot in die Diskussion einbrachte.