Die Suppenküche der Gablenberger Petrusgemeinde ist viel mehr als ein Abendessen. 40 Ehrenamtliche bedienen jeden Mittwochabend die Gäste und führen Gespräche mit ihnen. Manche Besucher warten schon eineinhalb Stunden vorher auf den Einlass in den Gemeindesaal der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in der Schurwaldstraße in Gaisburg, wohin die Suppenküche aus Platzmangel in Gablenberg umgezogen ist.

Titelverantwortliche Redakteurin Stuttgarter Nachrichten: Veronika Kanzler (kan)

S-Ost - Es müssen nicht immer die prall gefüllten Tüten sein, die in der Adventszeit die Menschen glücklich machen. Für einige sind es die zwischenmenschlichen Taten, die ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Jeden Mittwoch zwischen November und Mitte Januar organisiert die Petrusgemeinde einen Abend in den Räumen der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, der wohl für die meisten Besucher mehr ist, als „nur“ ein Abendessen in der Suppenküche. Denn das Konzept dahinter beinhaltet auch mehr als ein warmes Gericht: Die Besucher bekommen einen Abend lang Unterhaltung und werden von 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern bedient.

 

Manche warten schon eineinhalb Stunden vorher

„Viele unserer Gäste müssen jeden Cent umdrehen“, erzählt Sylvia Grosser, Diakonin in Stuttgart Ost. Da sei es so gut wie unmöglich, Geld aufzubringen, um in eine Kneipe oder ein Restaurant zu gehen. „Deshalb versuchen wir, diese Atmosphäre hier ein wenig aufkommen zu lassen“, so Grosser. Es würden auch deshalb so viele Helfer die Gäste bedienen, damit sie sich Zeit für Gespräche nehmen könnten.

Manche warten schon eineinhalb Stunden vor Beginn der Veranstaltung auf die Öffnung des Saals. Drinnen ist es dann wohlig warm. Auf den Tischen stehen Körbe voll mit Brezeln, Croissants, Brötchen sowie Teekannen, zum Nachtisch gibt es für jeden einen Apfel und Plätzchen, gespendet von den Bäckereien aus Gablenberg. „Wir wissen nie genau, wie viel wir bekommen, sollte es zu wenig sein, stocken wir natürlich auf und kaufen etwas mehr ein“, sagt Grosser. Und wenn etwas übrig bleibe, dürfen die Leute natürlich den Rest mit nach Hause nehmen.

Ein Stück gelebte Nachbarschaft

„Am Anfang vor 20 Jahren hatten wir wöchentlich rund 15 Gäste in der Suppenküche“, erzählt die Diakonin. Jetzt kommen immer um die 90 Menschen. „Manche sind Eigenbrötler, die alleine zum Essen kommen und danach schnell wieder weg sind. Andere hingegen suchen eher die Gemeinschaft“, sagt Grosser.

Dabei haben sich über die Jahre hinweg auch kleinere Gruppen gebildet, die am Tisch immer gemeinsam sitzen. „Willkommen sind bei uns alle“, macht Pfarrerin Katharina Roos klar. Dabei komme es auch nicht darauf an, ob jemand wenig Geld habe, einsam sei oder sich seelisch in Not befinde. „Wir wollen hier ein Stück Nachbarschaft praktizieren und nicht prüfen, wem ein warmes Essen mehr zusteht“, so Roos.

Umzug nach Gaisburg, weil gerade kein Platz ist

Weil die Petrusgemeinde zurzeit kein eigenes Gemeindehaus hat, findet die Suppenküche in den Räumen der katholischen Gemeinde statt. „Daraus könnte sich ökumenische Zusammenarbeit entwickeln“, meint Pfarrerin Roos und gibt zu bedenken: „Die Armut wird in den nächsten Jahren eher zu- als abnehmen. Und das geht Christenmenschen gleichermaßen etwas an.“

Vor dem Abendessen gibt es immer einen zehnminütigen Impuls von Rainer Schünemann, der ehrenamtlich für die Gemeinde arbeitet, oder von der Diakonin Sylvia Grosser. Zudem wird der Abend mit Klavier- oder Gitarrenspiel von den ehrenamtlichen Mitarbeitern begleitet. „Es ist schön zu sehen, wie gut das aufgenommen wird und wie sich daraus auch eine Art Gemeinschaft bilden kann“, freut sich Grosser und erzählt, dass einige der Gäste nach dem Abendessen die Initiative ergreifen würden, um auch etwas zur Unterhaltung beizutragen und beispielsweise gemeinsam singen. Das offizielle Ende des Abends ist um 19 Uhr. „Doch wenn wir sehen, dass einige Leute noch nicht bereit sind zu gehen, bleiben die Lichter im Gemeindehaus noch etwas länger an.“