Mannheims Bildungsbürgermeisterin Gabriele Warminiski-Leitheußer erhält im neuen grün-roten Kabinett ein Schlüsselressort.  

Stuttgart/Mannheim - Im Januar hat Gabriele Warminski-Leitheußer die offene landespolitische Bühne zum ersten Mal betreten. Nun soll sie eine der tragenden Rollen in der grün-roten Landesregierung übernehmen und Kultusministerin werden. Niemand dementiert mehr, dass die forsch auftretende Mannheimer Bildungsbürgermeisterin die Führung im Neuen Schloss übernehmen wird. Im Januar trat die 48 Jahre alte Juristin neben dem SPD-Landeschef Nils Schmid als Kronzeugin dafür auf, dass Kommunen die vom Bund geplanten Bildungszuschüsse für Kinder besser verwalten könnten als die Arbeitsagentur.

 

Damals propagierte sie das Mannheimer Unterstützungssystem Schule (Maus), ein bundesweit einmaliges Projekt, bei dem für Schüler maßgeschneiderte Förderungspakete zusammengestellt werden. Damit kann die designierte Kultusministerin Erfahrung in einem zentralen Feld der grün-roten Bildungspolitik vorweisen: der individuellen Förderung. Sie sagt über sich selbst: "Bildungsgerechtigkeit ist der Schlüssel für sozialen Aufstieg. Dafür setze ich mich ein." Sie will die Ganztagsschule forcieren.

Formal ist die Berufung der Westfälin keine Überraschung. Nils Schmid braucht in der SPD-Riege des künftigen Kabinetts neben der als Sozialministerin gesetzten Katrin Altpeter dringend eine Frau. Warminski-Leitheußer hat es bereits als Fachfrau für Bildung in Schmids Schattenkabinett geschafft. Der Landeschef vertraue auf ihre Kompetenz, heißt es aus der Partei.

"Sie hört gut zu"

Aus Mannheim, dem bisherigen Wirkungskreis der Sozialdemokratin, kommen unterschiedliche Reaktionen. "Überzeugend und konstruktiv", bleibt vielen als erster Eindruck von der groß gewachsenen blonden Frau. "Sie hört gut zu. Sie nimmt die Wünsche auf", heißt es aus der SPD-Fraktion im Rathaus. Sie habe beim Ausbau der Kindertagesstätten Eltern und Träger an einen Tisch gebracht. Eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit in einem Ministerium, das auf die Befindlichkeiten von 120.000 Lehrern, zwei Millionen Eltern und diversen Interessenverbänden eingehen muss. Verwaltungserfahrung spricht der Juristin, die auch diplomierte Verwaltungswirtin ist, niemand ab. Die wird sie brauchen in einem Haus mit 390 Beschäftigten, das als nicht einfach zu führen gilt.

Ehe sie im März 2008 nach Mannheim kam, war sie jahrelang Dezernentin bei der Kreisverwaltung Unna. Kritiker vermissen bei der Bürgermeisterin jedoch den Überblick über die Vielfalt der Themen, die im Kultusministerium noch breiter werden dürfte. Auch ausgeprägtere strategische Fähigkeiten und mehr Durchsetzungsvermögen wünschen sich selbst manche SPD-Mitglieder von ihrer künftigen Kultusministerin. Etliche der altgedienten Parlamentarier geben sich zurückhaltend. Sie hätten einem Kultusminister mit landespolitischer Erfahrung und vor allem einem aus ihren Reihen den Vorzug gegeben. Da war jedoch keine Frau in Sicht. In der Partei hat Warminski-Leitheußer dagegen Erfahrungen als Shooting Star. 2008 war die Westfälin in den Südwesten gekommen, Ende 2009 zog sie mit einem fulminanten Ergebnis in den Vorstand der baden-württembergischen SPD ein. Obwohl kaum jemand sie kannte, erzielte sie das fünftbeste Ergebnis unter den 20 Beisitzern. Dank des richtigen Netzwerks, sagen ihre Parteifreunde.