Der Spaßmacher mal ganz anders: In Zwingenberg inszeniert Comedian Michael Gaedt, den Stuttgartern aus der Kleinen Tierschau bestens bekannt, bei den Schlossfestspielen die Oper „Der Freischütz“ von Weber. Keinesfalls will er bei seiner Premiere zum Opernzerstörer werden, sein Respekt vor dem Stück und dem Publikum ist groß.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart/Zwingenberg - Die gelbe Brille juchzt an der Wolfsschlucht und stößt im nordbadischen Zwingenberg Freudenschreie aus, die bis in ihre Stuttgarter Heimat zu hören sind. Zwischen Wahnwitz und Huldigung eines Opernklassikers – so geht Comedian Michael Gaedt, dessen Markenzeichen eine gelb getönte Brille ist, ran ans Werk.

 

„Das ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt der 58-Jährige, der vor wenigen Monaten mit der Kleinen Tierschau seinen angeblich endgültigen Abschied gefeiert hat, „das ist wirklich ein Volltreffer, das macht einen unglaublichen Spaß.“ Weshalb der Gaedt so außer sich ist vor Begeisterung? Die Zwingenberger Schlossfestspiele haben ihn als Opernregisseur für eine ganz ungewohnte Inszenierung von „Der Freischutz“ geholt. An diesem Freitagabend ist Premiere in einer der schönsten historischen Anlagen am Neckar. Von Kriegen und Zerstörungen weitgehend verschont, thront das Schloss wie in einem romantischen Märchen über dem Fluss. Weitere Aufführungen sind an diesem Samstag und Sonntag (es gibt noch Restkarten).

Eine umwerfende Kulisse darf Michael Gaedt bei der ersten Operninszenierung seines Lebens bespielen. Keinesfalls will er bei seiner Premiere nach 35 Tierschau-Jahren zum Opernzerstörer werden. Sein Respekt vor dem Stück und dem Publikum ist groß.

Gaedt führt Regie, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht

Festspiel-Intendant Rainer Roos hatte den Comedian vergangenes Jahr für die Rolle des Herodes im Musical „Jesus Christus Superstar“ engagiert. Dabei entstand die Idee, Webers „Freischütz“ auf Gaedtsche Weise aufzuführen. „Wir wollten abseits der Mainstreams der modernen Opernregie dem Stück frische Impulse verleihen“, sagt Roos. Gaedt habe Regie geführt, „als hätte er das ganze Leben nichts anderes gemacht“. Sogar einen logischen Fehler im Originaltext von 1821 hat er gefunden. Bei der Zahl der Kugeln habe sich Carl Maria von Weber verzählt, was in fast 200 Jahren niemanden aufgefallen sei. Doch dann kam Gaedt!

Aus der Bühne hat der Comedian einen „kloinen Rummelplatz“ gemacht, wie er sagt – mit Schießbude, Geisterbahn, Motorrädern und tanzenden Waschmaschinen. Alles erinnert an die Tierschau vor 20 Jahren. Für die Requisiten hat er selbst Hand angelegt. Bei der Premiere freute er sich darauf, „in der Komfortzone des Publikums“ zu sitzen und zuzuschauen, „wie die auf der Bühne reinen Herzens und klaren Blicks die Karre in die Grütze fahren“. Nein, das Ensemble sei „wirklich großartig“, auch die Stuttgarter Zauberkünstlerin Roxanne spielt mit.

Die Oper als Spectaculum. Gaedt hat so viel Glückshormone gespürt, dass er am liebsten nichts anderes mehr machen würde.