In den Bezirken auf der Filderebene gibt es zahlreiche besondere Gärten. Unsere Redaktion hat einige besucht. Judith Käser hat seit Anfang des Jahres einen Garten in einer Schrebergartenanlage in Stuttgart-Degerloch. Sie hat gemerkt: Nicht jeder hält sich an die strengen Regeln, die dort gelten.

Degerloch - Nur ein einziger Gartenzwerg hat sich in den Schrebergarten von Judith Käser verirrt. Vollkommen entspannt, eine Pfeife im Mund, liegt er in einer Hängematte aus Ton über einer kleinen Holzbank, dem Lieblingsplatz der Pächterin. „Ich selbst würde mir keinen Gartenzwerg kaufen. Der hier darf aber bleiben“, sagt Käser. Der rotmützige Gnom stammt noch vom Vorbesitzer des Schrebergartens in der Anlage der Gartenfreunde Degerloch. Anfang des Jahres übernahm Käser das Grundstück an der Pfullinger Straße; ihr erster eigener Schrebergarten.

 

Es gibt strenge Regeln in der Anlage

Den Wunsch nach einem eigenen Rückzugsort im Grünen hatte die Architektin schon länger. Im Laufe der Zeit hatte sie immer mal wieder einen Garten. Seit zehn Jahren wohnt Käser in einer Wohnung in Stuttgart-West. „Dort habe ich nur einen Balkon“, sagt sie. Über das Unternehmen „Meine Ernte“ mietete sie sich in den vergangenen Jahren dreimal einen Gemüsegarten auf Zeit. So kam sie auf den Geschmack. „Man konnte dort aber nur Sachen anbauen, die über eine Saison wachsen, und es gab auch keine Möglichkeit, private Sachen zu lagern“, erinnert sich Käser.

Platz dafür hat sie nun genug. Rund 400 Quadratmeter groß ist der Schrebergarten mit der Nummer 5. Wie die Fläche genutzt werden darf, ist streng geregelt. Ein Drittel sollen Gartenlaube und Weg, ein Drittel Rasenfläche und den Rest die Beete einnehmen. Sogar die Farbe der Lauben seien streng geregelt. „Es sind nur gedeckte Braun- und Grüntöne erlaubt“, sagt Käser. Sie finde diese Regelung ein wenig übertrieben. Ein Nachbar sah das wohl ähnlich: Er hat sein Häuschen blau gestrichen.

Auf die Gartenfreunde Degerloch stieß die Hobby-Gärtnerin im Internet. Im Herbst besichtigte Käser das Grundstück und stellte sich dem Vorstand vor: „Es war mein erster Versuch, einen Schrebergarten zu bekommen, und es hat gleich geklappt.“ Mit dem Garten sei sie nun voll zufrieden, ebenso mit den Nachbarn: „Bisher waren alle sehr nett und hilfsbereit“, sagt Käser.

„Man muss eine gewisse Ausdauer mitbringen“

Momentan wachsen in ihrem Schrebergarten zum Beispiel Kürbis, Salat, Erbsen und Bohnen. Auch ein Apfel- und Quittenbaum sprießen in die Höhe. Hinter der Laube sind ein Teich, ein Insektenhotel und ein Nistkasten, Letzterer ist schon bewohnt. Käser will den Garten erweitern. Verschiedene Beerenpflanzen und Obstbäume seien geplant, und auch das Häuschen müsse noch auf Vordermann gebracht werden. „Man muss schon eine gewisse Ausdauer mitbringen und dranbleiben“, sagt die Gärtnerin. Bis etwa ein Apfelbaum das erste Mal Früchte trägt, könnten je nach Sorte mehrere Jahre vergehen.

Die Liebe zum Gärtnern hat Käser schon lange. Im jungen Erwachsenenalter begann sie eine Ausbildung zur Baumschulgärtnerin. „Da kam mir dann die Familienplanung dazwischen“, sagt die Frau, die heute als Architektin arbeitet. Vom Werkeln in der Natur ist sie immer noch begeistert: „Ich bin gerne draußen. Das Wachstum der Pflanzen zu beobachten, ist spannend und gleichzeitig entspannend.“ Sich dafür schmutzig zu machen und körperlich zu arbeiten, sei kein Problem.

Jeden Abend ist sie im Schrebergarten

Ihren Mann muss Käser erst noch von der Gartenarbeit überzeugen. Immerhin habe er schon zugesagt, ihr ab und an zu helfen, sagt sie und lacht. Weit haben es die beiden jedenfalls nicht in den Schrebergarten. 25 Minuten mit dem E-Bike oder Auto sind es von der Wohnung in Stuttgart-West bis zur Gartenanlage. Dass die Grünfläche schnell zu erreichen ist, war ein Auswahlkriterium. „Mir war auch wichtig, dass der Garten viel Sonne bekommt und nicht zu steil liegt“, ergänzt sie. Gerade in Stuttgart sei es schwierig, ein Grundstück zu finden, das nicht zu abschüssig ist.

Momentan befindet sich Käser noch im Probejahr. Danach darf sie den Schrebergarten gegen eine jährliche Pacht so lange behalten, wie sie will. Die Hobby-Gärtnerin hat noch einiges mit ihrem grünen Fleckchen vor und investiert dafür viel Zeit: „Ich bin unter der Woche jeden Abend hier, samstags und sonntags auch mal einen halben Tag. Im Garten werde aber nicht immer nur geackert. Am Wochenende tut es Käser auch mal ihrem Gartenzwerg gleich und macht es sich im Schrebergarten gemütlich. Dann aber nicht in der Hängematte, sondern im Liegestuhl.