Die Kandidaten, die den Rathaussessel anstreben, setzen allesamt auf die Ansiedlung von Firmen. Ansonsten gibt es unterschiedliche Positionen.

Gärtringen - Volles Haus in der Schwarzwaldhalle in Gärtringen. Nur wenige der 1100 Stühle blieben am Samstagabend leer, als sich vier Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 25. Januar dem Publikum vorstellten. Der Bewerber, der nicht ins Rathaus einziehen will, aber

 

dennoch auf Stimmenfang geht, Heiko Gold von der Nein-Partei, kam nicht. Die anderen trieb die Frage um, wie die Gemeinde ihre Finanzlage verbessern könnte. Dafür möchten sie so schnell wie möglich Gewerbegebiete erschließen und neue Firmen nach Gärtringen holen. Ein heißes Eisen packten sie nur vorsichtig an: Soll die marode Uhlandhalle saniert oder abgerissen werden? Keiner legte sich konkret fest: Dies sei ebenso zu prüfen und zu diskutieren wie die Alternative eines Neubaus.

Thomas Riesch will die heimische Wirtschaft stärken

Als Erster pochte der 33 Jahre alte Thomas Riesch (CDU) auf seine Führungsqualitäten und Kompetenz. Er strebe danach, nahe bei den Menschen sein. Bürgermeister zu werden sieht er als seine „Lebensaufgabe“ an. Den Posten werde er keinesfalls als Sprungbrett nutzen, versprach er. Vielmehr wolle er das Einnahmeproblem lösen. Dazu bedürfe es weiterer Betriebe. Drei Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen im Jahr seien zu wenig. Darüber hinaus schwebt ihm eine bessere Verkehrsüberwachung und Kriminalprävention vor.

In der Fragerunde wollte eine Gärtringerin wissen, wie er zu Flüchtlingscontainern am Ortsrand stehe und wie die Asylbewerber geschützt werden könnten. „Ich möchte, dass mehr Streife gefahren wird“, sagte Riesch. Es sei schade, dass keine zentrale Unterkunft gefunden worden sei. Er möchte auf mögliche Vermieter zugehen, die über Wohnraum verfügen.

Torsten Widmann setzt sich für Bürgerforen ein

Torsten Widmann (parteilos) wiederum will sich für Bürgerforen zu allen brennenden Fragen einsetzen. Auch wenn das Geld fehle, plädiere er für eine noch familienfreundlichere Gemeinde. „Bei einer optimalen Vernetzung aller Angebote gibt es Synergieeffekte“, so Widmann. Gärtringen könne durch mehr Bürgerbeteiligung der Mitmachstadt Herrenberg nacheifern. Überall seien Ehrenamtliche im Einsatz. Nun gelte es, dies noch besser zu koordinieren. Auch die Jugend müsse mehr Gehör finden, ein Jugendgemeinderat könne helfen. Barrierefreiheit im Ort ist ihm ein Anliegen, ein „Generationentaxi“, damit die Älteren einfach zum Arzt kommen, und eine Bike-Strecke für den Nachwuchs. Widmann spricht sich, wie die anderen Kandidaten auch, für eine Haushaltskonsolidierung aus, sagt aber: „Sparen allein hilft nicht.“ Es müssten neue Einnahmequellen erschlossen werden, und er meint wohl die von allen propagierte Gewerbeansiedlung.

Als Einziger der vier tritt Andreas Fink (CDU) mit einem Headset ausgestattet auf die Bühne und nutzt die 15-minütige Redezeit, um im Stil eines Predigers hin und her zu gehen. Als Unternehmer suche er nun eine neue Aufgabe und Herausforderung. Im Amt wolle er „Biss zeigen und dabei Mensch bleiben“. Um die „klamme Kasse“ aufzufüllen, wolle er einen Wirtschaftsausschuss bilden, „um die Firmenansiedlung zu besprechen“. Die Bürger sollten im Gemeinderat zu Wort kommen, dafür möchte er Redemöglichkeiten in Sitzungen schaffen. Fink verspricht ein Konzept für Betreutes Wohnen und will das Freibad „teilmodernisieren“.

Uli Zinser ist gegen weitere Schulden

Als Letzter erscheint der 60 Jahre alte Uli Zinser (FDP) am Rednerpult und bemerkt nebenbei, dass er sich wie ein 40-Jähriger fühle. Er legt den Finger noch tiefer in die Wunden: „Im Jahr 2008 hatten wir acht Millionen Euro Rücklagen und fünf Millionen Schulden. Nun ist noch eine Million im Sparstrumpf, und die Darlehen sind auf neun Millionen gestiegen.“ So dürfe es nicht weitergehen, dass man mehr ausgebe, als man einnehme. „Gärtringen steht kurz vor dem Abgrund“, mahnt er. Zinser tritt für eine „neue Ausgabenpolitik ohne Neuverschuldung“ ein.

Außerdem sollten bei Ausschreibungen mehr Aufträge an örtliche Betriebe gehen: „Das bringt mehr Steuern und schafft Arbeitsplätze.“ Bei der geplanten Sanierung der Hauptstraße müssten Anreize geschaffen werden, damit die Firmen schnell fertig würden: „Sonst gehen Geschäfte pleite.“ Er ist zudem für einen Runden Tisch mit Bürgern, deren Ideen direkt an die Gremien weitergeleitet werden sollten. Falls er gewählt werde, wolle er außerdem eine Ausbildungsplatzinitiative anstoßen.