Der Bildhauer Lutz Ackermann hat Besuch von zwei Künstlern aus Mosambik: Zu Gast sind der Maler Dito und der Holzbildhauer Simoes.

Gäufelden - Was kommt heraus, wenn sich ein Maler, ein Holzbildhauer und der Erschaffer monumentaler Stahlskulpturen für ein gemeinsames Kunstwerk zusammentun? Eine Skulptur mit Stahlsockel, holgeschnitzten Holzstelen und einer Stahlplatte, die ein buntes Gemälde schmückt. Dieses ausdrücklich namenlose Werk haben der Nebringer Bildhauer Lutz Ackermann, sein mosambikanischer Kollege Carlos Fereira, Künstlername Simoes, und der Maler Pedro Jeremias Tembe, Künstlername Dito, ebenfalls aus Mosambik, innerhalb von drei Tagen im Ackermannschen Atelier gefertigt.

 

Immer wieder hat Ackermann in den vergangenen Jahren mit seiner Stiftung Künstler aus dem Ausland in seinen Skulpturenpark geladen: ein Israeli war da und ein Amerikaner. Die Zusammenarbeit mit den Mosambikanern, die zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern ihres Landes zählen, kam nun über den Ammerbucher Fotografen Wolfgang Schmidt zustande. Dieser bereiste gemeinsam mit seiner Frau mehrfach das afrikanische Land und lernte dabei Dito und Simoes kennen.

Afrikanische Kunst mit europäischen Elementen

Unterschiedlicher können drei Künstler nicht sein. Monumental und wuchtig sind die Arbeiten Ackermanns. Fast filigran wirken daneben die Holzskulpturen von Simoes, die dieser bevorzugt aus Sandelholz schnitzt. Weibliche Körper und liebende Paare sind seine Hauptmotive. Powerfrauen prägen die Werke von Dito. Stark, dick und rund, mitten im Leben stehend – so sieht der Künstler die Frauen seiner Heimat. Er zeigt sie bevorzugt farbenfroh, oder auch mal in schwarz-weißer Tusche.

Die Motive sind überwiegend afrikanisch. „Doch ich bin auch von europäischer Kunst beeinflusst“, sagt Dito in fließendem Deutsch. Lebte er doch in 1980er Jahren als Vertragsarbeiter der DDR in Schwerin und besuchte dort nebenbei Kunstkurse im russisch-deutschen Haus der Freundschaft. Dort habe er das Tuschezeichnen entdeckt. Die bunten Farben seiner Gemälde stehen hingegen für Afrika. Bunter aber sei auch Schwerin nach der Wende geworden, stellt Dito fest. „Und die Gesichter der Menschen sind entspannter als damals.“

Simoes ist zum ersten Mal in Deutschland. „Ich hatte einiges gelesen über das Land und dachte, die Menschen hier sind sehr streng.“ Doch nach zwei Monaten Aufenthalt zieht der 56-Jährige eine ganz andere Bilanz: „Die Menschen hier sind fröhlich. Sie lachen viel, sie tanzen. Das ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.“

Zwischen Remagen in Rheinland-Pfalz und Tübingen pendeln die beiden Künstler, geben Workshops für Kinder und Flüchtlinge, zeigen ihre Werke in Ausstellungen, zum Beispiel auch bei der Herrenberger Straßengalerie, und arbeiten gemeinsam mit lokalen Künstlern. Was nehmen sie mit aus Deutschland? „Der Skulpturenpark von Lutz Ackermann ist eine Inspiration für mich“, sagt Dito. „Ich bewundere seine Lebensleistung.“ Nun denkt der Mosambikaner darüber nach, etwas ähnlich Dauerhaftes auch für seine Werke zu schaffen.

Länderverbindendes Kunstwerk bleibt im Skulpturenpark

Und was bleibt Lutz Ackermann vom Besuch der Künstlerkollegen? So etwas wie Dankbarkeit überkommt den Bildhauer, wenn er seine Situation mit der der Afrikaner vergleicht. „Mir ist bewusst geworden, unter welch paradiesischen Bedingungen wir hier leben und arbeiten.“ Denn auch wenn in Mosambik nun die Demokratie eingezogen sei, ganz frei sei die Kunst noch nicht, sagt Dito. Und viele Menschen seien so beschäftigt mit dem täglichen Existenzkampf, dass sie kaum Zeit und Sinn für Kultur hätten. Ihre Arbeiten verkaufen die Künstler daher überwiegend im Nachbarstaat Südafrika, wo es ein rege Kunstszene und Kunstsammler mit Geld gibt.

Noch etwas bleibt Ackermann von den Gästen: die gemeinsam geschaffene Skulptur. Sie steht fortan im Skulpturengarten beim Bahnwärterhaus in Nebringen.

Einblicke in den Skulpturengarten

Künstler
Der Bildhauer Lutz Ackermann lebt und arbeitet seit Anfang der 1970er-Jahre auf einem Areal beim ehemaligen Bahnwärterhaus in Gäufelden-Nebringen. Dieses hat er in einen Skulpturengarten verwandelt, in dem viele seiner monumentalen Werke aus Stahl stehen. Viele seiner Arbeiten schmücken auch öffentliche Plätze in der Region Stuttgart, bekannt sind zum Beispiel die Bauernkriegsstelen beim Böblinger Thermalbad.

Park
Der Skulpturenpark gehört mittlerweile der Lutz Ackermann-Stiftung. Einmal im Monat öffnet er seine Tore. Der nächste Termin ist am Sonntag, 13. September, von 11 bis 17 Uhr. Um 14.30 Uhr führt der Künstler persönlich durch sein Reich. Der Eintritt kostet fünf Euro, Kinder sind frei. Gruppen können Sondertermine vereinbaren (0 70 32/ 2 61 59).