Hannes Steinert bevorzugt Linien und Kunstkenner. In der Galerie Merkle im Galerienhaus stellt er derzeit vorwiegend Collagen aus. Es ist der zweite Teil der Ausstellung „60 Collagen und Zeichnungen“ zu seinem 60. Geburtstag.

S-West - Hannes Steinert ist Künstler und durchaus pragmatisch. Das eine schließt das andere nicht aus. Für seine aktuelle Ausstellung, die anlässlich seines 60. Geburtstags in der Galerie Merkle im Galerienhaus zu sehen ist, hat er auch Vorzugsarbeiten angefertigt. Die sind günstiger. „Man muss auch an den Verkauf denken“, so Steinert, „und Leuten eine Chance geben, eine Sammlung aufzubauen.“ Etwas weniger aufwendig mögen die Vorzugsarbeiten sein. Die Inhaltlichkeit ist trotzdem nicht vernachlässigt. Auch sie unterliegen einer Komposition, in der, so Steinert, „der Aufwand liegt. Nicht in der Herstellung.“

 

In der Ausstellung sind 30 Werke von ihm zu sehen aus der Zeit der 1980er Jahre bis heute. Überwiegend Collagen, aber auch Zeichnungen. Die Ausstellung zu seinem 60. ist zweigeteilt. In der ersten Schau im Februar lag der Fokus ausschließlich auf Zeichnungen. Diese machen, so Steinert, zwei Drittel seiner Arbeit aus.

Schön, wenn der Betrachter die Idee versteht

„Eine Zeichnung ist wie Literatur“, sagt er, „man kann sie lesen.“ Vorausgesetzt, man versteht sie. „Eine Laie kann ein Bild auch einfach nur schön finden“, sagt Steinert, „ein Kunstkenner sieht, ob ein Bild stimmig ist.“ Kunstgebildete Leute sind dem Künstler am liebsten. „Es ist schon schön, wenn jemand versteht, dass die Linien bewusst gesetzt sind und keine Willkür sind“, sagt Steinert.

Überhaupt sind es die Linien, die wie ein roter Faden sich durch die Schaffenszeit von Hannes Steinert ziehen. „Linien sind mir wichtig“, sagt er. Auch in jedem seiner Gemälde kommen sie vor. Wenn Steinert malt, entsteht gezeichnete Malerei. Gegenüber künstlerischen Einflüssen zeigt er sich offen. Gibt es aus den 80er Jahren gegenständlichere Motive und Bilder mit einem für den Betrachter auf den ersten Blick unübersichtlichen Komposition aus Linien, sind die aktuellen Werke klarer, reduzierter und auf das Wesentliche fokussiert. „Das ist die Altersreduktion“, sagt er, „die Mitteilung muss nicht mehr über einen riesigen Aufwand passieren.“

Dem Betrachter auch mal was zumuten

Ob die Mitteilung auch beim Betrachter ankommt, ist für einen Künstler nicht immer so einfach zu beeinflussen. Aber „man muss dem Betrachter auch etwas zumuten. Denn was sie da sehen, ist meine innere Welt.“ Und die drückt oftmals in den Collagen und Gemälden von Hannes Steinert auch einen Protest aus – mittels knalliger Farben. „Ein Protest gegen die Enge und das Pietistische im Schwäbischen“, sagt Steinert. Denn manchmal enge es in hier ein. Und dennoch ist er hier und findet auch hier seine Inspiration. Draußen auf den Straßen findet sie sich und fließt dann in die Bilder ein. In Gemälde, die, so der Galerist Horst Merkle, mehr etwas für die Sinne seien. Oder in die Zeichnung, etwas für den Intellekt.