Bei der Ausstellung mit 90 Werken von Maler und Grafiker Lyonel Feininger in der Galerie Stihl liegt ein besonderes Augenmerk auf den Karikaturen und Comic-Strips, die ihn Ende des 19. Jahrhunderts bekannt gemacht haben.

Waiblingen - Mit Karikaturen und Comic-Strips hat die Karriere des deutsch-amerikanischen Malers und Grafikers Lyonel Feininger (1871 bis 1956) im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts begonnen. Am Ende seines künstlerischen Schaffens umfasste das Gesamtwerk im grafischen Bereich Zeichnungen, Aquarelle, Radierungen, Lithografien und Holzschnitte, außerdem auch noch dreidimensionale Holzobjekte und Fotografien. In der Ausstellung „Lyonel Feininger. Zwischen den Welten“ geht es in der Waiblinger Galerie Stihl vom 18. Februar bis zum 14. Mai diesen Jahres vor allem um die Meisterwerke der Grafik jenes Mannes, der in New York geboren wurde, mit 16 Jahren nach Deutschland kam, um ein Violinstudium aufzunehmen und schließlich zu einem bedeutenden und extrem vielseitigen Künstler der Klassischen Moderne zu werden.

 

Nicht nur grafische Werke, sondern auch einige Holzfiguren

Feinigers Werk nehme eine einzigartige Stellung inmitten der künstlerischen Tendenzen im beginnenden 20. Jahrhundert ein, mit den Avantgarden des Futurismus, des Kubismus und des Expressionismus, sagte Silke Schuck, die Leiterin der Galerie Stihl, jetzt bei der Pressekonferenz zur am Freitag anstehenden Eröffnung der dreimonatigen Ausstellung. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf auf eben jenen Karikaturen und Comic-Strips, mit denen der junge Feininger Ende der 1890er-Jahre sowohl in Deutschland als auch in den USA bekannt wurde und zudem in französischen Zeitschriften Erfolge feierte. Über das grafische Werk hinaus sind in der Stihl-Galerie auch einige bisher selten gezeigte Spielzeughäuser und Holzfiguren zu sehen, die der vielseitige Künstler einst für seine Kinder geschnitzt und bemalt hat.

Eine Reise nach Paris brachte Feininger 1907 unter anderem mit Henri Matisse zusammen, woraufhin seine ersten Ölbilder entstanden. Es folgten Ausstellungen mit den Kubisten und mit den Künstlern des Blauen Salons. Danach setzte sich der Künstler mit den unterschiedlichen Techniken der Druckgrafik auseinander, fertigte Lithografien und Radierungen an. Zum Ende des Ersten Weltkriegs entstanden die ersten Holzschnitte mit Ansichten thüringischer Dörfer und Kirchen. Als Leiter der Druckwerkstätte des Weimarer Bauhauses arbeitet Feininger unter anderem mit Paul Klee und Wassily Kandinsky zusammen. 1937 kehrte er in die USA zurück, sein Werk galt unter den Nationalsozialisten in Deutschland als „entartete Kunst“.

„Eine Person mit vielen Facetten“

Mit 25 Exponaten stammt der Grundstock der Waiblinger Ausstellung von dem Düsseldorfer Museum Kunstpalast, das auch Kooperationspartner bei der Konzeption war. Dazu kommen Leihgaben vom Folkwang Museum in Essen, der Hochschule Rhein-Main Wiesbaden Rüsselsheim, der Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg, dem Zeppelin-Museum Friedrichshafen und weiteren privaten Leihgebern. Damit, so sagte die Galerieleiterin Silke Schuck, biete die Präsentation einen Überblick über Feiningers Gesamtschaffen im grafischen Werk. „Lyonel Feininger ist eine Person mit vielen Facetten – und so ist es auch mit seinen grafischen Werken.“

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Begleitprogramm zum Universaltalent Feiniger, der mit 50 Jahren auch noch anfing zu komponieren. Am 16. März beleuchtet die Professorin Regine Prange um 19 Uhr „Feiningers Prisma-ismus“. Am 29. März folgt ein Konzertabend mit „Feiningers Fugen“ – Eintritt zwölf Euro. Und in einem Gespräch setzen sich Silke Schuck und der Kunsthistoriker Alexander Braun schließlich am 10. Mai von 18 Uhr an mit dem Comic-Zeichner Feininger auseinander.