Der Machtkampf im kleinen westafrikanischen Gambia um das Präsidentenamt spitzt sich zu. Der bisherige Amtsinhaber Yahya Jammeh will trotz seiner Wahlniederlage vom Dezember nicht weichen. Jetzt rücken westafrikanische Truppen Richtung der Hauptstadt Banjul vor.

Dakar - Im westafrikanischen Gambia sind zur Unterstützung des neuen Präsidenten Adama Barrow Soldaten der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas einmarschiert. Erste Trupps seien auf dem Weg in die Hauptstadt Banjul, um den abgewählten Langzeitpräsidenten Yahya Jammeh zum Rücktritt zu zwingen, sagte Abdou Ndiaye, ein Sprecher der senegalesischen Armee, am Donnerstagabend der Nachrichtenagentur AP. Der UN-Sicherheitsrat in New York sagte Barrow in einer einstimmig angenommenen Resolution volle Unterstützung zu.

 

Barrow hatte sich nur wenige Stunden zuvor am Nachmittag in Senegal vereidigen lassen - obwohl Jammeh seinen Posten nach Ablauf seiner Amtszeit noch nicht geräumt hatte. Während seiner Vereidigungsrede in der gambischen Botschaft in Dakar ordnete Barrow die gambischen Streitkräfte - geschätzte 5000 Soldaten - an, in ihren Kasernen zu bleiben. Zugleich forderte er Jammeh in Anspielung an den Wahlausgang vom 1. Dezember auf, den Willen des Volkes zu respektieren. Er selbst werde bald nach Gambia zurückkehren und seine Regierung bilden, sagte er.

Barrow hält sich aus Sicherheitsgründen in Senegal auf. Seine Vereidigung fand im Beisein von etwa 40 Menschen in einem kleinen Raum der gambischen Botschaft statt. Anwesend waren auch Gambias Wahlleitung und Vertreter von Ecowas. „Dies ist der Tag, den kein Gambier vergessen wird“, sagte Barrow während der Vereidigung. „Unsere Flagge wird nun hoch unter denjenigen der demokratischsten Nationen wehen“.

Jammeh war 1994 durch Putsch an die Macht gekommen

Wenige Stunden nach seiner Vereidigung bestätigte zunächst die senegalesische Armee, Soldaten ihres Landes seien in Gambia einmarschiert. AP-Reporter sahen mindestens 20 Militärfahrzeuge in der Grenzstadt Karang stehen.

Auch der UN-Sicherheitsrat rief Jammeh auf, sein Amt freizugeben. Dieser will seine Wahlniederlage nicht akzeptieren, weil es seiner Meinung nach Unregelmäßigkeiten gab. Hinter seiner Weigerung, den Posten zu räumen, soll auch seine Befürchtung stehen, er könne wegen Verstößen gegen Menschenrechte während seiner mehr als 22 Jahre langen Herrschaft vor Gericht gestellt werden.

Jammeh verweilte am Donnerstag in der offiziellen Präsidentenresidenz in Banjul, wie ein Regierungsbeamter aus seinem Umfeld sagte. Doch hat er sich seit Ablauf seiner Amtszeit am frühen Donnerstag um 01.00 Uhr deutscher Zeit nicht mehr zu Wort gemeldet. Jammeh war 1994 durch einen Putsch an die Macht gekommen. Er halte sich vielleicht noch ein paar weitere Tage an der Macht, sei aber zunehmend isoliert, meinte Alex Vines, Chef des Afrika-Programms der Denkfabrik Chatham House in London.

Ecowas hatte Jammeh mit einer Militärintervention gedroht, sollte er den demokratischen Wechsel nicht doch noch vollziehen. Eine Truppe stand seit geraumer Zeit an der Grenze zu Gambia bereit.

Inzwischen haben sich afrikanische Länder von Jammeh abgewandt. Botsuana gab bekannt, Jammeh nicht mehr länger als Gambias Präsidenten anzuerkennen. Zuvor hatte die Afrikanische Union angekündigt, Jammeh nach Ablauf seines Mandats nicht mehr als Staatsoberhaupt zu betrachten.