Manche Grundschulen in Stuttgart tun sich schwer bei der Bildung der Klassen. Auch Eltern sind zum Teil noch skeptisch gegenüber den neuen Angeboten. Die Schulverwaltung setzt auf Überzeugungsarbeit.

Stuttgart - Am liebsten, sagt die Mutter einer angehenden Erstklässlerin, hätte sie ihr Kind im Hort untergebracht. Doch in Schulbezirken mit Ganztagsschule ist das nicht mehr vorgesehen. Denn die Schulkindbetreuung verlagert sich in Stuttgart nach und nach in die Grundschulen – so hat es der Gemeinderat beschlossen. Immer mehr Grundschulen haben auf Ganztagsbetrieb umgestellt oder werden es bald tun . An den meisten Schulen haben Eltern die Wahl zwischen Halb- und Ganztag – aber nicht an allen. So bieten acht Grundschulen ausschließlich verbindlichen Ganztag an, die Zahl der reinen Halbtagsschulen ist innerhalb von anderthalb Jahren von 31 auf 18 zurückgegangen. Diese bieten alle eine Betreuung im Rahmen der verlässlichen Grundschule, also bis 14 Uhr oder länger – aber nicht auf Hortstandard.

 

Komplizierte Klassenbildung

Kniffelig kann die Klassenbildung werden, wenn Grundschulen wahlweise beides anbieten: verbindlichen, rhythmisierten Ganztag bis 16 Uhr und die klassische Halbtagsschule. Dies zeigt sich beispielsweise an der Lugislandschule, die seit einem Jahr ein Schülerhaus hat und im September als teilgebundene Ganztagsschule startet. 66 Kinder wurden für die erste Klasse angemeldet. Auf den ersten Blick liegt die Bildung von drei Klassen nahe. Doch die Tücke liegt im Detail: Denn 31 Kinder wurden für den Halbtag angemeldet, 35 für den Ganztag. Dass deren Zahl so groß ist, hat den Schulleiter Andreas Passauer „relativ stark überrascht“. Aber mischbar sind beide Formen nicht, da der Unterricht jeweils ganz anders getaktet wird. Also werde es eben zwei kleine Ganztagsklassen geben, so Passauer. Diesen eine große Halbtagsklasse mit 31 Kindern gegenüberzustellen wäre in der Elternschaft nicht gerade auf Begeisterung gestoßen, obwohl diese Lösung für Passauer „auch akzeptabel“ gewesen wäre.

„Wir versuchen nun, die etwas ungleichen Zahlen so hinzubekommen, dass alle glücklich sein können“, sagt Passauer. Unterm Strich wird es wohl auf vier kleine erste Klassen hinauslaufen. Diese Möglichkeit räumt das Staatliche Schulamt den Schulen im Einzelfall ein. „Es ist eine Frage der vorhandenen Ressourcen“, sagt die Schulamtschefin Ulrike Brittinger. Dafür könnten auch Stunden aus dem Ergänzungsbereich genutzt werden. Es biete sich aber auch an, einen Teil des Unterrichts mit der Parallelklasse gemeinsam zu halten, etwa in Kunst oder Musik. „Wir können das bei besonderen Gründen noch etwas steuern“, sagt Brittinger. Doch schon jetzt fragen sich manche Eltern: „Was ist in einem Jahr? Werden es wieder vier Klassen sein?“