Das Garnisonsschützenhaus steht seit Jahren leer und verfällt. Mehrere Stuttgarter Blogger setzen sich für eine sinnvolle Nutzung der Immobilie ein. Die Stadt plant hingegen, das Haus zu verkaufen – doch das gestaltet sich schwierig.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Lange Zeit hat sich um das rote Fachwerkhaus mit den grünen Fensterläden niemand gekümmert. Seit fünf Jahren steht das ehemalige Garnisonsschützenhaus, welches abgeschieden am Waldrand Auf der Dornhalde 1 zwischen Stuttgart Süd und Degerloch liegt, leer. Die Stadt Stuttgart, in deren Besitz das denkmalgeschützte Haus ist, hat sich wenig darum gekümmert. Bis Anfang April bei der Stadtverwaltung und den Fraktionen des Gemeinderats ein offener Brief einging.

 

Mehrere Stuttgarter Kulturschaffende und Blogger hatten sich zusammengeschlossen, um sich für den Erhalt des Gebäudes im Schweizer Stil einzusetzen. „Es ist ein vergessener Ort“, findet Christian Dosch, der sich für eine sinnvolle Nutzung des Häuschens einsetzen möchte. „Ich finde es nicht okay, dass man so einen Ort einfach im Schlaf lässt“, sagt Dosch.

Mit ihrer Internetplattform wollen die Blogger auf das Haus aufmerksam machen, Informationen sammeln und – vor allem – an der zukünftigen Nutzung des Schützenhauses beteiligt sein. „Es geht uns gar nicht darum, den Ort für uns selbst zu haben“, sagt Christian Dosch. Gemeinsam wolle man lediglich an die Stadt ein Signal senden, sich um das Haus zu kümmern.

Ausstellungsort, Museum oder doch Verkauf des Gebäudes?

Orte sind Symbole, finden die Aktivisten. Deshalb sind sie sich einig, dass nur etwas Ruhiges zu dem Gebäude passt. „Viele haben gleich an eine Partyreihe gedacht“, sagt Nils Krämer, der sich bei der Plattform Plenty Empty Stuttgart engagiert. Diese ist eine Vermittlungsbörse für Künstler, die leer stehende Immobilien suchen. „Wir fänden es ja schön, dort Kunst stattfinden zu lassen, die Ruhe drumherum braucht“, fährt Krämer fort. Philip Reuter aus Degerloch kann sich gut ein Museum vorstellen, welches das Thema Tod näher bringt. „Das passt auch gut zum Friedhof“, findet er.

Die Stadt Stuttgart hingegen plant, das Gebäude zu verkaufen. Diese Entscheidung geht auf einen Beschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 2009 zurück. Als nicht „betriebsnotwendig“ wurde das Schützenhaus am Blau-strümpflerweg eingestuft. Das bedeutet, es gehörte zu einer Liste mit rund 85 anderen Immobilien, für welche die Landeshauptstadt keine Verwendung hat und die deshalb verkauft werden sollten.

Warum das Gebäude derzeit leer steht, kann Doris Rüdiger vom Amt für Liegenschaften und Wohnen erklären. Das Gebäude sei im Zusammenhang mit dem damaligen Schießstand dort genehmigt worden. Dieser befand sich an der Stelle, wo heute der Dornhaldenfriedhof ist. Durch die Aufgabe des Schießstandes gibt es derzeit keine baurechtlich genehmigte Nutzung für das Gebäude, sagt die stellvertretende Leiterin des Liegenschaftsamtes.

Einige Interessenten sind am Kauf interessiert

Aufgrund dieser Problematik gestaltet sich der Verkauf laut Rüdiger bisher auch schwierig. Es müsse im Vorfeld geklärt werden, ob eine künftig beabsichtigte Nutzung zulässig ist. Hinzu kommt: Das Gebäude, steht, ebenso wie das benachbarte Objekt Auf der Dornhalde 1, unter Denkmalschutz und befindet sich im Landschaftsschutzgebiet. Aufgrund dieser Tatsache ist jegliche Verwendung, die mit einem hohen Besucheraufkommen einhergeht, nicht möglich. Ein Café oder ein Biergarten, was sich die Aktivisten hätten auch vorstellen können, ist damit ausgeschlossen.

Derzeit gibt es nach Angaben von Rüdiger einige Interessenten, die an einem Kauf interessiert sind. „Wir klären derzeit mit dem Baurechtsamt, welche Nutzung genehmigungsfähig ist“, ergänzt sie. Weil das Schützenhaus am Rande des Dornhaldenfriedhofs liegt, scheint eine friedhofsnahe Nutzung sinnvoll, wie zum Beispiel eine Friedhofsgärtnerei oder ein Steinmetzbetrieb. „Aber wir sind für alle Anregungen dankbar“, sagt Rüdiger. Die Nutzung müsse jedoch genehmigungsfähig sein, betont sie. Ferner müsse feststehen, wie und von wem diese Nutzung umgesetzt und finanziert werde.

Früher Wohnsitz eines Friedhofsmitarbeiters

Bis zum Jahr 2009 lebte in dem Garnisonsschützenhaus für rund 40 Jahre ein Friedhofsmitarbeiter mit seiner Frau. „Die haben dort ihr Paradies entdeckt“, weiß Monika Wüste von der SPD-Fraktion im Gemeinderat. Als der Mann starb, zog die Ehefrau aus. Seitdem wird das Schützenhaus durch das Liegenschaftsamt verwaltet und steht leer. „Bevor das Ehepaar einzog, war das Haus schon mal in einem ähnlichen Zustand“, sagt Monika Wüst von der SPD-Fraktion im Gemeinderat.

Nach dem offenen Brief der Blogger hatte die SPD einen Antrag gestellt, nach welchem die Verwaltung im Wirtschaftsausschuss Stellung zum Zustand und der Zukunft des Garnisonsschützenhauses nehmen soll. „Ein Leerstand ist nie gut. Da muss etwas gemacht werden“, findet Monika Wüst. Das Haus breche zwar nicht gleich zusammen, aber es sei ein Beispiel dafür, wie schlecht die Landeshauptstadt mit seinen historischen Objekten umgehe, so die Stadträtin.