Die Betriebe des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus in Baden-Württemberg haben 2012 den Umsatz nochmals steigern können.

Mit einem Gesamtumsatz aller Betriebe von rund 1,2 Milliarden Euro erzielte der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Baden-Württemberg im zurückliegenden Jahr ein neues Rekordergebnis. Dabei setzte sich die Entwicklung des Vorjahres fort: der meiste Umsatz - knapp 60 Prozent - wurde dabei wieder mit Privatgärten gemacht, während der Umsatz mit der öffentlichen Hand - bei 17 Prozent - leicht zurückging.

 

Die positive Auftragslage hat aber auch eine negative Seite: bedingt durch die hohe Nachfrage und das langanhaltende schlechte Wetter hat sich bei den Betrieben ein Auftragsstau gebildet, so dass Kunden derzeit eine Wartezeit von bis zu 15 Wochen in Kauf nehmen müssen, bis sie an der Reihe sind. 'Unsere Betriebe arbeiten mittlerweile sogar am Samstag, um den Auftragsstau abzuarbeiten, aber trotzdem schaffen wir nicht alles', erklärt Reiner Bierig, Geschäftsführer vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg, die aktuelle Situation. Die im Verband organisierten 675 Betriebe erwirtschaften circa 80 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche in Baden-Württemberg.

Garten- und Landschaftsbau ist keine geschützte Berufsbezeichnung

Von der hohen Auftragslage profitiert derzeit auch der graue Markt. Da Garten- und Landschaftsbau keine geschützte Berufsbezeichnung ist, kann jeder in diesem Bereich seine Dienstleistung anbieten. 'Oft sind das Betriebe, die tolle Internetseiten, aber keine Ahnung vom Geschäft haben', warnt Bierig und empfiehlt allen Gartenbesitzern, vor einer Auftragserteilung Referenzen einzuholen. Auch eine Mitgliedschaft in seinem Verband zeichne einen Betrieb als fachkundig aus, wirbt der Geschäftsführer, da man die Betriebe vor einer Aufnahme hinsichtlich ihrer fachlichen Eignung überprüfe. Während unter den Privatleuten, 'wer es sich leisten konnte', im zurückliegenden Jahr in seinen Garten investierte, ließ der öffentliche Bereich nur das Notwendigste machen. Nach Ansicht von Bierig liegt das nicht nur an den klammen Kassen der öffentlichen Hand.

Wenn grüne Themen in Zusammenhang mit Städten diskutiert werden, gehe es in der Regel um die Senkung des Energieverbrauchs oder um die Elektromobilität. 'Der Begriff der grünen Stadt wird hier aus unserer Sicht vollkommen falsch verwendet. Die wenigsten, die über grüne Themen reden, meinen damit Parkanlagen, Bäume oder Pflanzen', glaubt Bierig.

Vor allem der Nutzwert von Bäumen und ihre ästhetische Bedeutung in den Städten werde unterschätzt. Bäume und Sträucher seien heute zwar eine Selbstverständlichkeit, doch ihre Leistung und ihr Mehrwert für das Klima seien den meisten Politikern und Stadtbewohnern gerade in großen Städten gar nicht bewusst, so der Verbandsgeschäftsführer. Dabei seien gerade Parkanlagen, Bäume und Sträucher ein elementarer Bestandteil für ein besseres Stadtklima. Auch wenn die Kommunen immer wieder die Bedeutung von Bäumen betonen, sei dies meist nur ein Lippenbekenntnis und zeige, wie wenig sich die Städte und Gemeinden wirklich mit dem Thema Stadtgrün beschäftigten und wie niedrig der Stellenwert von urbanem Grün in den Rathäusern sei, kritisiert Bierig weiter. Den Kommunen fehle es an langfristigen Konzepten.

Letztendlich geht es nur um das liebe Geld

Aktiv werde man immer nur dann, wenn unmittelbare Gefahr drohe und zum Beispiel Äste vom Baum zu fallen drohen. Daran habe auch der Wechsel in der Landesregierung oder auf den Stuttgarter OB-Sessel nichts geändert. 'Wir haben uns da ein bisschen mehr erhofft', gibt Bierig unumwunden zu. Das 'mehr' muss nicht gleich die Auflage eines großen Förderprogramms wie bei der energetischen Sanierung sein, gibt sich der Verbandsgeschäftsführer bescheiden. Er wäre schon froh, wenn das vom Verband angeregte '1000-grüne-Dächer-Programm' von der Politik forciert werden würde. Dabei sollen die Kommunen ermutigt werden, in ihren Satzungen einen bestimmten Prozentsatz an Dachbegrünungen bei Neubauten in den Kommunen festzuschreiben. Letztendlich geht es aber auch bei den Kommunen um das liebe Geld.

'Viele Städte und Gemeinden schrecken beim Thema Grünanlagen vor allem vor den Folgekosten zurück', weiß Bierig. Zwar habe die Landesgartenschau in Nagold im zurückliegenden Jahr gezeigt, wie eine Stadt durch dauerhaft geschaffene Grünanlagen auch ihr Image als grüne, lebenswerte Stadt aufbauen kann. 'So etwas zieht auch Unternehmen und Mitarbeiter an.' Aber nur, wer als Kommune diesen Wert erkannt habe, sei auch bereit, dafür Geld auszugeben. Die Frage sei nur, wie lange man bereit sei, den Unterhalt zu finanzieren. Jüngste Trends in den Großstädten wie Urban Gardening, eine Art Gemeinschaftsgarten inmitten der Stadt - mal in einem Hinterhof, dann wieder auf einem Parkhausdach -, könnten aber keine langfristige Grünpolitik der Kommunen ersetzen, glaubt der Verbandsgeschäftsführer. Andererseits könne man auch nicht jede Blumenwiese sich selbst überlassen, wie einige Naturschutzverbände meinen. 'Irgendwo wollen auch mal Kinder Fußball spielen, und da muss dann halt gemäht werden.'

Während sich die Kommunen nach Ansicht des Verbandes aus dem Grünflächenbereich immer weiter zurückziehen, investierten immer mehr Unternehmen im Land ganz bewusst in grüne Dachterrassen, begrünte Büroräume und wachsende Fassaden. 'Diese Unternehmen haben erkannt, dass 'Grün' das Wohlbefinden und die Motivation von Mitarbeitern steigern kann. Das sehen auch zunehmend Investoren so, für die 'Grün' nicht bei der energetischen Sanierung aufhört. 'Und das wirkt sich auch auf den Wert der Immobilie aus', betont Bierig mit Blick auf eine aktuelle Untersuchung. Ob sich die aktuellen Geschäftszahlen seiner Mitglieder noch toppen lassen, bezweifelt Rainer Bierig. Trotz der sehr guten Auftragslage werde man wohl bei den Umsätzen nicht an das zurückliegende Jahr herankommen. Zu groß ist der Auftragsstau, der durch den verspäteten Einzug des Frühlings entstanden war.