Die Stadt hat den Pächtern eines Gartengrundstücks gekündigt. Die Suche nach Ersatz ist schwierig, da dort auch Ponys gehalten werden, die ein neues Zuhause brauchen.

Feuerbach - Stephan Schütz weiß, dass seine Eltern und er das rund 2500 Quadratmeter große Gartengrundstück an der Wiener Straße verlassen müssen. Anfang August flatterte die offizielle Kündigung ins Haus, mit der die Familie schon seit Wochen rechnen musste. Die Fläche gehört der Stadt. Sie hat nun Eigenbedarf angemeldet, da sie dringend Platz benötigt, um neue Unterkünfte für Flüchtlinge zu bauen. Bis 30. September müssen die acht angemieteten Parzellen der Familie Schütz „vollständig geräumt zurückgegeben“ sein, wie es in dem Kündigungsschreiben der Stadt heißt. „Insbesondere hat der Pächter die von ihm errichteten beziehungsweise übernommenen baulichen Anlagen oder sonstige Einrichtungen ohne Ersatzanspruch auf seine Kosten zu entfernen.“ Wie das rechtzeitig zu schaffen sein soll, weiß Stephan Schütz noch nicht.

 

Die Tiere erschweren die Suche

Seit 55 Jahren haben seine Eltern an der Wiener Straße Gartenflächen gepachtet – zuerst privat, ab 1990 dann von der Stadt, die nach und nach die Grundstücke in diesem Bereich aufgekauft hat. „Im Laufe der Jahre hat sich bei uns einiges angesammelt“, sagt Stephan Schütz. „Aber wohin nun mit all den Gerätschaften, die wir gekauft haben, um den Garten zu pflegen und zu bewirtschaften?“ Stephan Schütz hat sich schon vor Tagen auf die Suche nach einem neuen Grundstück gemacht. Er hatte sogar mehrmals etwas Passendes gefunden, „doch als die Besitzer erfahren haben, wer wir sind, haben sie die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Sie wollten mit Vertragsbrüchigen wie der Familie Schütz nichts zu tun haben“. Für den schlechten Ruf sei die Stadt verantwortlich, die öffentlich immer wieder behauptet habe, dass wir hier illegal Tiere halten. „Das stimmt aber nicht“, sagt Stephan Schütz.

Doch die Stadt um den Ersten Bürgermeister Michael Föll und Axel Wolf vom Amt für Liegenschaften und Wohnen ist da anderer Meinung. Denn laut Pachtvertrag muss eine schriftliche Genehmigung für die Tierhaltung vorliegen. Das ist aber nicht der Fall, was Stephan Schütz auch bestätigt: „Allerdings wusste die Stadt immer, dass wir Tiere haben. Als sie das Grundstück 1990 gekauft hat, hatten wir Ziegen, Hühner, Gänse und ein Pony. Man hat das stillschweigend geduldet und jetzt ist es auf einmal illegal.“ Die Stadt streitet das ab. „Es gab damals keine Tierhaltung. Erst im Lauf der Zeit kamen Kleintiere hinzu, die dann von uns – wie bei anderen Pachtverhältnissen auch – geduldet wurden“, sagt Wolf. Zudem habe es bis zum Jahr 2010 keine Pferde auf dem Grundstück gegeben. Das habe ein Kollege versichert, der die Kontrollen an der Wiener Straße durchgeführt habe und sich mittlerweile im Ruhestand befinde. „Die Luftbilder, die wir seit 1999 in der digitalen Stadtkarte aufrufen können, belegen die Entwicklung auf dem Grundstück“, sagt Wolf. Dabei gehe es um die zunehmende Verwilderung und Ausdehnung der Tierhaltung.

Pferde beziehungsweise Ponys zu halten, sei vonseiten der Stadt nicht gewünscht. „Das wollen wir auf allen unseren Gartenpachtflächen nicht. Die Grundstücke sind eh sehr knapp und Pferde brauchen viel Platz.“ Gegen Kleintiere habe man in der Regel nichts einzuwenden, wenn sie in einem verträglichen Maß vorkommen. In solchen Fällen werde die Haltung dann auch genehmigt. Konfrontiert mit den Aussagen der Stadt schüttelt Stephan Schütz nur den Kopf: „Hier sind immer Tiere gewesen. Da kann man alle Leute aus der Nachbarschaft fragen.“

Stadt bietet ihre Unterstützung an

Doch selbst wenn er das beweisen könnte, müsste die Familie Schütz ihr gepachtetes Gartengrundstück verlassen. An der Kündigung würde sich nichts ändern. „Wir wollen aber von der Stadt ein faires Angebot für eine Ersatzfläche. Dazu ist sie moralisch verpflichtet“, sagt Stephan Schütz. Trotz all der Vorwürfe vonseiten der Stadt an die Familie Schütz bedankt sie sich im Kündigungsschreiben „für die langjährige, vertrauensvolle Vertragspartnerschaft“ und bietet ihre Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Ersatzflächen an. „Drei Grundstücke haben wir schon vorgeschlagen. Sie sind zwischen 500 und 900 Quadratmeter groß und befinden sich in Feuerbach. Aber dort ist überall nur gärtnerische Nutzung erlaubt“, sagt Wolf.

Für Stephan Schütz und seine Eltern kommt keines dieser Grundstücke in Frage. Einen Garten an der Stefan-Zweig-Straße werde sein Nachbar nehmen, dessen Pachtvertrag auch gekündigt wurde. Auf den anderen beiden Flächen an der Krailenshalde und an der Bubenhaldenstraße sei keine Tierhaltung erlaubt. Zudem liege ein Grundstück am Hang. Das wäre nichts für seine Eltern, die schon über 80 Jahre alt sind. „Wir haben Herrn Schütz noch einmal bis 31. August Bedenkzeit gegeben“, sagt Wolf. Vielleicht ändere er noch einmal seine Meinung. Doch für Stephan Schütz ist die Entscheidung schon gefallen. Auf der einen Seite hofft er nun auf ein besseres Angebot der Stadt. Auf der anderen Seite sucht er weiter nach privaten Flächen. „Wir bräuchten 1700 bis 2500 Quadratmeter im Umkreis von 15 Kilometern. Wasser, Strom und Platz für die Tiere sollten vorhanden sein“, sagt Stephan Schütz. Mehr Informationen gibt es per E-Mail unter der Adresse ponystephan@gmail.com.