Für die zweite Ausgabe unseres Gastronomieführers 10 x 10 haben wir die 100 besten Restaurants der Stadt getestet – und festgestellt: Stuttgart muss sich auch in Sachen Spitzengastronomie nicht verstecken.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Ist Stuttgart eine Gourmetstadt? Für den „Guide Michelin“ nicht. Der gibt nämlich eine Ausgabe „Main Cities of Europe“ heraus, zu denen in Deutschland nur die Metropolen Berlin, Köln, Frankfurt, Hamburg und München gehören. Dabei steht gemessen an der Einwohnerzahl unsere Landeshauptstadt mit ihren acht Sternerestaurants gar nicht so schlecht da. Zählt man noch Fellbach hinzu – und da ist der deutsche „Guide Michelin“ mit seiner Eingemeindung „Stuttgart/Fellbach“ wenig zimperlich –, haben wir sogar zehn ausgezeichnete Häuser. Zum Vergleich: In Berlin gibt es 20 Sternerestaurants, in München elf, gefolgt von Frankfurt und Hamburg (je zehn) und Köln (neun).

 

Was aber Stuttgart nicht hat, ist ein Zweisternerestaurant. Davon gibt es in den anderen genannten Städten je mindestens eines. Ist das gerecht? Eher nicht. Aber braucht Stuttgart überhaupt ein Zweisternerestaurant? Auch eher nicht. Und doch fehlt ein Haus, das weithin strahlt, allein schon mit seinem Namen. So wie das Tantris in München, das Haerlin in Hamburg oder das Le Moissonnier in Köln.

Neue Lässigkeit in Toprestaurants

Über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus spricht man allenfalls von der Wielandshöhe, die mit ihrer soliden Küche ein, nun ja, etwas anderes Sternerestaurant ist. Vincent Klink sei Dank. Aber ein Schnalzen mit der Zunge, ein Glanz in den Augen, ein ehrfurchtsvolles Raunen – das gibt es in Stuttgart nicht. Am ehesten ist es noch dem Mercedes-Benz-Museum vorbehalten, ein bisschen Gourmettempel spielen zu dürfen – wenn dort Gastköche in den „Sternennächten“ am Werk sind, wenn man mit dem Auto auf den heiligen Hügel hochfahren darf, mit dem Aufzug in die oberste Etage schießt, einen Aperitif mit Blick auf edle Exponate genießt, um anschließend in erhabener Atmosphäre Platz zu nehmen.

Aber was soll’s: Viele Topadressen versuchen ohnehin, die Hemmschwellen abzubauen und mit neuer Lässigkeit neue Gäste für sich zu gewinnen. Allein: da tut man sich in Stuttgart auch schwer. Einfach in ein Sternehaus reinstiefeln? Am ehesten funktioniert dies im 5 in der Bolzstraße, einem Allround-Konzept, in dem man zu jeder Tageszeit bestens versorgt wird (deswegen würdigen wir das 5 diesmal in der Rubrik Frühstück), weil es auch eine urbane Lounge gibt. Ansonsten hält unsere Stadt ein so vielfältiges wie individuelles Angebot bereit – vom intimen Gewölbekeller bis hin zum einzigen Sternerestauarant mit Blick auf eine Landebahn.

Ist Stuttgart also eine Gourmetstadt? Für uns ja. Man traut sich nur nicht, es zu laut zu sagen, tut es der schwäbischen Seele doch immer noch ein bisschen weh, mal eben 300 Euro für einen schönen Abend zu zweit zu investieren.

Der Gastroführer 10 x 10

Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten haben für die zweite Ausgabe des Gastronomieführers wieder Restaurants in Stuttgart getestet und die 100 besten für „10x10 – Stuttgarts beste Restaurants“ ausgewählt.

Neben schwäbischen, italienischen und exotischen Klassikern sind viele neue Adressen und neue Rubriken wie Frühstück, Bars und Kneipen, Essen nach 22 Uhr sowie kinderfreundliche Gastronomie hinzugekommen.

Die neue Auflage von 10 x 10 - Stuttgarts beste Restaurants gibt’s in Stuttgart und der Region seit dem 4. Juni 2016 am Kiosk.