Die SWR Media Service GmbH hat den Pachtvertrag mit dem Fernsehturm-Wirt gekündigt, weil er seine Zahlungen nicht mehr leistete. Bis auf Weiteres wird es am Fernsehturm keine Gastronomie mehr geben.

Stuttgart - Alexander Deißler muss den Schock erst noch verarbeiten. Der Inhaber der Foxtrott-Tango GmbH, die im Stuttgarter Fernsehturm das Höhencafé „Oben“, das Restaurant „Unten“ sowie neben dem Eingang den Biergarten „Draußen“ betrieben hat, steht selbst vor einer ungewissen Zeit. „Ich weiß im Moment wirklich nicht, was die Zukunft für mich bringt. Ich muss das Geschehen erst verdauen“, sagt Deißler.

 

Der Turmbesitzer, die SWR Media Service GmbH, hat den Pachtvertrag mit Deißler nach knapp zwei Jahren gekündigt, weil er seine Zahlungen nicht mehr leistete. In welcher Höhe Deißler in der Kreide steht, darüber gibt die SWR Media Service GmbH keine Auskunft. Das Unglück sei über den früheren Betreiber des Szenelokals Bravo Charlie kurz vor Ostern gekommen, als die Stadt den Fernsehturm wegen mangelnden Brandschutzes geschlossen hat. „Das hat unser Geschäftsmodell mit einem Schlag auf Null gesetzt“, sagt Alexander Deißler.

„Draußen“ und „Unten“ gehen nicht ohne „Oben“

Alle Versuche, die Besucher dennoch in den Biergarten „Draußen“ sowie in das Restaurant „Unten“ im Sockel des Fernsehturms zu locken, konnten den Ausfall des Cafés „Oben“ nicht ausgleichen. Die Besucher blieben offenbar ganz weg, nachdem sie der Möglichkeit beraubt worden waren, auch im Turm nach oben zu fahren. Die Stadt äußerte sich gestern nicht zu den Vorgängen. Der Südwestrundfunk (SWR) zog die Konsequenzen daraus, dass Deißlers Unternehmen nicht mehr in Lage war, die Pacht zu begleichen und beendete den Vertrag. Gleichwohl werde aufgrund der ungewissen Zukunft des Turms vorerst kein neuer Pächter gesucht, verlautete die SWR Media Services GmbH.

Alexander Deißler antwortet ausweichend auf die Frage, ob er rechtliche Schritte gegen den SWR in Erwägung zieht. Er betont, dass das Verhältnis mit dem Turmbesitzer vor der Schließung kurz vor Ostern gut gewesen sei. Nun wisse er nicht genau, gegen wen er eigentlich klagen solle, sagt er. „Ich schaue jetzt nur noch nach vorn“, sagt er.

Viele Mitarbeiter haben eine neue Tätigkeit gefunden

Deißler zeigt sich erleichtert, dass viele seiner Mitarbeiter eine neue Tätigkeit gefunden haben. „Wir haben schon nach Ostern nur noch mit einer Kernmannschaft weitergemacht, weil ich dabei war, Mitarbeiter bei Mitbewerbern unterzubringen“, sagt der Gastronom. Nun sei auch bei fast allen übrig gebliebenen Angestellten ein neuer Arbeitsvertrag so gut wie unter Dach und Fach.

Der Unternehmer wehrt sich gegen Gerüchte, die Fernsehturmgastronomie sei schon vor der Turmschließung in schwierigem Fahrwasser gewesen. Deißler habe zu wenig auf Touristen und zu sehr auf die Partyszene gesetzt, wird gemutmaßt. „Wir waren dabei, ein Konzept 2.0 zu entwickeln, als die Stadt den Beschluss zur Schließung des Fernsehturms bekannt gegeben hat. Wir haben damals noch positiv in die Zukunft geblickt“, sagt Deißler.