Der Bezirksbeirat Mitte sieht das Gastronomie-Konzept von Breuninger für den Marktplatz kritisch. Im Gremium hat es darüber eine lebhafte Diskussion gegeben.

S-Mitte - Kaum ein Thema scheint die Stuttgarter mehr zu elektrisieren als die Zukunft des Marktplatzes. Ein untrügliches Zeichen dafür ist auch das Bürgerinteresse im Bezirksbeirat. Selten waren die Zuschauerreihen so gut gefüllt. Alle wollten den Vortrag von Klaus Volkmar aus dem Stadtplanungsamt hören. Nicht nur das. Der Stuttgarter Horst Löffler präsentierte sogar seine Ideen zum Wohnzimmer der Stadt. Bei Löfflers Neugestaltungs-Vorschlag geht es auch um den Brunnen. Er will ihn versetzen. Doch das Thema scheint vom Tisch, wie Klaus Volkmar durchblicken ließ. Große Teile des Gemeinderats scheinen sich nur für eine kostengünstige Variante erwärmen zu können. Diese sieht vor, den Brunnen 30 Zentimeter aus der Senke zu heben und die Stufen vor dem Modehaus Breitling zu schleifen. Kostenpunkt: 4,7 Millionen Euro. Die etwas teurere Variante (5,9 Millionen Euro), die vor der Schulstraße eine Fontäne vorsieht, stößt wohl auf weniger Gegenliebe.

 

Liegestühle für alle

Bleibt das Thema Außengastronomie. Auch hier scheiden sich die Geister. Im Bezirksbeirat entzündete sich darüber sogar eine leidenschaftliche Debatte. Die Pläne des Kaufhauses Breuninger fanden keine Zustimmung. Breuninger plant, die Gastronomie über eine zentrale Servicestation in den ehemaligen Räumen der Bank zu bedienen. Vorgesehen wären drei Flächen, die bestuhlt werden könnten. Eine vor dem Kaufhaus Breuninger, zwei an den Seiten des Brunnens. Hier wollte Breuninger im Stile des ehemaligen Café Scholz Liegestühle aufstellen, in denen prinzipiell jeder Platz nehmen kann – auch derjenige, der seinen Café nicht bei Breuninger bestellt.

Doch dem Bezirksbeirat schmeckte diese Idee nicht. Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle kann sich zudem nicht vorstellen, dass die dieser Bereich ohne Theken bewirtschaftet werden kann.

Kurzum: Die breite Front im Gremium gegen die Breuninger-Pläne, das Flair des Café Scholz auf den Marktplatz zurückzubringen, machte die Räte der CDU stutzig: Sie äußerten die Vermutung, Breuninger sei in diesem Gremium nicht hoch angesehen. Dem widersprach Kienzle zwar energisch, aber am Abstimmungsergebnis änderte das nichts. Am Ende plädierte nur die CDU für eine Renaissance des Scholz.

Klaus Volkmar vom Stadtplanungsamt meinte dazu nur: „Die Gastronomiefläche darf nicht zu klein sein, sonst lohnt es sich für Breuninger nicht.“ Konter von Kienzle: „Man kann auch mit zwei statt drei Flächen Geld verdienen.“

Pavillon von Bürgern für Bürger

Überhaupt nicht ums Geld geht laut der SPD in einer weiteren Debatte, die den Marktplatz betrifft. Die Fraktion um Matthias Vinçon ließ über die Idee eines Pavillons abstimmen, dessen Planung samt Kosten durch die Universität Stuttgart gedeckt wären. Zudem soll dieser Café-Pavillon, so er denn jemals realisiert wird, von Bürgern bewirtschaft werden. „Die Idee wäre, den Bürger zum Teilhaber zu machen“, sagte Vinçon.

Doch mit Ideen ist das so eine Sache. Nicht alle im Bezirksbeirat können Matthias Vinçon bei seinen Gedankenflügen folgen. Wenn der SPDler sagt, „ich will Räume für Träume öffnen“, dann hört sich das für manche nach Che Guevara an: „Lasst uns realistisch sein und vom Unmöglichen träumen.“ Dennoch ließ sich der Rat vom Charme Vinçons bezirzen und folgte dem SPD-Antrag in weiten Teilen. Der Bezirksbeirat bekräftigt demnach den Wunsch, dass eine studentische Seminararbeit zu einem Café-Pavillon von der Stadtverwaltung sowie dem Gemeinderat unterstützt werden. Die Ergebnisse sollen dann im Rathaus ausgestellt werden, ehe über eine Bürgerbeteiligung mögliche Nutzungskonzepte geprüft werden. Zu weit geht es dem Rat allerdings, eine Testphase zu unterstützen.