Im Frühjahr nächsten Jahres eröffnen Marcel Jetter und Sebastian Sommer am Bismarckplatz ein Kaffeehaus nach Wiener Art. Dazu gibt es einen Laden mit österreichischen Spezialitäten, der ans Café angegliedert ist.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Stuttgart-West - Das Wiener Schnitzel muss nicht neu erfunden werden. Es gibt Dinge, die sind einfach gut, so wie sie sind – ganz besonders dann, wenn sie aus Österreich stammen, findet Marcel Jetter. Gemeinsam mit Sebastian Sommer will er im Frühjahr nächsten Jahres am Bismarckplatz eine Art Kaffeehaus im Wiener Stil eröffnen. Aus Respekt vor traditionsreichen Institutionen wie dem Hawelka oder dem Sacher nehmen die beiden aber das Wort „Kaffeehaus“ nicht so gern in den Mund, wenn sie über ihr Etablissement in dem sanierten Eckhaus am Bismarckplatz sprechen. Aber es gibt schon verdächtig viele Gemeinsamkeiten.

 

Am Augenfälligsten wird die Wahlverwandtschaft beim Blick in die Karte. Neben Österreichischen Kaffeespezialitäten erwarten die Gäste Klassiker wie Saftgulasch, Tafelspitz, Marillenknödel, Palatschinken und österreichische Weine. „Der Stuttgarter denkt ja bei Kaffeehaus an Kaffee und Kuchen. Aber im Sacher gibt’s nicht bloß K und K. Die haben eine richtige Gastronomie“, erklärt Marcel Jetter. Seit einem Jahr befasst er sich mit der österreichischen Küche, hat kulinarische Exkursionen absolviert und Lieferanten in ganz Österreich aufgetan. Die guten Dinge werden nicht bloß in der Küche landen, sondern auch im Laden, der dem Café angegliedert wird.

Ein kleiner Laden ergänzt das Angebot

Von der Straße wird es drei Zugänge geben, der ganz linke führt in einen kleinen Laden. Hier wollen Jetter und Sommer Feinköstliches wie Schokolade aus Wien, Biokäse aus dem Salzkammergut, Konfitüren, Weine und Würste anbieten. „Man kann hier auch morgens einen Kaffee bekommen“, sagt Sommer, es gibt einen Durchgang zum Gastraum.

Die Einrichtung verrät ebenfalls Anleihen an die Kaffeehauskultur. Die Stühle sind zwar nicht von Thonet, aber die Aufteilung der Sitzgelegenheiten im Raum, die Bänke an der Wand und die Materialien zeigen noch Anklänge. Allerdings hat sich Sommer bei der Möblierung für eine skandinavische Spielart mit hellem Holz und Leder entschieden. Tische und Stühle sind schlicht und funktional. Dekorative Elemente sind einzig die Deckenlampen, die in ihren akkuraten Reihungen und Anordnungen eine disziplinierte Ornamentierung gewähren.

Auf 250 Quadratmetern bietet das Café Platz für 80 Gäste. Draußen gibt es nochmals so viele Sitzgelegenheiten, zudem existiert ein Hinterzimmer, das Jetter und Sommer aber lieber „Kaminzimmer“ nennen. Intimeren Anlässen ist der Weinkeller vorbehalten, den man mieten kann. Das einzige, was jetzt eigentlich noch fehlt, ist eine Armada livrierter Oberkellner. Die beiden schätzen, dass sie um die 30 Leute im Service brauchen werden. Über deren Dienstkleidung haben sie sich allerdings noch keine Gedanken gemacht.

Wo sonst gibt es in Stuttgart einen „Einspänner“?

Jetter und Sommer sind zuversichtlich, dass der Laden laufen wird. „Espresso und Cappuccino kriegst du in Stuttgart überall. Aber einen Einspänner? Einen kleinen Braunen? Das gibt’s bloß bei uns!“, sagt Marcel Jetter. Mit Sebastian Sommer hat er einen Geschäftspartner an der Seite, der seit 20 Jahren in der hiesigen Gastro- und Clubszene vorne mitmischt. Sein jüngster Coup heißt Schankstelle und ist eine umfunktionierte ehemalige Tankstelle in der Jägerstraße.

Dass gegenüber ihrem neuen Kaffeehaus, in der ehemaligen Metzgerei ebenfalls im Frühjahr ein neues Lokal eröffnet, bereitet Jetter und Sommer keine Kopfschmerzen. Im Gegenteil: „Der Westen schreit nach neuen Läden. Wir freuen uns über jeden, der hier was Neues aufmacht. Das belebt den Kiez“, sagt Jetter.