Noch vor zwei Jahren wollte der Gemeinderat maximal eine Million Euro für die Sanierung des Restaurants im Rathausuntergeschoss in die Hand nehmen. Jetzt der Meinungsumschwung: Der Ratskeller soll für fünf Millionen saniert werden.

Stuttgart - Die Stadt will den seit März 2016 geschlossenen Ratskeller im Untergeschoss des Rathauses nun doch mit Millionenaufwand sanieren. Noch im Jahr 2015 hatte der Gemeinderat eine solche Investition abgelehnt. Und auch jetzt scheiden sich an dem Vorhaben die Geister: Es sei keine kommunale Aufgabe, für viel Geld zusätzliche gastronomische Angebote in der City zu offerieren, meinen die SPD und die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus. Die Mehrheit hat aber ihre Auffassung inzwischen revidiert – vielleicht auch eine Folge der Tatsache, dass mit Fabian Mayer nun ein CDU-Mann dem zuständigen Verwaltungsressort vorsteht. Unter seinem Amtsvorgänger, dem Grünen Werner Wölfle, hatte sich vor allem die CDU gegen Mehrausgaben gesperrt.

 

Seit fast einem Jahr ist die Gaststätte geschlossen. Das Lokal, zuvor 20 Jahre lang von der Familie Brunner betrieben, war bei der Sanierung des Rathauses im Jahr 2004 außen vor geblieben – wohl auch, um Kosten zu sparen. Dementsprechend stammen Leitungen, Lüftung, Technik und Elektrik sowie Brandschutzvorrichtungen noch aus dem Rathausbaujahr 1956, erläuterte Verwaltungsbürgermeister Mayer (CDU) am Dienstag im Technikausschuss. Bei der Wahl zwischen mehreren Optionen für eine Sanierung habe man sich nun für einen sogenannten veredelten Rohbau entscheiden, also die Verpachtung der technisch modernisierten, frisch verputzten und mit Estrich versehenen Räume. Die innenarchitektonische Ausgestaltung soll dem neuen Pächter vorbehalten bleiben, es gebe mehrere Interessenten, so Mayer. Wer den Zuschlag erhält, soll eine Ausschreibung klären.

CDU und AfD sehen Versäumnisse

Mit Blick auf die Vergangenheit kritisierte CDU-Fraktionschef Alexander Kotz, man habe die Gaststätte seinerzeit dicht gemacht, ohne ein Konzept für eine Nachfolge zu haben. Dies sei „kein Ruhmesblatt für die Verwaltung gewesen“. AfD-Stadtrat Eberhard Brett sprach sogar von einer „Erzschlamperei“, die Maiers Amtsvorgänger, der heutige Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) zu verantworten habe. Der hatte allerdings bereits 2015 darauf hingewiesen, dass die im Haushalt eingestellte eine Million Euro für eine angemessene Sanierung nicht ausreichen werde. Seinerzeit hatten allerdings sowohl die CDU-Fraktion als auch Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) höhere Investitionen aber strikt abgelehnt.

Am Dienstag nun freute sich Kotz trotz der auf fünf Millionen Euro brutto gestiegenen Kosten für die Modernisierung darüber, dass der Marktplatz wieder belebt werde. Vor allem die geplante Außengastronomie soll, so hofft Kotz, der seit der Schließung des Cafés Scholz 2014 brach liegenden Gastronomie im Zentrum der Stadt neue Impulse geben. Auch Grünen-Fraktionschef Andreas Winter sagte, der Marktplatz vertrage eine Belebung durch eine „zeitgemäße Bewirtschaftung“. Auch die Freien Wähler betonten, bei der Auswahl des neuen Betreibers, von dem sich die Stadt monatliche Pachteinnahmen in Höhe von mehr als 16 000 Euro verspricht, brauche es viel Fingerspitzengefühl. Schließlich entstünden auch im Umfeld, etwa im Dorotheenquartier oder an der Nadlerstraße, neue gastronomische Angebote. Der Ratskeller müsse sich gegen diese Konkurrenz behaupten.

SPD hält Sanierungskosten für völlig unverhältnismäßig

Letzteres bezweifeln SPD und SÖS/Linke-plus. Jeder Pächter werde es schwer haben, die Gaststätte wirtschaftlich zu betreiben, so Hans Pfeifer (SPD). Er fürchtet zusätzliche städtische Subventionen für den Haushalt. Die Sanierungskosten seien „völlig unverhältnismäßig“, Kellergastronomie nicht mehr zeitgemäß, und der geplante Außenbereich liege im Rathausschatten. Pfeifers Alternativvorschlag, etwa Szeneläden im Untergeschoss einzuquartieren, interpretierte FDP-Rat Michael Conz auf die ihm eigene Weise: Auch eine „Großdisco“ im Ratskeller sei ein Subventionsrisiko, so der Liberale.

Am Ende stimmten lediglich die Genossen gegen die Sanierung. SÖS/Linke-plus enthielten sich der Stimme, man teile aber die Bedenken der SPD, so der Stadtrat Luigi Pantisano.