Der Pächter Salvatore Marrazzo hat sich dazu entschieden, sein Traditions-Lokal Ristorante Reichsstadt am Esslinger Marktplatz früher als geplant zu schließen.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Seit dem vergangenen Samstag ist das Ristorante Reichsstadt Geschichte. Ursprünglich wollte der Pächter Salvatore Marrazzo seinen Nobelitaliener am Esslinger Marktplatz noch bis Ende Januar 2018 weiterführen. Doch nach einer Begehung des Baurechtsamts und der Feuerwehr, die Mängel beim Brandschutz in dem Gebäude feststellten, hat sich Marrazzo kurzerhand entschieden, das Traditionslokal vorzeitig zu schließen.

 

„Am letzten Samstag saßen wir noch einmal lange mit Freunden, Gästen und der Belegschaft zusammen. Da kamen natürlich auch Emotionen und Wehmut hoch. Das Reichsstadt war schließlich immer meine ‚Grande Dame’, aber jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt“, so Marrazzo.

Eingeläutet hatte er diesen Ende Juli mit der Eröffnung des Restaurants Cosmopolita schräg gegenüber des Ristorante Reichsstadt, direkt neben seinem Lokal Accanto. Hier hat der Gastronom in den Räumen einer ehemaligen Apotheke sein neues kulinarisches Domizil mit modernem Flair und großer Außenterrasse geschaffen.

Mängel beim Brandschutz

Dass er nun fünf Monate früher als geplant Schluss mit dem Reichsstadt machte, habe mit neuen Brandschutzbestimmungen zu tun. Laut Ignazio Ceffalia von der Stadt Esslingen, haben sich die Bestimmungen seit der letzten Begehung des Reichsstadt im Jahr 2012 verschärft. „Die Landesbauordnung wurde geändert. Seitdem muss es bei einer Bewirtungsgröße ab 100 Personen einen zweiten Fluchtweg geben.“ Das sei derzeit im Ristorante Reichsstadt nicht der Fall. Daher wurde die Anzahl der Gäste, die dort bewirtet werden dürfen, auf 100 Personen begrenzt.

Für Marrazzo war das der ausschlaggebende Punkt, die Türen im Reichsstadt fortan zuzulassen. „So hätte es sich kaum noch gelohnt“, sagt der Gastronom, der trotzdem bis Ende Januar seine Pacht bezahle. „Investieren wollte ich nicht mehr, das wäre sowieso Sache der Hausbesitzer gewesen. In dem Haus herrscht ohnehin ein Investitionsstau von 40 Jahren. Selbst wenn das Gebäude einmal grundlegend renoviert werden würde, stellt sich auch die Frage wie hoch die Pacht danach sein wird“, meint Marrazzo. „Ich hoffe aber natürlich, dass sich bald ein neuer Pächter findet und der Platz wieder belebt wird.“

Von konkreten Interessenten wisse Marrazzo jedoch derzeit nichts. Auf Anfrage hält sich der derzeitige Hausbesitzer, Felix Fischer, bedeckt: „Wir stehen dazu noch Verhandlungen, wollen aber gerne wieder einen Gastronom im Haus haben. Voraussichtlich wissen wir gegen Ende des Jahres Konkreteres. “ Fischer habe jedoch vor, auch Investitionen tätigen, um die derzeitigen Brandschutzauflagen zu erfüllen. „Mehr wollen wir dazu im Moment nicht sagen“, so der Eigentümer.

„Solange die Brandschutzbestimmungen so bleiben, wird es für jeden Pächter schwierig das Haus voll zu bekommen“, findet auch Ceffalia von der Stadt.

Personalwechsel im Accanto und Cosmopolita

Die vorzeitige Schließung seines Lokals kommt dem Gastronomen Marrazzo allerdings gar nicht ungelegen. „Es ist schon eine kleine Erleichterung“, gibt er zu. Zuletzt hatte er die Öffungszeiten eingeschränkt und nur noch an vier Abenden geöffnet.

Da die „Grande Dame“ jetzt zu ist, kann er sich ganz auf seine anderen Lokale konzentrieren. Hier hat es der Lokalbetreiber derzeit nicht nur mit dem Aufbau des Cosmopolita, sondern vor allem mit Personalfragen zu tun: Nach jahrelanger Zusammenarbeit mit Holger Birner und Marcel Frank gehen diese und Marrazzo nun getrennte Wege. Holger Birner war maßgeblich am Aufbau des Accanto beteiligt.

Die Mitarbeiter des Reichsstadt hat Marrazzo mit in die beiden anderen Lokale integriert. Nach dem Ausscheiden von Birner führen im Cosmopolita nun Cosimo Marseglia, Wajdi Naouara und Nigar Hasanova Regie.