Das Café Stella schließt im Herbst für immer – der Betreiber hat jahrelang rote Zahlen geschrieben. Nach der Suite 212 und dem Café Soho verkündet damit die nächste gastronomische Institution in Stuttgart ihren Abschied.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Liane Schmid sitzt traurig an einem Tisch im Café Stella. „Ja, es stimmt, der kompletten Belegschaft wurde zum 30. September gekündigt“, sagt Schmid, die schon zur Gründungstruppe des Café Stella vor 30 Jahren gehörte. Ende des vergangenen Jahres feierte die Institution der Stuttgarter Cafékultur ihren 30. Geburtstag. Nun streicht sie als eine weitere gastronomische Einrichtung ihre Segel, die das Ausgehen und die Gastronomie-Landschaft in Stuttgart in den vergangenen Jahrzehnten mitgeprägt hat.

 

Vor einiger Zeit hatte erst das Café Soho im Stuttgarter Westen schließen müssen. Wie das Stella hatte auch das Soho eine neue Form der Kaffee- und Frühstückskultur nach Stuttgart gebracht. In einer Zeit, in der man im Kessel noch dem Kännchen Kaffee huldigte, stillten Soho und Stella schon den Durst nach Cappuccino. Jünger als die beiden genannten, für die gastronomische Entwicklung Stuttgarts aber nicht minder wichtig war die Suite 212 an der Theodor-Heuss-Straße, die kürzlich ebenfalls ihren Abschied verkünden musste.

Suite 212 und Café Stella verschwinden aus denselben Gründen von der Bildfläche: Beide Einrichtungen haben sich wirtschaftlich nicht mehr gerechnet. „Wir haben es in den vergangenen fünf Jahren nicht geschafft, eine schwarze Null zu schreiben. In den vergangenen Monaten waren die Verluste so hoch, dass ich jetzt die Reißleine ziehen muss“, erklärt der Haupteigentümer des Cafés, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Die Gründe für das Stella-Aus sind vielfältig

Seine Erläuterungen decken sich mit dem, was Lutz Metzger, der Betreiber der Suite 212, zum Ende seines Lokals gesagt hatte. „Die Leute sehen immer nur den Freitag- oder Samstagabend, wo es brechend voll sein kann. Dafür ist unter der Woche viel weniger los“, sagt der Stella-Eigentümer. Die Gründe für das Aus seien vielfältig. „Die Klientel, die Geld ausgibt, will immer nur in die neuen, hippen Läden.“ Außerdem verfüge heute jede Bäckerei über einen Kaffeevollautomaten, der 90 Prozent der Menschen scheinbar genüge. „Und wenn ich frische Ware statt Fertig-Produkten anbiete, ist das den meisten Gästen wiederum viel zu teuer.“

Nach Meinung des Stella-Betreibers dürfte das Sterben der individuellen Gastronomiebetriebe weitergehen. „Der Mindestlohn und die Dokumentationspflicht killen unser Gewerbe. Irgendwann bleiben nur noch die Ketten übrig.“ Dass in die Räume des Café Stella ein Burger King einzieht, wie es angeblich bei der Suite 212 der Fall sein soll, ist laut dem bisherigen Stella-Betreiber aber ausgeschlossen. „Entweder wir versuchen es nochmals mit einer individuellen Gastronomie. Oder wir wandeln die Fläche in ein Büro um.“

Ende September soll eine Abschiedsparty stattfinden

So weit will Liane Schmid noch gar nicht denken. „Das tut jetzt schon weh, wenn so eine Ära endgültig zu Ende geht“, sagt sie. „Auf der anderen Seite hätte ich nie gedacht, dass das Stella überhaupt mal 30 Jahre alt werden wird. Ich selbst werde im nächsten Jahr 60, da ist es vielleicht gar nicht schlecht, es einmal ruhiger angehen lassen zu können“, räsoniert sie. Vorher dürfte Schmid es mit den Stammgästen aber noch mindestens einmal krachen lassen. Schmid verspricht eine große Abschiedsparty, die irgendwann Ende September stattfinden soll.