Nachdem der Verwaltungsausschuss entschieden hat, den Pachtvertrag mit dem jetzigen Betreiber des Ratskellers nicht zu verlängern, wird es wohl vor 2016 keine gastronomische Aufwertung des Stuttgarter Marktplatzes geben.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Vor wenigen Monaten hätte man meinen können, ganz Stuttgart falle bei Betreten des Marktplatzes in ein schwarzes Loch. Groß war der Aufschrei, als das Café Scholz seinen Abschied verkündete. Manche Äußerung aus dem Rathaus klang beinahe so, als würde künftig die Verwaltung höchstselbst eine mobile Kaffeebar mit angeschlossener Verweilstation als Scholz-Nachfolger betreiben. Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) gab den Takt vor und wollte schnellstmöglich eine mobile Gastronomie zur Belebung der ,Marktplatzeinöde’. Nicht viel hätte gefehlt, und Wölfle hätte in seltener Einheit mit der CDU, die ebenfalls die Kaffee-Rettung des Marktplatzes forderte, als ungewöhnliches Barista-Team vor dem Rathaus selbst Cappuccino ausgeschenkt.

 

Einige Monate später scheint die Koffeinversorgung mit Rathausblick nicht mehr ganz so dringlich. „In diesem Jahr wird nichts mehr passieren“, sagt Werner Wölfle. „Im Sommer ist sowieso genug los auf dem Platz.“ Eine gastronomische Belebung des Areals vor dem Rathaus sieht Wölfle mehr denn je an die Neuverpachtung des Ratskellers gebunden. Der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats hatte am Mittwoch entschieden, den Pachtvertrag mit der Gastronomenfamilie Brunner zum 31. März 2016 zu beenden. Mit den bisherigen Pächtern hatte man sich nicht auf eine inhaltliche Neuausrichtung des leicht angestaubten Ratskellers einigen können. Im Herbst wird die Gastronomie neu ausgeschrieben.

Aufwertung des Marktplatzes in weite Ferne gerückt

Im Beschlussantrag der Verwaltung heißt es, das künftige Betreiberkonzept solle „als zusätzliche Option auch eine Konzeption für eine mobile Außenbewirtschaftung auf dem Marktplatz beinhalten, die einen Anspruch auf eine hohe Aufenthaltsqualität bietet.“ Diesem Vorschlag ist auch der Gemeinderat gefolgt. Werner Wölfle hatte zwar einige spannende Konzepte für eine gastronomische Bespielung des Marktplatzes ohne Ratskeller-Einbindung erhalten. „Der Rat hat aber entschieden, eine künftige Marktplatz-Gastronomie an den Ratskeller zu koppeln“, so Wölfle.

Damit ist eine Aufwertung des Marktplatzes erst einmal in weite Ferne gerückt. Die nächsten bewirteten Liegestühle dürften nicht vor 2016 vor dem Rathaus stehen. Der Grund: vor einer Neueröffnung des Ratskellers muss dieser erst saniert werden. Die Verwaltung rechnet mit Kosten von bis zu drei Millionen Euro, um unter anderem die Lüftungsanlage auf den neuesten Stand der Brandschutzbestimmungen zu bringen. Während der Sanierungsarbeiten muss der Ratskeller für ein halbes Jahr geschlossen werden.

Ratskeller wird für ein halbes Jahr geschlossen

Ob der Marktplatz während einer sechsmonatigen Ratskellerpause vollends zu einer wenig einladenden Fläche wird, wird sich zeigen. Laut Wölfle ist die Idee einer „konsumfreien Möblierung“ des Rathausvorplatzes noch nicht vom Tisch. Und verhungern oder verdursten müsse vor dem Rathaus ohnehin keiner, sagt Wölfle. Dank der nahen Schulstraße sei die gastronomische Grundversorgung gesichert.