In Köln hat sich 4711 neu erfunden, wir suchen dagegen noch ein anderes Wort für Feinstaubalarm. Erste Vorschläge sind eingegangen. Weitere sind willkommen, meint Lokalchef Holger Gayer

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Manchmal können wir nur neidisch aus dem Kessel gucken. Da machen wir in der aktuellsten Form der schwäbischen Dialektik – unter Baulärm, aber in aller Stille (es waren ja keine Promis da) – nach dreieinhalb Jahren Bauzeit endlich unser Dorotheen-Quartier auf, und was hören wir aus Köln? Der „Flagshipstore“ von 4711 hat seit 28. Mai geschlossen. Stattdessen hat am 1. Juni der neue „Pop-up-Store“ von 4711 eröffnet. Nur drei Tage haben die Kölner gebraucht, um ihr komisches Wasser neu zu verkaufen. Das soll ihnen mal einer nachmachen.

 

Obwohl? In Stuttgart tagt regelmäßig eine 60-köpfige Expertenkommission, und weil die Nummer 61 sogar ein leibhaftiger Oberbürgermeister ist, darf man getrost davon ausgehen, dass in diesem Gemeinderat stets über sinnvolle Dinge verhandelt wird. Im Moment geht es mal wieder um den Feinstaubalarm. Allerdings weniger darum, was man für den Menschen- und Umweltschutz tun kann, sondern wie wir es künftig nennen, wenn keine Dieselautos fahren sollen. Die CDU will den Feinstaubalarm in einen konstruktiven „Luftreinhaltetag“ verwandeln. Das wiederum ist dem grünen OB Kuhn zu nett. Er schlägt „Schadstoffwarnung“ vor.

Zustand ohne Worte – formerly known as Feinstaubalarm

Entschieden ist noch nichts. Aber da die kommende Saison dieses „Zustands-ohne-Worte-formerly-known-as-Feinstaubalarm“ erst Mitte Oktober beginnt, können die Ratsdamen und -herren sich ja noch ein wenig in den Marketingabteilungen des olfaktorischen Reichs umsehen. Wie wäre es zum Beispiel mit der Wiederbelebung des wunderbaren Slogans „Mein Bac, dein Bac, unser Bac“? Es wäre allerdings eine Fußnote notwendig, die erklärt, dass „Bac“ dann für „Bann (für) Autos (in der) City“ steht. Denkbar, wenn auch etwas einseitig, wäre zudem die Wiederaufnahme des ruchlosen Spruchs „Axe – der Duft, der Frauen provoziert“. Das neue Axe stünde für ein feministisches „Ach, (hab ich dir nicht schon) x-mal (gesagt, dass du mit deiner stinkenden Karre draußen bleiben sollst, du) Ekel“.

Man könnte bei Bedarf aber auch einen Großzerstäuber nach dem Vorbild des Hagelfliegers starten lassen. Geeigneter Partner, weil regional verwurzelt, wäre Speick. Das Deo über Stuttgart wäre ohne Aluminium (!), käme aus einem umweltfreundlichen Pumpzerstäuber und enthält Auszüge aus Biosalbei und Echinacea – alles verträglich für Menschen mit Unverträglichkeiten und als Roll-on erhältlich, was dem hiesigen Lebensgefühl entspricht.

Falls diese würzige Basisnote nicht funktioniert, stellen wir an den Einfallstraßen einfach Warnschilder samt großen Lautsprechern auf. Aus denen dröhnt ein Nirvana-Song: „Smells Like Teen Spirit“.