Gaza-Krieg und kein Ende. Wieder sterben Palästinenser beim Angriff auf eine UN-Schule. Vertreter der Weltorganisation sind schockiert. Eine dauerhafte Waffenruhe scheint aber nicht in Reichweite.

Gaza-Krieg und kein Ende. Wieder sterben Palästinenser beim Angriff auf eine UN-Schule. Vertreter der Weltorganisation sind schockiert. Eine dauerhafte Waffenruhe scheint aber nicht in Reichweite.

 

Gaza/Tel Aviv - Gut drei Wochen nach Beginn des Gazakrieges ist erneut eine UN-Schule ins Fadenkreuz geraten. Beim Beschuss der Einrichtung der Hilfsorganisation UNRWA starben im Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen mindestens 15 Menschen, wie ein Sprecher der palästinensischen Rettungsdienste mitteilte.

Eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, eine vorläufige Untersuchung des Vorfalls habe ergeben, dass militante Palästinenser in der Nähe der Schule Mörsergranaten auf israelische Soldaten abgefeuert hätten. Die Truppen hätten das Feuer erwidert.

In Dschabalia leben mehr als 100 000 Palästinenser, die als Folge der früheren israelisch-arabischen Kriege heimatlos sind. Das Lager gilt als überfüllt. Nun herrscht noch mehr Enge, weil Zehntausende Palästinenser aus anderen Teilen der Mittelmeer-Enklave vor den israelischen Attacken dorthin flüchteten.

"Wo ist die Menschlichkeit?"

UN-Vertreter zeigten sich schockiert über den Angriff auf die UNRWA-Schule. "Wo ist die Menschlichkeit, wo ist die Moralität?", twitterte die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos. "Hier sterben Kinder, Zivilisten."

Der UNRWA-Sprecher in Gaza, Chris Gunness, schrieb auf Twitter: "Das ist das 6. Mal, dass 1 unserer Schulen bei Kämpfen in #Gaza getroffen wurde. Unsere Notunterkünfte quellen über." Auch fünf UN-Mitarbeiter, darunter drei für UNRWA tätige Lehrer, seien bislang getötet worden. Mehr als 200 000 Palästinenser hätten in UN-Schulen Schutz gesucht.

Der seit dem 8. Juli andauernde Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet ist inzwischen Israels längster Krieg seit 2006. Er dauert schon länger als die Konflikte im Gazastreifen in den Jahren 2009 und 2012.

Schon fast 3000 Raketen abgefeuert

Seit Beginn der Offensive starben nach neuesten Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 1283 Menschen, etwa 7200 wurden verletzt. Laut israelischem Militär starben 53 Soldaten und 3 Zivilisten, 2670 Raketen seien seit dem 8. Juli auf israelisches Territorium abgefeuert worden.

Militante Palästinenser setzten auch am Mittwoch ihre Raketenangriffe auf israelische Orte fort. Eine vom israelischen Militär erklärte vierstündige Feuerpause am Mittwochnachmittag lehnte die Hamas ab.

Der im Untergrund aktive Militärchef der Organisation machte eine Waffenruhe im Gazakonflikt vom Ende der israelischen Militäroffensive abhängig. Auch die Blockade der Enklave am Mittelmeer müsse aufgehoben werden, sagte Mohammed Deif am Dienstag in einer über den TV-Sender der Hamas verbreiteten Audio-Botschaft.

Türkischer Gesandter setzt sich für Waffenruhe ein

Es war die erste öffentliche Äußerung des Anführers des bewaffneten Flügels der radikal-islamischen Organisation, der Kassam-Brigaden, seit Beginn der Offensive vor mehr als drei Wochen. Ein Kommentator des israelischen Fernsehens interpretierte die Erklärung des Hamas-Militärchefs am Mittwoch als mögliches Zeichen für eine nahende Waffenruhe.

Israels Sicherheitskabinett wollte in Tel Aviv erneut über eine Waffenruhe im Gazastreifen beraten. Auch die Möglichkeit einer Ausweitung der Offensive stehe zur Debatte, berichteten israelische Medien. Der israelische Rundfunk meldete, ein türkischer Gesandter sei nach Israel gekommen, um sich für eine Waffenruhe einzusetzen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier rief Israelis und militante Palästinenser auf, umgehend die Kämpfe einzustellen. "Beide Seiten sind aufgerufen, einer sofortigen humanitären Feuerpause zuzustimmen und den Weg der Verhandlungen über eine langfristige Waffenruhe auf der Basis des ägyptischen Vorschlages wieder aufzunehmen", erklärte der SPD-Politiker. Ägypten hatte vor einigen Tagen einen Vorschlag zur Waffenruhe gemacht, den die im Gazastreifen herrschende Hamas aber abgelehnt hatte.

Chile und Peru äußern sich besorgt

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) warf Israel und der Hamas Völkerrechtsverstöße im Gaza-Krieg vor. "Es ist sicher so, dass auf beiden Seiten Verletzungen des humanitären Völkerrechts erkennbar sind. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel ist nicht in jedem Falle gewahrt", sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag).

Chile und Peru äußerten sich besorgt über die Lage in Nahost und riefen ihre Botschafter in Israel zu Konsultationen zurück. Die fünf Staaten des südamerikanischen Mercosur-Blocks riefen bei ihrem Gipfel in Caracas zum sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen auf.

Israel begründet seine Offensive mit dem anhaltenden Raketenbeschuss radikaler Palästinenser. Zerstört werden soll auch das Tunnelsystem der Hamas.