Die Stuttgarter Prüforganisation Dekra wertet alljährlich die Ergebnisse ihrer Hauptuntersuchungen aus. Dieses Jahr schildert sie erstmals auch ihre Erfahrungen mit jungen Gebrauchten.

Stuttgart - Auf deutsche Autos ist Verlass. Dieses oft zitierte Klischee bestätigt der Gebrauchtwagenreport 2015 der Stuttgarter Prüfgesellschaft Dekra. Vom Kleinwagen bis zum Transporter hat das Unternehmen, das sich als weltweit führende Expertenorganisation bezeichnet, Hauptuntersuchungen ausgewertet und in neun Kategorien getrennt nach drei Laufleistungsgruppen (siehe Tabelle) schließlich die Autos mit der besten Mängelbilanz gekürt. Von den 27 ersten Plätzen, die so belegt werden können, nehmen 18 deutsche Fabrikate ein, vier gehen an Japaner, zwei an Franzosen, zwei an Schweden und einer an einen Italiener. Sieger über alle Kategorien und Laufleistungen ist ein Fahrzeug aus Sindelfinger Fertigung: Wie auch im Vorjahr schnitt die Mercedes E-Klasse insgesamt am besten ab.

 

Für ihren jährlich erscheinenden Bericht hat die Dekra 15 Millionen Hauptuntersuchungen aus zwei Jahren ausgewertet. Voraussetzung für eine Platzierung ist eine Datenbasis von mindestens 1000 Fahrzeugen pro Laufleistungsbereich, wobei jede Fahrzeuggeneration separat ausgewertet wird. In dem aktuellen Report fanden die Mängel bei 456 Modellen Niederschlag, im Vorjahr waren es nur 400. Dazu errechnet die Dekra einen Mängelindex, indem sie vom Prozentwert für den Befund „ohne relevante Mängel“ den Wert für „erhebliche Mängel“ abzieht. Der auf diese Weise errechnete Indexwert jedes Modells bestimmt die Platzierung in den Kategorien.

Die Fahrzeugelektronik weist die meisten Mängel auf

Das Alter spielt in der generellen Auswertung keine Rolle, da laut Dekra die laufleistungsabhängige Abnutzung entscheidend ist. Relevant sind bei der Auswertung zudem nur Mängel, die auf mangelnde Qualität oder Verschleiß zurückgehen. Solche, die aus mangelnder Pflege des Fahrzeugs resultieren wie etwa abgenutzte Scheibenwischblätter oder abgefahrene Reifen sind nicht berücksichtigt.

Etwa 20 bis 30 Prozent – in den neuen Bundesländern aus historischen Gründen deutlich weniger – der Fahrzeuge wurden dabei in den eigenen Hallen der Dekra geprüft, die restlichen 70 bis 80 Prozent verteilen sich etwa gleichmäßig auf Prüfungen bei Vertrags- beziehungsweise freien Werkstätten. Besonders selten waren Mängel in der Oberklasse zu beobachten, so der für das Prüfwesen zuständige Dekra-Geschäftsführer Gerd Neumann bei der Vorstellung des Reports in Stuttgart, besonders häufig hingegen in der Kategorie Volumenklassiker derjenigen Fahrzeuge, die schon seit längerem nicht mehr als Neuwagen verkauft werden, auf dem Gebrauchtwagenmarkt aber vor allem für Kunden mit schmalem Budget eine wachsende Rolle spielen. Am häufigsten verzeichnete die Dekra Mängel im Bereich Elektrik, Elektronik und Licht – bei den Volumenklassikern waren 40 Prozent der Fahrzeuge davon betroffen, über alle anderen Kategorien lag der Durchschnitt bei 15 Prozent.

Die Zahl der Geländewagenmodelle ist gestiegen

Einen besonderen Zuwachs hat die Dekra in diesem Jahr bei Geländewagen festgestellt: Statt 44 Modellen im letztjährigen Report wurden in diesem Jahr die Mängel von 53 Modellen analysiert. Damit rückten Geländewagen zur zweitgrößten Kategorie nur knapp hinter der Kategorie Mini/Kleinwagen auf. In den anderen acht Fahrzeugklassen blieb die Zahl der Modelle dagegen weitgehend konstant.

Erstmals näher beleuchtet hat die Dekra in diesem Jahr die Kategorie der Neueinsteiger. Dazu zählen Modelle, die in den vergangenen zwei Jahren neu auf den Markt gekommen sind und die maximal 50 000 Kilometer hinter sich gebracht haben. „Der Gebrauchtwagenmarkt übernimmt mehr und mehr eine Brückenfunktion zwischen der Leasing- oder einer gewerblichen Nutzung und der privaten“, sagte Neumann zu dieser Kategorie. Auch hier muss die Dekra mindestens 1000 Fahrzeuge geprüft haben, um das Modell in die Auswertung zu nehmen. Für solche Fahrzeuge gelten ganz besondere Bedingungen, da sie überproportional oft und gut in der Werkstatt gewartet und dort auch der Hauptuntersuchung unterzogen werden. In der Werkstatt geprüfte Wagen, so Neumann, „werden in der Regel vorbereitet und durchrepariert vorgestellt“. Dies gelte umso mehr, als etliche Hersteller für die Gruppe der jungen Gebrauchten Bonusprogramme aufgelegt haben, um die Werkstätten zu einer möglichst mängelfreien Präsentation der Autos bei der Hauptuntersuchung zu motivieren. Aus diesen Gründen hat die Dekra auch darauf verzichtet, eine Rangliste in dieser Kategorie zu erstellen. „Bei jungen Gebrauchten hat die Prüfstatistik nur beschränkte Aussagekraft“, so Neumann.

Die Ergebnisse des Gebrauchtwagenreports veröffentlicht die Dekra auf www.gebrauchtwagenreport.de sowie in Tablet- und Smartphone-Apps für die Betriebssysteme IOS und Android. Zudem gibt die Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ ein Sonderheft zu dem Report heraus.