Im Herbst soll das Backnanger Geburtshaus eröffnet werden. Anfragen aus nah und fern gibt es schon mehr als genug, allerdings werden noch einige weitere Hebammen benötigt.

Backnang - Nicole Strobel freut sich schon von ganzem Herzen darauf, wenn ihr Baby endlich da ist. „Wäre der Bau des Geburtshauses eine Geburt, würden wir uns in der Übergangsphase vor den Presswehen befinden. Es ist gerade wahnsinnig anstrengend“, sagt die Hebamme und zukünftige Geschäftsführerin des Geburtshauses Backnang.

 

Für sie wird mit der Eröffnung im Herbst ein lang gehegter Traum in Erfüllung gehen: „Eigentlich wollte ich schon nach meiner Ausbildung vor 14 Jahren in einem Geburtshaus arbeiten“, erzählt die 50-Jährige, die seit vielen Jahren als freiberufliche Hebamme tätig ist und regelmäßig Hausgeburten begleitet. Deswegen wurde sie auch hellhörig, als nach der Schließung des Backnanger Krankenhauses Hebammen gesucht wurden, die sich vorstellen könnten, ein Geburtshaus aufzubauen.

Günstige Miete macht Geburtshaus möglich

Von anfangs 50 Interessierten blieb am Schluss Nicole Strobel übrig: „Es hing am Geld und an der Zeit. Beides haben Hebammen nur ganz selten zur Verfügung“, sagt die Stuttgarterin. Auch sie selbst sah ihren Traum schon platzen: „Die Mieten für geeignete Objekte waren einfach viel zu hoch“, sagt Nicole Strobel, die schließlich Unterstützung von der Familie Hafner-Pinnel aus Oppenweiler bekam. Sie sind Bauherren und Eigentümer des Gebäudes, in dessen Erdgeschoss das etwa 210 Quadratmeter große Geburtshaus einziehen wird. „Und die Miete ist wirklich sehr hebammenfreundlich“, sagt Strobel, die den Investoren und auch der Stadt Backnang für die Unterstützung sehr dankbar ist.

In der Einrichtung wird es nicht nur zwei Räume geben, in denen die Geburten stattfinden. Auch das komplette Angebot der Hebammenpraxis Backnang – also Vorbereitungs- und Rückbildungskurse, Vorsorgetermine und Babymassagen – wird mit in die Straße Im Blütengarten einziehen. Bisher besteht das Team aus acht freiberuflichen Hebammen. „Aber ich bin auf der Suche nach weiteren Mitarbeiterinnen. Die Personalsuche hält mich gerade sehr auf Trab“, sagt Strobel. Denn der Dienstplan muss rund um die Uhr besetzt sein.

Und Anfragen hat Nicole Strobel schon vor der Eröffnung mehr als genug: „Wir könnten sofort loslegen“, sagt sie. Selbst Frauen aus der Heilbronner oder Schwäbisch Gmünder Gegend haben sich bei dem Geburtshaus angemeldet. Die Nachfrage nach außerklinischen Angeboten sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden. „Viele Frauen haben keine Lust mehr auf eine Geburt in der Klinik, weil sie selbst mehr bestimmen wollen und nach anderen Lösungen fragen“, erzählt Nicole Strobel, die erst vor kurzem wieder zwei Hausgeburten begleitet hat.

Kooperation mit örtlichen Ärzten geplant

Um die ganze Anfragenflut und die Terminverwaltung kümmert sich mittlerweile eine Sekretärin. Etwa sieben bis zehn Geburten sollen pro Monat angenommen werden, „und dann wird es noch eine Warteliste geben.“ Die Hebammen betreuen nur ganz gesunde und risikofreie Frauen. Nicole Strobel möchte sich und das Geburtshaus so bald wie möglich bei den ansässigen Gynäkologen vorstellen. „Ich denke, dass alle von einer Kooperation profitieren können. Deswegen würde ich mir eine gute Zusammenarbeit wünschen“, sagt die dreifache Mutter, die sich auch nicht als Konkurrenz zu den Kliniken sieht: „Im Rems-Murr-Kreis kommen jährlich etwa 2500 Babys zur Welt. Das können wir doch gar nicht allein stemmen, deswegen bin ich froh, dass die Kliniken da sind“, sagt Nicole Strobel, die sich jetzt auf das Einrichten des Geburtshauses freut. „Das wird eine Herausforderung. Wir haben sehr viele Fenster. Das ist zwar schön, aber es wird nicht so einfach werden, darin eine Höhle zu schaffen, in der sich die Frauen fallen lassen können.“