Der Schauspieler Dietz-Werner Steck, alias Kommissar Bienzle, feiert am Samstag seinen 75. Wie’s zu ihm passt: ohne viel Tamtam.

Stuttgart - Ich will dazu nichts sagen. Ich habe schon so viel gesagt." Nicht unwirsch aber unmissverständlich lehnt Dietz-Werner Steck ein Geburtstagsinterview ab. Seinen 75. feiere er weder groß noch daheim. Und dann rät er noch: "Schauen Sie im Archiv nach, da steht alles über mich."

 

Moment. Man kennt sich ja und hat sich schon oft getroffen, auf dem Landespresseball, auf Empfängen, bei Musicalpremieren. Zu Einladungen wie diesen kommt Dietz-Werner Steck meist mit seiner Frau Hanna. Er ist korrekt gekleidet, grüßt höflich, das Gespräch bleibt verbindlich. Während die anderen Promis nach jedem neuen Musical in Superlative ausbrechen ("grandios", "sensationell"), begründet er sein Urteil. Kurz und präzise bringt er seine Meinung auf den Punkt. Zumindest die, die er nachher in der Zeitung lesen will.

In 25 Folgen war er im "Tatort" zu sehen

Da ist er dem Ernst Bienzle, seinem Alter Ego, ganz ähnlich: der Schauspieler wahrt freundliche Distanz. Aufregen kann er sich deshalb durchaus. Etwa über die Politik, was bei der ein oder anderen Telefonumfrage nach Wahlen aufblitzte. Oder über die Fernsehbosse, die Bienzle 2007 nach 15 Dienstjahren und 25 Folgen als "Tatort"-Kommissar in den Ruhestand geschickt haben. So deutlich gesagt hat er das nie. Zumindest nicht öffentlich. Aber man liest es aus den alten Interviews heraus.

Also doch das Archiv. Dietz-Werner Steck wurde am 30. Juli 1936 in Waiblingen geboren. Sein Vater war Richter, den Drang zur Bühne dürfte er vom Großvater geerbt haben - der war Schauspieler am Theater in Nürnberg. Seine Frau lernte er auf Mallorca kennen, sie heirateten 1971. Die Stecks haben einen Sohn und zwei Enkel.

Nach seiner Schauspielausbildung war Steck 36 Jahre lang beim Württembergischen Staatstheater unter Vertrag. Er war ein Charakterkopf im Ensemble aber auch "einer von den Unauffälligen", heißt es in einem StZ-Artikel. Und doch fiel er dem Krimi- und Drehbuchautor Felix Huby auf. Damit war Steck quasi gebucht als telegene Verkörperung von Hubys Romankommissar Ernst Bienzle, wiewohl 15 Zentimeter kleiner und rund 30 Kilo leichter. 1992 wurde die erste Stuttgarter "Tatort"-Folge "Bienzle und der Biedermann" ausgestrahlt. Ein programmatischer Titel.

Die Rolle wurde Steck auf den Leib geschrieben

Bienzle, so sagte sein Erfinder Huby, sei "ein Querkopf mit untrüglichen Sinn für Humor und Wirtschäftle, ein Mann für Stimmungen". Steck ergänzte, Bienzles Stärke sei "das stille Beobachten, das Gegenteil von Action und Schimanski". Mit den Jahren wurden sich der Kommissar und sein Darsteller immer ähnlicher, was auch damit zusammenhing, dass Huby seinem Freund die Rolle auf den Leib schrieb.

Zehn Jahre nach der Premiere sagte Steck über Bienzle: "Er hat ja sehr viel mit mir zu tun, inzwischen sind wir fast identisch." Engagements am Theater, einige Freunde und seine Frau haben ihn davor bewahrt, in ein tiefes Loch zu fallen. Arbeitet Steck nicht, geht er (oder ist es doch Bienzle, der durch den Wald läuft?) spazieren und beobachtet "unheimlich gern Menschen". Seine Beobachtungsstation ist der Asemwald, vom 16. Stock aus hat er freien Blick auf die Sonnenuntergänge.