Arg mickrig sei das Schild mit dem Schriftzug „Manfred-Rommel-Flughafen“, findet Rose von Stein, stellvertretende Vorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat. Es reiche nicht aus, um das Wirken des Ex-OBs zu würdigen. Und mit ihrer Meinung steht sie nicht allein.

Stuttgart - Rose von Stein, die stellvertretende Vorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat, zeigte sich ernüchtert, als sie am Donnerstag in der Zeitung das Schild mit dem Schriftzug „Manfred-Rommel-Flughafen“ erblickte. Das sei nun doch arg mickrig, befand sie. Diese Bedenken sind nicht neu. Als nach dem Ableben des Alt-OB vor fast einem Jahr die Frage aufgeworfen worden war, wie das Wirken Rommels angemessen und dauerhaft gewürdigt werden könnte, betonte etwa der Erste Bürgermeister Michael Föll (CDU), Rommel habe mehr verdient als ein Gebäude oder eine Straße nach ihm zu benennen.

 

Linke denken in Richtung Willkommenszentrum

Dass dieser Akt der Wunsch der Familie Rommel gewesen sei, entbinde die Stadt nicht von der Verpflichtung, angemessen an den Alt-OB zu erinnern, heißt es im Gemeinderat. Thomas Adler (SÖS-Linke-Plus) erinnert daran, dass seine Fraktion der Umbenennung reserviert gegenüber gestanden habe, handele es sich dort um einen „Ort infrastruktureller Fehlplanung“. Adler wollte eine Ehrung an einer Institution festmachen, die Toleranz und Weltoffenheit Rommels spiegelte. Adler denkt „in Richtung Willkommenszentrum oder eine Schule für Erwachsene“.

Bernd Klingler (FDP) wundert sich, dass die technischen Gründe, mit denen einst die Vorstöße der Liberalen, den Flughafen nach Theodor Heuss zu benennen, bei Manfred Rommel nicht griffen. Und auch er möchte mehr als nur ein Schild: „Mit der Umbenennung des Flughafens hat man ein Zeichen gesetzt, um den Namen eines großen Stuttgarters zu würdigen. Sein Lebenswerk, sein Wirken und Tun kommt damit natürlich nicht zur Geltung. Ich denke, die Stadt Stuttgart sollte Stipendien vergeben für Menschen, die sich speziell für die deutsch-französische Freundschaft einsetzen und deutsch-französische Projekte unterstützen.“

Eine Stiftung steht hoch im Kurs

Aus Sicht der Freien Wähler „sollen die Persönlichkeit und das Wirken Manfred Rommels dem Gedächtnis der Stadt unbedingt erhalten bleiben“, sagt Rose von Stein. Der Alt-OB stehe in besonderem Maße für wichtige Werte des guten Zusammenlebens in einer (Stadt-)Gesellschaft. „Er hat Menschlichkeit, Toleranz und Weltoffenheit gelebt und als vorausschauender Kommunalpolitiker mit Sparmaßnahmen und Schuldenabbau die Handlungsfähigkeit wieder hergestellt“. Die Freien Wähler stellen sich ein regelmäßiges und aktives Erinnern vor. Ob es in Form einer nach ihm benannten Stiftung sein solle – hier gibt von Stein zu bedenken, dass diese eine siebenstellige Summe als Kapital benötige – oder andere Formen der Erinnerung und Würdigung gefunden werden, sollte in der Stadtgesellschaft breit diskutiert werden. Dabei sollen die Institutionen, die sich aktiv um die Stadtgeschichte kümmern – das Stadtmuseum und das Archiv der Stadt Stuttgart – beteiligt sein.

Die Freien Wähler sind nicht alleine mit ihrem Wunsch. „Unser Gedanke war, ob es eine Art Stipendium als Erinnerung geben sollte. Das wäre neben dem Flughafen noch etwas, das auch die inhaltliche Arbeit im Sinne Manfred Rommels ermöglichen würde“, sagt CDU-Chef Alexander Kotz. Themen könnten die Völkerverständigung oder Integration im weitesten Sinne sein. „Ein zeitnahes Herangehen wäre sinnvoll“, sagt Kotz. „Hier wäre der OB am Zug.“

SPD offen für konkreten Vorschlag

Martin Körner (SPD) stößt ins selbe Horn: Eine weitere Würdigung sollte im Zusammenhang mit seinem Einsatz für die Integration Zugezogener „und für Stuttgart als Multikulti-Stadt stehen, weil das eine seiner großen politischen Leistungen war und weil das Thema heute aktueller denn je ist. Wir wären dann offen für einen konkreten Vorschlag, mit dem dieses Ergebnis erreicht werden könnte“.

Die Grünen würden sich einer weiteren Würdigung nicht verschließen, als zwingend notwendig wird sie aber nicht betrachtet. „Mit der Umbenennung des Flughafens trägt ein wichtiger Punkt in der Stadt nun den Namen des Alt-OB Rommel“ sagt Fraktionschef Peter Pätzold. Mit seiner nachhaltigen Politik habe sich Rommel selbst die dauerhafte Erinnerung geschaffen, die er sich sicher auch gewünscht hätte. „Wir Grünen halten sein Gedenken wach, indem wir regelmäßig darauf verweisen und erinnern, welchen Verdienst er für die tolerante und offene Haltung in dieser Stadt hatte.“