Werner Gross überlebte den NS-Terror im Konzentrationslager. Nach dem Krieg kehrte er der kommunistischen Partei den Rücken. Am Aufbau der Demokratie konnte sich der Nürtinger nicht mehr beteiligen.

Nürtingen - Es sind nur wenige Sätze, die am „Denkort“ an der Nürtinger Kreuzkirche an das Leben von Werner Gross erinnern. Der Kommunist war von den Nazis misshandelt, verhaftet und ins Konzentrationslager gesteckt worden. Die Sätze sind die knappe Zusammenfassung der Recherchen von Jakob Fuchs von der Gedenkinitiative für die Opfer und Leidtragenden des Nationalsozialismus in Nürtingen. Die Initiative stellt gemeinsam mit der Stadt in regelmäßigen Abständen Einzelschicksale vor, unter anderem als Mahnung für kommende Generationen.

 

Aufgewachsen in Nürtingen, zog es Werner Gross 1927 nach Dessau. Die Jahre der Weltwirtschaftskrise prägten ihn. „1930 musste der arbeitslos gewordene junge Mann wieder bei den Eltern einziehen und lebte von ihrer Unterstützung. Eine politische Heimat fand Gross bei der damals größten Nürtinger Partei – den Kommunisten. Jakob Fuchs schildert, wie Werner Gross nach der Machtergreifung von den Nationalsozialisten wiederholt verhaftet und misshandelt wurde.

Doch Werner Gross überstand den NS-Terror, dem er unter anderem in den Konzentrationslagern Dachau und Mauthausen ausgesetzt war. Nach dem Krieg wandte er sich von der KPD ab, die den Kommunismus sowjetischer Prägung fraglos übernommen hatte. Er forderte, die „richtigen“ Folgen aus der NS-Zeit zu übernehmen. Jakob Fuchs zitiert Werner Gross: „Nicht eher aber wird Deutschland seinen Platz in der Reihe der Völker wieder einnehmen können, bis es im Stande ist, selbständig die realen und geistigen Trümmer des Nationalsozialismus abzubauen. Nur durch den Aufbau einer echten demokratischen Gemeinschaft wird das Vermächtnis unserer toten politischen Gefangenen gewahrt werden.“ Vier Jahre später wurde Werner Gross von einem Auto erfasst und starb.