Bei einer Zollkontrolle sind in einem Bäckereibetrieb zwei Männer mit falschen Ausweisen aufgeflogen. Gegen beide wurde wegen illegalem Aufenthalt ein vorläufiger Haftbefehl ausgestellt. Auch der Arbeitgeber muss mit einem Verfahren rechnen.

Zuffenhausen - Normalerweise haben es Zöllner beim Thema Plagiate mit Markenshirts, Luxusuhren oder Edel-Handtaschen zu tun. Auf ganz andere Fälschungen sind die Beamten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit am Freitagabend in einem Zuffenhäuser Bäckereibetrieb gestoßen. Dort zückten zwei der Beschäftigten bulgarische Pässe, sprachen aber Türkisch. Das wiederum kam den Beamten Spanisch vor. Sie forderten Unterstützung durch die Landespolizei an. Einer türkisch sprechenden Polizistin gegenüber räumten die Männer schließlich ein, dass sie türkische Staatsangehörige seien.

 

Der Einsatz, das erläutert Thomas Seemann, Pressesprecher des Hauptzollamtes Stuttgart, habe nichts mit den in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Schwierigkeiten beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF) zu tun, gefälschte Pässe von Flüchtlingen zu erkennen. Vielmehr habe es sich bei der Aktion in Zuffenhausen um eine Routinekontrolle gehandelt. Großbäckereien stehen immer wieder im Visier der Zollfahnder. Die Beamten sind dabei auf der Suche nach illegal Beschäftigten, von denen sich viele zu Unrecht in Deutschland aufhalten.

Die Männer haben jeweils 4500 Euro für die falschen Pässe bezahlt

Grundsätzlich sind die Zollfahnder im Passrecht geschult. Dennoch, das berichtet Seemann, sei es bei der Vielzahl der Ausweisdokumente nicht immer einfach, Fälschungen zu erkennen. Ansatzpunkte seien unter anderem nicht passende Lichtbilder oder verdächtige Zahlenkombinationen bei der Nummer des Ausweises. Im Zuffenhäuser Fall hat es sich laut Seemann um durchaus gute Fälschungen gehandelt. Dass die beiden Verdächtigen türkisch sprachen, obwohl sie bulgarische Pässe hatten, sei allein noch kein Indiz für eine Unkorrektheit gewesen, da in Bulgarien eine türkischsprachige Minderheit lebe.

Nach Rücksprache mit einer türkischsprachigen Polizistin gaben die beiden Männer schließlich zu, türkische Staatsangehörige zu sein. Für die falschen Papiere hätten sie jeweils 4500 Euro bezahlt, mit ihnen hielten sie sich seit zwei Jahren in Deutschland auf und hätten ebenso lange für das Bäckereiunternehmen gearbeitet. Gegen beide Männer wurde wegen illegalen Aufenthalts ein vorläufiger Haftbefehl ausgestellt. Auch der Arbeitgeber muss wegen illegaler Beschäftigung mit einem Verfahren rechnen.

Bereits im Juni dieses Jahres hatten Zollbeamten in einer Zuffenhäuser Autowerkstatt einen Serben entdeckt, der mit einem Touristenvisum nach Deutschland gekommen war, damit eine Beschäftigung aufnahm und sich somit illegal im Land aufhielt. Vor zwei Jahren ereignete sich am Pragsattel eine recht skurrile Geschichte: Bei einer Baustellenkontrolle wiesen sich zwei Arbeiter mit bulgarischen Pässen aus. Sie konnten aber den bulgarischen Fragebogen mit dessen kyrillischen Buchstaben nicht lesen. Schließlich stellte sich heraus, dass sie aus dem Kosovo stammten und ihre Pässe gefälscht waren. All diese Beispiele sind keine Einzelfälle. Immer wieder gehen den Zollfahndern Menschen ins Netz, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Im Jahr 2015 hat das Hauptzollamt Stuttgart in und um die Landeshauptstadt rund 70 solcher Fälle registriert.