Der AfD-Kreisverband Reutlingen steht seit Montag im Auge eines Shitstorms, der es in sich hat: Angeblich soll über seinen Twitteraccount eine unpassende Äußerung zur Messerattacke getätigt worden sein. Die Wahrheit allerdings sieht anders aus. 

Reutlingen - War es der offizielle Twitteraccount des AfD-Kreisverbands Reutlingen, der da nach der Messerattacke in Reutlingen das folgende, mit Rechtschreibfehlern versehene Statement abgab? "Währen wir an der Macht, währe das nicht passiert" - der Original-Tweet wurde auf Twitter gelöscht. Genau wie die Antwort, dass ein Praktikant den Account der AfD-Reutlingen für fünf Stunden übernommen haben soll. Der Account ist ebenfalls gelöscht worden. Journalisten haben diesen Twitter-Verlauf gepostet, damit er nicht in Vergessenheit gerät. Unter anderem hat die taz das AfD-Statement veröffentlicht:

 

Auch der Moderator und Autor Dominik Schottner hat die Äußerung des Reutlinger AfD-Kreisverbands kommentiert.

Fake-Account sorgt für Furore

Doch der mediale Wirbel entpuppt sich als Fake: Der Twitter-Account des Reutlinger Kreisverbands war nicht echt. Die AfD bezieht hierzu auf ihrer Facebook-Seite Stellung. Diese Seite ist zwischenzeitlich offline gestellt worden - warum weiß der Reutlinger Kreisvorstand Wolfram Hirt auf Anfrage auch nicht. Es werde daran gearbeitet, den Facebook-Account wieder zu aktivieren. Twitter-User haben aber auch die Klarstellung der AfD dokumentiert:

Auch in der Geschäftsstelle des Landesverbands der AfD ist man wenig erfreut über den gefälschten Account. "Der Kreisverband Reutlingen hat sich an die Polizei gewandt und wird rechtliche Schritte einleiten", sagt Bernd Aumann, Sprecher der AfD Baden-Württemberg. Laut Wolfram Hirt, Reutlinger Kreisvorstand der AfD, ermittle nun der Staatsschutz. "Durch diesen Account ist eine Rufschädigung definitiv vorhanden", sagt er. Und weiter: "Wir werden gerade überrollt von dieser Sache. Es ist erschreckend, was passiert, wenn es jemand darauf anlegt, Leute zu diskreditieren." Hirts große Sorge ist es nun, dass er nicht weiß, wie die AfD-Mitglieder auf den Vorfall reagieren.

Die Reutlinger AfD hat bei Twitter veranlasst, dass der gefälschte Account gelöscht wird - derweil sind allerdings zwei weitere Accounts erstellt worden, die unter dem Namen des Kreisverbands online sind. "Ich bin etwas ratlos. Anscheinend ist man machtlos", sagt Hirt. Ob der Reutlinger Kreisverband der AfD nun einen eigenen, offiziellen Account auf Twitter eröffnen wird, weiß der Vorstand noch nicht. "Wir arbeiten zu viert ehrenamtlich im Vorstand", erklärt er. Die sozialen Medien zu bertreuen, sei sehr zeitintensiv.

Dass sich die AfD und ihre Vertreter gerne über Twitter zu aktuellen Ereignissen nicht angemessen äußern, haben bereits Frauke Petry und Beatrix von Storch bewiesen. Und auch auf der Facebook-Seite des Reutlinger Kreisverbands gibt es kurz nach dem Messerangriff in Reutlingen Postings, die von Usern heftig kritisiert werden. Diese sind nun nach der Sperrung der Facebook-Seite nicht mehr abrufbar. Zu sehen war ein Posting der Jungen Alternative für Deutschland, das der Kreisverband auf seiner Seite geteilt hat. In diesem war der Koran abgebildet, mit dem Hinweis: "Vorsicht, Killerspiel". Dieses Posting ist nun nur noch auf der Facebook-Seite der Jungen Alternative für Deutschland zu finden:

Aufgrund der vielen, meist negativen Rückmeldungen auf Facebook hat der Kreisverband der AfD Kommentare nach der Messerattacke in Reutlingen auf seiner Seite gelöscht und äußerte sich dazu mit einem kurzen Statement. Dieses Statement ist nun nach Löschung des AfD-Kreisverband-Accounts aus Reutlingen nur noch über andere Twitter-User zu finden. 

Für die Verantwortlichen des Reutlinger Kreisverbands gibt es in den sozialen Medien nun einiges zu tun, um die User zu besänftigen. Für den Twitteraccount, der sich im Namen der AfD Reutlingen zur Messerattacke fragwürdig äußerte, können die Mitglieder allerdings nicht verantwortlich gemacht werden.