Der Hohenasperg bekommt von Juli an einMuseum zur Geschichte des Gefängnisses. Knapp 300 Jahre der Haftanstalt werden beleuchtet.

Ludwigsburg und Rems-Murr : Martin Willy (ily)
Stuttgart - Die Freude ist groß in Asperg und bei den Verantwortlichen im Haus der Geschichte. Das Konzept für das Museum auf dem Hohenasperg im sogenannten Arsenalbau steht, es wird am Freitag, 16. Juli, eröffnet. Die Einzelheiten der Ausstellung wurden im Gemeinderat vorgestellt. Die Stadträte und die Stadtverwaltung sind begeistert.



Es mag seltsam klingen, aber die Asperger sind stolz auf ihr Gefängnis auf dem Hohenasperg samt seiner Geschichte. Haftanstalten haben in der Regel einen negativen Klang, keiner freut sich, eine solche Einrichtung am Ort zu haben. Ganz egal wo man in Deutschland hinkommt. Das ist in Asperg anders. Dort ist man stolz auf den "Demokratenbuckel" und seine farbige Geschichte. Schließlich steht er für den Freiheitskampf der württembergischen Revolutionäre von 1848. Diese Wahrnehmung gilt auch weit über Asperg hinaus. Die Häftlinge werden in der Historie eher als Opfer denn als Täter gesehen. Der Hohenasperg wird immer mit Menschen in Verbindung gebracht, die sich für Freiheit eingesetzt haben - auch wenn das vor allem in der jüngeren Geschichte nicht immer so war. Und jetzt wird der Hohenasperg sogar noch mit einer Ausstellung gekrönt.

Im Mittelpunkt stehen Biografien von 23 ehemaligen Häftlingen


Knapp 300 Jahre der Haftanstalt werden beleuchtet. Die Dauerausstellung steht unter dem Motto "Hohenasperg - ein deutsches Gefängnis". Die Macher vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart wollen grundsätzliche Fragen beantworten: Warum werden Menschen eingesperrt? Was ist der Zweck der Haft? Wie verändert die Gefangenschaft einen Menschen? Warum nehmen Menschen für ihre Ideale Haft in Kauf?

Die Ausstellung ist in vier Ebenen gegliedert. Im Mittelpunkt stehen Biografien von 23 Häftlingen, die einst auf dem Hohenasperg einsaßen. Es beginnt mit Joseph Süß Oppenheimer, dem ersten Gefangenen. Und es endet im 20. Jahrhundert mit Günter Sonnenberg, einem der Mitglieder der Roten-Armee-Fraktion. Zu jedem der einstigen Häftlinge ist in einer Vitrine ein Gegenstand gestellt. Auf einer zweiten Ebene werden Worte oder Sätze der Gefangenen an die Wand projiziert. Die Texte sollen zeigen, wie sich die Haft auf den Einzelnen ausgewirkt hat. Wie die Gefangenschaft auf die Menschen "draußen" wirkt , wird in der dritten Ebene aufgegriffen. In den Fensternischen des Gebäudes sind Fernrohre eingelassen. Damit kann man etwa auf Briefe und Postkarten schauen, die die Angehörigen in das Gefängnis geschickt haben.

Zwölf Jahre hat bis zur Verwirklichung des Museums gedauert


Auch die Rolle der Staatsmacht wird beleuchtet. Die Wände in der Mitte des rund 200 Quadratmeter großen Ausstellungsraumes werden mit Metallpaneelen verkleidet. Dort sind Gesetzestexte, Urteile und Strafverordnungen aus der jeweiligen Zeit abgedruckt. Darüber hinaus wird ein Archivraum eingerichtet. Dort sollen in einer Datenbank die Namen, Daten und Fakten aller einst auf dem Hohenasperg Inhaftierten aufgenommen werden. Er soll auch als Seminar- und Vortragsraum dienen.

Rund zwölf Jahre hat es gedauert, bis das Museum verwirklicht werden konnte. Zunächst stand kein Gebäude zur Verfügung. Nachdem das Land 2008 die Schule für angehende Krankenpfleger mangels Effizienz schließen musste, stand der Arsenalbau zur Verfügung.

Die Ausstellung kostet 462.000 Euro, der Umbau des Arsenalbaus 400.000 Euro. Die Kosten trägt das Land. Die Stadt Asperg wird die Betriebskosten von rund 250.00 Euro jährlich übernehmen. Die Schau soll jeweils von April bis Oktober von Donnerstag bis Sonntag geöffnet sein.