Der Kreistag bringt auf Initiative aus Leonberg ein gemeinsames Konzept auf den Weg. Die Feuerwehr erhält dabei einen neuen Wechsellader und einen speziellen Abrollbehälter im Wert von 550 000 Euro.

Leonberg - Wie wichtig ein schneller und professioneller Einsatz bei einem Gefahrgutunfall ist, das zeigte sich eindrücklich am 13. September des vergangenen Jahres. Der Fahrer des Gefahrguttransporters, der diverse Chemikalien, unter anderem Wasserstoffperoxid, geladen hatte, musste auf der Autobahn 8 in Richtung Karlsruhe verkehrsbedingt so stark abbremsen, dass ein Teil der geladenen Fässer ins Rutschen kam. Zur Sicherheit verließ der Sattelzug die Autobahn an einer Behelfsauffahrt in Höhe des Frauenkreuzes bei Warmbronn und verständigte Polizei und Feuerwehr. Dennoch wurde die A 8 für rund zwei Stunden komplett gesperrt, der Einsatz mit Spezialausrüstung dauerte bis spät in den Abend hinein. „Das war eine ganz brenzlige Situation“, erinnert sich Stefan Rometsch, der stellvertretende Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Leonberg.

 

Im Ernstfall wird viel Hilfe benötigt

Auch wenn diese über einen Umweltschutzzug mit insgesamt 40 speziell dafür ausgebildeten Einsatzkräften verfügt – Großeinsätze, wie etwa im Porsche-Forschungszentrum in Weissach ebenfalls im vergangenen Jahr zeigen, dass im Zweifelsfall mehr Hilfe und zwar von außerhalb benötigt wird. Dabei haben nur die Feuerwehren der vier Großen Kreisstädte im Kreis Böblingen überhaupt einen solchen Umweltschutzzug.

Auf Initiative aus Leonberg hin ist deshalb ein kreisweites Konzept für solche Einsätze erstellt worden, bei denen Schäden sowohl für Mensch als auch Umwelt durch aggressive, gefährliche und gesundheitsschädliche Stoffe und Güter entstehen oder zu befürchten sind. Dafür investiert der Landkreis in den kommenden ein bis zwei Jahren eine Million Euro, die der Kreistag samt Konzept jetzt durchgewunken hat. Für Sindelfingen wird ein Gerätewagen Messtechnik angeschafft, für Leonberg und Böblingen jeweils ein Wechselladerfahrzeug und ein spezieller Abrollbehälter Gefahrgut. Die Wechsellader lassen sich zügig mit verschiedenen Behältern beladen und können von den Feuerwehren somit flexibel eingesetzt werden.

Leonberg spart Geld

Für die Anschaffungen in Leonberg und Böblingen gibt der Kreis jeweils 307 500 Euro aus. Dazu kommen Zuschüsse des Landes sowie ein kommunaler Eigenanteil für den Wechsellader in Höhe von je 70 500 Euro. Somit spart Leonberg eine erhebliche Summe, denn die Städte und Gemeinden sind eigentlich zuständig für die Ausrüstung ihrer Feuerwehren.

„Wir sind dankbar für diese Unterstützung“, sagt Gesamtkommandant Wolfgang Zimmermann. In der Kreistagsdrucksache heißt es dazu: „Es handelt sich zwar nicht um eine klassische Kreisaufgabe, die Finanzierung und Abrechnung über den Landkreis erscheint indes sachgerecht, da der Gefahrgutzug überörtlich eingesetzt wird.“ In Leonberg ist man derzeit dabei, den Wechsellader und den Abrollbehälter zu besorgen, die entsprechenden Anträge wurden gestellt.

Immer mehr Gefahrguttransporte auf den Straßen

Mit der neuen Ausrüstung und dem gemeinsamen Einsatzkonzept soll auch den gestiegenen Anforderungen an diese Feuerwehren Rechnung getragen werden. Die Region ist dichter besiedelt, es gibt mehr Verkehr und auch mehr Gefahrguttransporte. Diese kamen früher nur dort vor, wo auch entsprechende Risikobetriebe vorhanden waren.

Doch das Material allein reicht natürlich nicht, auch die entsprechende Ausbildung und Übungen gehören zum Konzept. So gibt es bereits seit Jahren die Umweltschutzzüge Nord und Süd, die allerdings bislang über unterschiedliche Ausrüstungen verfügten. Zum Zug Nord gehören die Feuerwehren Leonberg und Sindelfingen sowie das THW Leonberg, die im vergangenen Jahr drei Großübungen gemeinsam durchgeführt haben. „Da sind wir sehr stolz drauf“, sagt Vize-Kommandant Rometsch.