Der Mann, der am Dienstag in einem Nürtinger Gymnasium ein Mädchen überfallen und gefesselt hatte, hat sich der Polizei gestellt. Das Motiv ist zurzeit noch unklar. Der Mann ist offenbar psychisch angeschlagen.

Nürtingen - Siebeneinhalb Stunden, nachdem eine Schülerin des Max-Planck-Gymnasiums in Nürtingen (Kreis Esslingen) gefesselt worden ist, hat sich am Dienstag kurz vor 20 Uhr ein 27 Jahre alter Mann in Stuttgart gestellt. „Er ist auf die Polizeiwache gekommen und hat gesagt, dass er derjenige ist, den die Polizei Nürtingen sucht“, so ein Polizeisprecher. Beamte des zuständigen Präsidiums Reutlingen hätten den Mann daraufhin abgeholt.

 

Wegen des Verdachts auf versuchten Menschenraub ist der Nürtinger am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt und in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert worden. Ein schlüssiges Motiv für die Tat habe der offenbar psychisch angeschlagene 27-Jährige bisher nicht genannt. Laut Polizeiangaben ist der Verdächtige kein unbeschriebenes Blatt. Er sei bereits wegen Körperverletzungsdelikten aufgefallen.

Versucht, das Mädchen in eine große Tasche zu zwängen

Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen spielte sich der Angriff am Dienstag wie folgt ab: Die Schülerin ging noch während des Unterrichts gegen 12.20 Uhr zur Toilette. Beim Verlassen des Klos passte ein Unbekannter die 15-Jährige ab und hielt sie fest. Die junge Frau begann zu schreien, worauf der Angreifer ihren Kopf mit Klebeband mehrfach umwickelte. Der Mann fixierte Hände und Füße des Mädchens und zerrte es in eine Toilettenkabine, in der seine große schwarze Tasche stand. Er versuchte, sein Opfer in diese Tasche zu zwängen, was aber misslang. Der Täter ergriff daraufhin die Flucht. Minuten später entdeckten Schülerinnen das gefesselte Mädchen. Um 12.34 Uhr ging bei der Polizei der Notruf ein, an der Fahndung waren Streifenwagen und ein Hubschrauber beteiligt.

Die 15-Jährige wurde bei dem Angriff laut der Polizei nicht verletzt. Allerdings musste die Schülerin psychologisch betreut werden. Eine Schulsozialarbeiterin kümmerte sich auch um andere Schüler. „Wir haben das gut aufgearbeitet“, sagte am Mittwoch die Rektorin des Max-Planck-Gymnasiums (MPG), Ulrike Zimmermann. „Die Stimmung normalisiert sich“, und der Unterricht finde wieder regulär statt. Mehr wollte die Schulleiterin nicht sagen.