„Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern“, schrieb Bernhard von Clairvaux. Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen Ihnen jeden Montag Besonderheiten aus den Wäldern rund um Stuttgart vor: Sprechende Bäume.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Bemerkenswert, wie viele Waldfans es unter unseren Leserinnen und Leser gibt. Sie machen uns auf Besonderheiten in den Wäldern rund um Stuttgart aufmerksam – ebenso wie auf zahlreiche Texte und Veröffentlichungen, die dem Wald gewidmet sind.

 

Streifzug durch den Rotwildpark

Zwei Empfehlungen geben wir an dieser Stelle gerne weiter. Zum einen den Hinweis auf Buch, das sich als ausdrückliche Liebeserklärung an den Wald versteht, geschrieben von Peter Wohlleben. Der gelernte Förster berichtet in seinem Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ (Ludwig Verlag, 224 Seiten) von ungeahnten Fähigkeiten der Bäume – beispielsweise von ihrer Fähigkeit, mittels Duftstoffen miteinander zu kommunizieren, um sich gegenseitig vor Insekten zu warnen. Dass Bäume auch Sonnenbrand bekommen können, dürfte ebenfalls ein bisher gut gehütetes Geheimnis des Waldes sein.

Die zweite Empfehlung betrifft einen im Alphar Verlag veröffentlichten Bilderband: „Die Jahreszeiten im Stuttgarter Rotwildpark“ des in Leonberg wohnhaften Fotografen Gary Duszynski. Den Fotografien sind Gedichte und Aphorismen von Schriftstellern beigefügt, „die dazu beitragen können, das Wesen des Waldes mit anderen Augen zu sehen“, wie der Leiter des Nationalparks Nordschwarzwald, Thomas Waldenspuhl, im Vorwort zu dem 100-seitigen Fotobuch schreibt. „Heute haben es die Poeten des Waldes schwer. Wald und Poesie aber bedürfen der Reflexion, der Vertiefung und liebevollen Betrachtung.“

Urwüchsige Bäume

Zum Rotwildpark selbst, den Duszynski zu jeder Jahreszeit durchstreift hat, bemerkt Waldenspuhl: „Was diesen Wald für mich so wertvoll macht, ist sein Inbegriff der Hoffnung für unsere Zukunft, denn er ist ein konkretes Beispiel für einen erfolgreichen Generationenvertrag. Diese urwüchsigen Bäume sind Zeugen für die Kontinuität der Verantwortung des Menschen für eine nachhaltige und lebenswerte Umwelt.“

Apropos kommunizierende Bäume und Baum-Poesie: Leserin Traute Ziegler aus Stuttgart weist auf das Gedicht „Bäume im Wald“ von Heinz Erhardt hin:

„Bäume, die lange zusammenstehen

können sich bald nicht mehr riechen

und sehen,

weshalb oft Tannen, ja manchmal

selbst Eichen,

wünschen, sie könnten ganz heimlich

entweichen;

doch – da sie fest mit dem Erdreich

verbunden

kraft langer Wurzeln, die man unten

gefunden

und deshalb stehen müssen stramm

wie Soldaten –

müsse sie leider des Wunsches entraten.

Welche Waldgeheimnisse kennen Sie? Wir sind gespannt. Schreiben Sie uns per Mail: lokales@stzn.de oder per Post: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Wald.